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Tokio Hotel on Tour

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Tokio Hotel, die vierköpfige Band aus Sachsen-Anhalt, ist der Hype der Stunde. Und wo ihr Name steht, ist das Wort „Phänomen“ nicht weit. Krei-schen und Kollpas blieben auch in Wien nicht aus.

Gestern war für sie in der Wiener Stadthalle die vorletzte Station ihrer Schrei-Tour, und wie erwartet sorgte ihre bloße Präsenz für Kreischen und so manchen Kollaps. Musikalisch boten sie wenig überraschenden Rock der alten Schule. Im Fall Tokio Hotel gilt ohnehin, dass die Botschafter wichtiger als die musikalische Botschaft sind.

Wie gewohnt warteten ihre Anhänger schon Stunden vorher, um dann die Halle zu stürmen. Die im Rahmen der Tokio Hotel-Konzerte auftretenden Schwächeanfälle blieben natürlich auch nicht aus. Laut Angaben des anwesenden Arbeiter-Samariterbund benötigten 192 Konzertbesucher ärztliche Versorgung. Dies sei allerdings nicht außergewöhnlich, die Mischung aus Aufregung und Erschöpfung fordert nun einmal ihren Tribut, so war das seit den Beatles, meinte Herbert Hofman.

Die Frage „Seid ihr mit uns?“ trieb die Dezibelwerte zu Konzertbeginn jedenfalls auf Rekordhöhe, als die mehrheitlich weiblichen Fans ihre Antwort erschallen lassen, glücklich, dass der Monsun endlich auch Wien erreicht hat. Sänger Bill Kaulitz (16), Projektionsfläche der Teenagerträume, hat sein Publikum fest in der Hand. Eine junge Konzertbesucherin durfte sich sogar neben ihn stellen und die letzten Passagen der Hit-Single „Schrei“ mitsingen – das Kreischen bekam da einen leicht neidischen Unterton.

Nach etwa einer Stunde hatte der Spuk jedenfalls sein Ende. Einige Eltern hatten sichtlich genug und zogen den aufgebrachten Nachwuchs schon wieder in Richtung des austapezierten Kinderzimmer, bevor Tokio Hotel nach nicht einmal drei Minuten zur obligatorischen Zugabe ansetzten und einen neuen Song zum Besten gaben.

Für die mutige Minderheit der Eltern, die mit im Saal anwesend waren – die Mehrheit hielt sich in den umliegenden Lokalitäten schadlos und sorgte für Umsatzplus – war der Gig wohl fast so anstrengend wie für ihre Kinder. Zumindest wurde ein Vater gesichtet, der hochrot und schwitzend selbst dem Kollaps nahe war.

So ging ein an sich wenig erstaunlicher Konzertabend zu Ende, die Fans bekamen, was sie erwarteten – die Erwartung der Zielgruppe wurde auch live erfüllt. Tokio Hotel, mit ihrer halben Million an verkauften Platten, sind nicht unbedingt ein Phänomen, sondern ideale Projektionsfläche ihrer pubertierenden Fans und spiegeln deren Gefühlswelt gekonnt wieder, nicht mehr und nicht weniger – „Music for the Mädchen“ eben. Und „Musik“ und „Geschäft“ wurde auch schon vor ihnen zusammen geschrieben.

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