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Todesfall sorgt für Aufruhr in Kleingemeinde

Schnifis - Ein mysteriöser Todesfall in einer ehemaligen Drogentherapiestation sorgt in der idyllischen Walgaugemeinde Schnifis seit Monaten für Gerüchte.

Jetzt, nach umfassenden „VN“-Recherchen, wird klar: Der erst 14-jährige Bursch aus Ober­österreich, der in der Nacht zum 19. April tot in seinem Zimmer aufgefunden worden war, starb an einer Überdosis Heroin.

Obduktion

Nach Angaben der Polizei deutete zunächst nichts auf einen Drogentod hin. Erst eine gerichtsmedizinische Obduktion Ende August brachte Gewissheit. Das Ergebnis des Gutachtens wurde gestern von der Sicherheitsdirektion auf Nachfrage der „VN“ bestätigt. Der 14-jährige, schwer übergewichtige Jugendliche kam im Frühjahr 2008 zusammen mit seiner alleinerziehenden Mutter nach Schnifis. „Der Jugendliche war kein Klient, wir haben ihm und seiner Mutter lediglich eine Unterkunft angeboten, weil ihnen sonst nirgendwo Hilfe zuteil wurde“, sagt der Psychotherapeut, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Der Jugendliche sei außerdem von zwei Fachärzten und Psychologen betreut worden. Er, so sagt der Psychotherapeut selbst, stelle mittlerweile nur Wohnraum für in Not geratene Menschen zur Verfügung und halte Seminare ab. Der Todesfall sei tragisch, habe aber nichts mit seiner Arbeit als Psychotherapeut zu tun. Bereits vor sechs Jahren war die Einrichtung in die Schlagzeilen geraten. Die ehemals viel gelobte und vom Land unterstützte Therapieeinrichtung zur Nachbetreuung von Dogenkonsumenten wurde damals unter anderem von Bürgermeister Andreas Amann und vom Drogenbeauftragten des Landes, Primar Reinhard Haller, unter Beschuss genommen. Von „unhaltbaren Zuständen“ sowie vom nichteinhalten von Vereinbarungen mit dem Land“, war damals die Rede. Auch ein offizieller Prüfbericht fiel schlecht aus, das Land stellte schließlich die Zuweisung von Klienten ein, der Psychotherapeut sperrte die Drogenstation zu und sattelte auf das Gebiet der Jugendbetreuung um. Was der Leiter der ehemaligen Therapiestation jetzt macht, weiß offenbar niemand so genau. Auf der Internetseite des Landes Vorarlberg findet sich die Einrichtung beispielsweise immer noch unter der Liste der anerkannten Einrichtungen nach dem Spitalbeitragsgesetz.

Kritik von Gemeindechef

Für den Schnifner Bürgermeister Andreas Amann hat sich seit seinem Vorstoß im 2003 wenig verändert. Er hält an seiner Kritik fest. „Es ist doch sehr verwunderlich, wenn ein Jugendlicher in einer Betreuungseinrichtung an einer Überdosis stirbt. Ich habe den Eindruck, dass die Klienten fachlich nicht ausreichend betreut werden.“ Ganz anders sieht das die Mutter des verstorbenen Jugendlichen – sie meldete sich am Freitag­abend in der „VN“-Redaktion. „Mein Sohn war sehr glücklich in Schnifis und machte große Fortschritte“. Den plötzlichen Drogentod ihres Sohnes kann sie nicht verstehen. „Er hatte mit Drogen nichts zu tun.“

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