Wie polarisierend der österreichische Politiker tatsächlich auf die Öffentlichkeit gewirkt hat, wird dabei nicht zuletzt durch die großen inhaltlichen und formellen Unterschiede der Kommentare deutlich. So musste etwa die Online-Redaktion der österreichischen Tageszeitung “Der Standard” ein entsprechendes Forum zum Thema eigenen Angaben zufolge “auf Grund sehr vieler pietätloser Postings” schließen. Aber auch die Tageszeitung “Die Presse” verzichtete aus ähnlichen Gründen auf ihrer Seiten auf Forenbeiträge. Dass dies aber nur die eine Seite der Medaille ist, beweist die hohe Zahl an Kondolenzbüchern, die seit dem Bekanntwerden des Unfalls im Internet aus dem Boden geschossen sind. So haben bereits zigtausende Nutzer ihre Trauer über das Ableben des BZÖ-Politikers online bekundet.
“Die User-Kommentare, die bei uns eingetroffen sind, waren einfach unzumutbar. So etwas wollen wir nicht auf unserer Seite”, erklärt Gerlinde Hinterleitner, Chefredakteurin der Online-Redaktion des Standard, im Gespräch mit pressetext. Nach dem Erscheinen des ersten Beitrags zum Tod Haiders gegen 5.20 Uhr seien die eingehenden Postings noch großteils “okay” gewesen. “Gegen 11.00 Uhr war die Situation aber aufgrund der großen Zahl pietätloser Meldungen einfach nicht mehr zu beherrschen und wir sahen uns dazu gezwungen, das entsprechende Forum zu schließen”, schildert Hinterleitner. Aus heutiger Sicht sei diese Entscheidung sicherlich die richtige gewesen. “Wir wollen anständige Diskussionen in unseren Foren. Nutzer, die bei uns einen Kommentar abgeben wollen, müssen sich an unsere Foren-Richtlinien halten. Diese sind auf unserer Webseite für jeden ersichtlich”, betont Hinterleitner.
“Derartige Grenzüberschreitungen passieren im Internet wesentlich häufiger als in anderen Medien. Aufgrund der Möglichkeit anonym zu bleiben, übertreten die Nutzer die Grenzen viel leichter”, meint Hinterleitner. Mittlerweile habe man wieder ein Forum zum Tod Haiders eröffnet. “Die aktuelle Version wird aber von der Redaktion moderiert. Das bedeutet, dass unsere Mitarbeiter eingehende Postings kontrollieren und ungeeignetes Material gelöscht wird”, so Hinterleitner. Dass das Internet aber nicht nur als anonymes Lästerwerkzeug missbraucht werden kann, beweist die überaus rege Anteilnahme der Web-Nutzer in Online-Kondolenzbüchern. Allein auf der offiziellen Seite der Kärntner Landesregierung sind mittlerweile rund 11.750 Trauerbekundungen eingegangen. Auch ähnliche Angebote auf der BZÖ-Homepage und auf der Internetseite der Tageszeitung “Österreich” werden von der Anteilnahme trauernder Bürger überflutet.
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch beim österreichischen TV-Sender ORF. Dieser hatte bereits kurz nach Bekanntwerden von Haiders Tod sein On-Demand-Videoangebot auf seiner Webseite erweitert und die aktuellen Sondersendungen online gestellt. “Wir haben zwar noch keine konkreten Zahlen vorliegen, unsere Server wurden am Wochenende aber besonders stark beansprucht, was auf eine intensive Nutzung der On-Demand-Angebote schließen lässt”, heißt es dazu aus der ORF-Online-Redaktion gegenüber pressetext. Der ORF-Moderator Armin Wolf sorgte indessen mit seiner nicht unkritischen politischen Berichterstattung für Aufregung. Er habe “selten so viele empörte Mails von Zuschauern bekommen wie zur Sondersendung über den Tod von Jörg Haider”, nimmt Wolf ebenfalls online im ZIB2-Blog Stellung. Nach einem solchen Unfall gehöre das Mitgefühl selbstverständlich den Hinterbliebenen. Letztendlich lasse sich “ein Politiker wie Jörg Haider aber in einer Sendung wie der ZiB 2 nicht unkritisch würdigen”, so die Argumentation Wolfs.
Quelle: Pressetext.at
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