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Thomas ist nicht mehr sprachlos

Thomas Schmucker übt mit Reinhard Wohlgenannt an seinem Kommunikations-Computer.
Thomas Schmucker übt mit Reinhard Wohlgenannt an seinem Kommunikations-Computer. ©A J. Kopf
Computer ermöglicht erstmals Kommunikation

Spezialcomputer gibt Betreutem der Lebenshilfe in Hard eine Stimme

Thomas Schmucker aus Fußach hat erstmals in seinem Leben die Chance, sich klar und für alle verständlich auszudrücken. Der 38-jährige kann nicht sprechen und seine Hände nicht kontrollieren. Seit einigen Wochen wissen alle in der Lebenshilfe Hard-Rheindelta genau, was Thomas will und was nicht und er kann auch beim Einkauf „sagen“, was er sich wünscht.

Möglich gemacht wird das durch den Kommunikations-Computer „My Tobii“.Die schwedische Entwicklung, die auch am Rollstuhl befestigt werden kann, reagiert auf Befehle der Augen. Thomas Schmucker hat den teuren Computer selbst finanziert, es gab Beiträge vom Land und von Versicherungen. Der Restbetrag, der Thomas gefehlt hat, wurde durch Sammlerinnen aufgebracht sowie durch eine besondere Aktion der HTL Dornbirn. Deshalb waren Sammlerinnen und die Initiatorinnen der Schulaktion zu einer besonderen Vorführung eingeladen. Wolfgang Metzler, Obmann der Lebenshilfe Hard-Rheindelta, bedankte sich herzlich bei allen Beteiligten..

In der Werkstätte der Lebenshilfe in Hard stellte Thomas vor, wie er allein mit seinen Blicken mit der Umwelt in Kontakt tritt. Dazu bietet „My Tobii” verschiedene Möglichkeiten. Schaut Thomas konzentriert auf das Bild mit dem Kaffee, spricht der Computer dieses Wort an seiner Stelle deutlich aus. Beim Einkauf, die Betreuer wissen es, geht der Blick meist sofort zur Cola . . . Thomas schaltet seine Lieblingsmusik selbständig ein und aus, er kann sagen, ob er Durst hat oder Hunger, er kann bestimmte Mitarbeiterinnen der Werkstätte rufen und sich im Wohnhaus verständlich machen.

Der 20.000 Euro teure „My Tobii“ kann noch viel mehr. Das Programm lässt sich mit einer Fernbedienung verbinden, das TV-Programm wird so per Blickkontakt gesteuert. Menschen, die Schriftsprache beherrschen, versenden mit seiner Hilfe E-Mails, schreiben Briefe und bewegen sich im Internet.

Thomas Schmucker übt fleißig, unterstützt durch Lebenshilfe-Mitarbeiter Reinhard Wohlgenannt. Immerhin muss er sich sehr konzentrieren, damit seine Blicke die richtigen Befehlsfelder erfassen und lange genug darauf verweilen. Dieser unerwartete Zugang zur Außenwelt hat den jungen Mann, der früher oft teilnahmslos im Rollstuhl sitzen musste, auch erheblich beweglicher gemacht. So ist es etwa seine neue Aufgabe, bestimmte Listen in der Werkstätte zu verteilen. „Natürlich hätten wir das selber rascher erledigt. Tempo ist aber nicht so wichtig, sondern dass Thomas etwa gelernt hat, den Lift zu bedienen und seine Aufgabe selbständig erledigt.“ Das berichtet Andrea Frieb, die Leiterin der Werkstätte in Hard.

Frauen, die in Hard und in den Rheindeltagemeinden an der Haussammlung für die Lebenshilfe beteiligt gewesen sind, freuten sich über den tollen Erfolg. Auch Andrea Romagna-Miessgang und Prof. Andrea Grabher von der HTL Textil Dornbirn zeigten sich begeistert über die Möglichkeiten. Sie hatten im Vorjahr mit Schülerinnen einer Klasse „Vögel am See“ geschaffen. Die Objekte wurden versteigert, der Reinerlös deckte einen Teil der Kosten für den Spezialcomputer ab.

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