Menschen mit bestimmten Erbanlagen haben ein besonders hohes Risiko, an einer Herzschwäche zu erkranken, wenn sie mit Anthrazyklinen behandelt werden, wie Experten des Nationalen Genomforschungsnetzes herausfanden. Wenn sich dieses Ergebnis bestätigen lässt, könnte in der Zukunft die Gefährdung der Patienten mit einem einfachen Gen-Test vor Therapiebeginn bestimmt und die Behandlung dementsprechend angepasst werden.
Von den etwa 200.000 Krebspatienten, die beispielsweise in Deutschland jährlich mit Anthrazyklinen behandelt werden, entwickeln ungefähr 10.000 bis 12.000 eine Herzschwäche, die häufig tödlich endet. Die Forscher untersuchten nun die Gene von insgesamt rund 1.700 Patienten, die unter einer Form von Lymphdrüsenkrebs leiden, dem Non-Hodgkin-Lymphom.
Dabei fanden die Wissenschaftler fünf Erbanlagen, die nach Anthrazyklin-Einnahme das Risiko eines Herzversagens erheblich erhöhen. Drei davon begünstigen die Entstehung von giftigen Sauerstoffverbindungen in der Zelle, wenn gleichzeitig Anthrazykline vorliegen. Da Herzmuskelzellen kaum Enzyme besitzen, die die Sauerstoffverbindungen beseitigen, richten diese bei ihnen besonders großen Schaden an.
Zwei weitere genetische Varianten betreffen Transport-Proteine in der Außenmembran der Zellen. Anthrazykline, die nicht nur für Krebszellen, sondern auch für normale Körperzellen giftig sind, werden normalerweise über solche Transportproteine schnell aus der Zelle herausbefördert. Dieser Schutzmechanismus funktioniert bei einigen Menschen nicht optimal, was vor allem die Herzmuskel-Zellen schwächen könnte.
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