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The Kindness of Strangers - kleine Wunder unter Fremden: Kritik und Trailer zum Film

Mitten im Winter treffen sich mehrere Fremde in New York: Mit ihren Söhnen flieht Clara (Zoe Kazan) vor dem gewalttätigen Ehemann. Sie hat nur noch ihr Auto und schleicht sich auf Partys, um Häppchen zu stehlen. Sie lernt den Ex-Häftling Marc (Tahar Ramin) und die Krankenschwester Alice (Andrea Riseborough) kennen. Ihre Geschichten laufen im "Winter Palace" zusammen, dem russischen Restaurant von Timofey (Billy Nighy).

Clara, Alice, Jeff, Marc: Vier junge Menschen, deren Schicksale sich in New York verbinden, vier Menschen an einer Bruchlinie ihres Lebens. Die Geschichte "The Kindness of Strangers" der dänischen Regisseurin Lore Scherfig verbindet zwar die Fäden kunstvoll, bisweilen aber allzu künstlich. Am Freitag kommt der heurige Berlinale-Eröffnungsfilm in die heimischen Kinos.

The Kindness of Strangers: Kurzinhalt zum Film

Der Film begleitet eine junge Frau (Zoe Kazan) mit ihren beiden Söhnen auf der Flucht vor dem gewalttätigen Vater durch New York. Sie kommen nirgends unter, sind auf Diebstahl und Nachtruhe unter einem Restaurantklavier angewiesen. Dem ungeschickten Jeff geht es nicht anders, er wird noch rechtzeitig vor dem Erfrieren von der Straße geholt. Marc hingegen schafft es durch Zufall zum Restaurantleiter, und Alice als Bindeglied zur etablierten Welt arbeitet neben ihrem Job im Krankenhaus als Leiterin einer Selbsthilfegruppe.

"The Kindness of Strangers" kann als Seismograf für die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft gesehen werden, für das Hineinschwappen prekärer Lebensverhältnisse bis in den Mittelstand. Die einen Arbeitsplatz haben, fürchten um ihn, andere brauchen gleich mehrere, um überleben zu können. Dementsprechend wird kein liebenswertes, sondern ein schmutziges, gehetztes New York gezeigt. Nicht von ungefähr heißt der Hauptspielort, das Restaurant, "Winter Palace", wie auch der raue Winter der Handlung folgend einem milden Frühling weicht.

The Kindness of Strangers: Die Kritik

Doch kommen dem Zuschauer die Charaktere in ihrer Schwarz-Weiß-Zeichnung nicht nahe, da helfen auch schmachtendes Streichorchester und große Kinderaugen nichts. Manches wirkt plakativ, etwa wenn Alice in den therapeutischen Sesselkreis hinein fragt, warum die Teilnehmer nicht nett zueinander sind und dann eine Besserungspredigt hält, wie man sie von Hollywoodstreifen mit Sendungsauftrag kennt. Die zahlreichen zufälligen Begegnungen machen nicht nur die Stadt zum Dorf, sondern aus der Handlung ein nicht recht realistisches Märchen.

Vielleicht hätte es gereicht, nur eine statt viele Geschichten zu erzählen. Trotzdem wird "The Kindness of Strangers" sein Publikum finden. Nicht nur wegen der Bilder aus dem verschneiten New York, die durchaus ihren Reiz haben. Sondern auch wegen des Gedankens hinter dem Film. Wer kann schon etwas gegen das große Plädoyer für mehr Güte sagen, so kurz vor Weihnachten?

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(APA/Red)

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