Teuerung: Kindergärtnerinnen bemerken Belastung bei Familien

Rund 16 Prozent der Pädagoginnen und Pädagogen bemerkten dies in ihrer Einrichtung "stark", 45 Prozent "ein wenig", zeigt eine am Montag präsentierte Studie von Volkshilfe und Kinderfreunden. Viele Fachkräfte fühlen sich für den Umgang mit armutsbetroffenen Familien nicht ausreichend ausgebildet.
368.000 Kinder und Jugendliche von Armut betroffen
Laut aktuellen Zahlen sind in Österreich 368.000 Kinder und Jugendliche von Armut betroffen - die derzeitige Teuerung ist dabei noch gar nicht inkludiert, meinte Judith Ranftler von der Volkshilfe bei einer Pressekonferenz. In der Praxis äußere sich das dadurch, dass sich deren Familien materielle Dinge wie Kindergartenkosten, Ausflüge oder Hortbeiträge nur schwer leisten können. Dazu komme, dass sie im sozialen Bereich weniger Kontakte und Freundschaften haben, im Regelfall kürzere Bildungsverläufe und eine schwierigere gesundheitliche Situation.
Kindergärtnerinnen bemerken Belastung bei Familien
Für ihre Studie befragten die beiden SPÖ-nahen Organisationen im August und September 540 Kindergarten-Fachkräfte online, wobei die Bundesländer nicht gleichmäßig vertreten waren. So kamen rund 56 Prozent der Respondentinnen und Respondenten aus Wien, aus Vorarlberg und dem Burgenland dagegen kaum Antworten.
Familienarmut bei der Ausstattun der Kinder bemerkbar
Im Arbeitsalltag wurden Kinder- bzw. Familienarmut vor allem bei der Ausstattung der Kinder (59 Prozent), der Kindergartengebühr (43 Prozent), den Kosten für Zusatzangebote wie etwa Englisch (41 Prozent) und Zahlungsproblemen bei den Betreuungskosten (38 Prozent) wahrgenommen. Immerhin knapp ein Viertel hat im Kindergartenjahr 2021/22 bereits erlebt, dass ein Betreuungsplatz gekündigt wurde, weil die Familie die Betreuung nicht mehr bezahlen konnte.
Kindergartenpädgogen fühlen sich nicht ausreichend vorbereitet
Viele Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen fühlen sich auch für den Umgang mit armen Familien durch ihre Ausbildung nicht ausreichend vorbereitet: 35 Prozent nannten ihre Vorbereitung darauf "nicht genügend", 20 Prozent griffen zum "genügend". "Gut" ausgebildet fühlten sich nur 15 Prozent, 25 Prozent bewerteten dies "befriedigend".
Familienarmut nimmt zu
Laut Kinderfreunde-Vorsitzendem Jürgen Czernohorszky nimmt die Familienarmut zu - das sehe man in der täglichen Arbeit in den Einrichtungen. "Die beste Waffe gegen Armut ist, sie abzuschaffen." Daher unterstütze man auch das Volkshilfe-Modell der Kindergrundsicherung. Für die Kindergärten brauche es außerdem eine Mrd. Euro als "Akutpaket", bundeseinheitliche Standards sowie eine Reform der Ausbildung - das derzeitige Modell führe dazu, dass es zu wenig Personal gibt.
Die Kinderfreunde bieten in einer Broschüre einen Überblick, wie man mit dem Thema Armut im Kindergarten umgehen kann - vom Anbieten einer Tauschbörse im Foyer bis hin zu Liedern und Spielen, mit denen Armut bearbeitet werden kann.
(APA/Red)
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