Ein im benachbarten Hönefoss angefordertes Polizeischiff habe sich für den Transport der Beamten als ungeeignet erwiesen, teilte die Polizei am Sonntag mit.
“Mit so vielen Menschen und Ausrüstung an Bord lief das Boot voll Wasser, und der Motor setzte aus”, beschrieb Einsatzleiter Erik Berga die Polizeipanne am Freitag. Das erklärt, warum der 32 Jahre alte mutmaßliche Massenmörder Anders Behring Breivik nach neuesten Berechnungen der Polizei 60 Minuten lang Zeit hatte, 86 Menschen kaltblütig zu erschießen.
Sie könne Kritiker verstehen, die den Sicherheitskräften ein zu langes Zögern vorwürfen, erklärte die Polizeichefin von Hönefoss, Sissel Hammer. “Ich bitte um Verständnis, dass es seine Zeit braucht, um eine Spezialeinheit in Marsch zu setzen”, sagte Hammer. “Das Personal muss alarmiert werden, es muss Schutzkleidung anlegen, sich bewaffnen und sich dann zum Tatort aufmachen.”
Die “Delta” genannte Anti-Terror-Einheit legte die 45 Kilometer lange Strecke von Oslo nach Utöya im Auto zurück, was Oslos amtierender Polizeichef Sveinung Sponheim am Samstag so begründete: “Im Auto ging es schneller, ein Hubschrauberflug hätte zu lange gedauert.” Der einzige zur Verfügung stehende Helikopter parkte auf dem rund 50 Kilometer südlich von Oslo gelegenen Flughafen Rygge. Utöya liegt nordwestlich der Hauptstadt. In der norwegischen Polizei wird seit langem kritisch angemerkt, dass es der “Delta”-Einheit an Transportmöglichkeiten mangelt.
Bei ihrem Eintreffen griff die Spezialeinheit auf Boote von Freizeitkapitänen zurück, um nach Utöya übersetzen zu können, sagte Berga. Dort ergab sich Breivik den Elitepolizisten.
Polizeikreisen zufolge wird in der Polizei heftig darüber diskutiert, ob die Ortskräfte nicht früher hätten eingreifen müssen. Die erste Meldung über den Angriff des in einer Polizeiuniform gekleideten Rechtsextremisten ging nach einer offiziellen Übersicht um 17.27 Uhr bei der Polizei in Hönefoss ein. Die ersten Beamten trafen 25 Minuten später am Bootssteg zur Überfahrt nach Utöya ein, mussten aber “auf ein zuverlässiges Boot warten”. Die Sondereinheit erreichte den Anleger um 18.09 Uhr und brauchte 16 Minuten bis zur Insel. Zwei Minuten danach ließ sich Breivik widerstandslos festnehmen.
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