Sein Ruf als Unterwasserpionier, Meeresforscher und Mitbegründer des Sporttauchens ist ungebrochen, auch wenn Hans Hass eigentlich die Taucherei als Hauptberuf vor über 45 Jahren an den Nagel gehängt hat. In der Öffentlichkeit gilt der Wiener auch zu seinem 90. Geburtstag am 23. Jänner immer noch als Österreichs Parade-Unterwasserforscher, der etwa für seine Arbeiten über Haie und seine prämierten “Abenteuer im Roten Meer” berühmt ist. Hingegen blieb Hass die Anerkennung in der wissenschaftlichen Welt als Theoretiker – als solcher arbeitete er in der zweiten Hälfte seines Berufslebens – versagt. So konnte er sich etwa mit seiner “Energontheorie” nicht durchsetzen.
“Ein Leben lang auf Expedition” titelte Michael Jung seine 1994 erschienene Biografie über Hans Hass. Das ist zugleich auch das Credo des Wieners. “Ich war und bin stets auf der Suche nach dem Neuen, nach Dingen, die andere nicht machen”, sagte Hass einmal. Zur weltweiten Legende wurde Hass durch seine zum Großteil selbst finanzierten Forschungsreisen. Mehrere Kinofilme und viele Vorträge auf der ganzen Welt spielten die Kosten u.a. für zwei Expeditionen mit seinem aufwendig und eigens für wissenschaftliche Zwecke adaptierten Schoner “Xarifa” ein. Von Anfang an mit von der Partie war stets seine Assistentin und spätere Frau Lotte Baierl.
Weltweit im Einsatz
Die Reisen führten Hass und seine jeweilige Crew in die Ägäis, ins Rote Meer, nach Polynesien, Australien, zu den Galapagos Inseln und in den Indischen Ozean. Neben prämierten Kino- und TV-Filmen – Hass bekam 1951 für “Abenteuer im Roten Meer” den ersten Preis der Biennale Venedig, für seine Naturaufnahmen erhielt er die Auszeichnung “Outstanding Underwater Photographer of the Year 1959” in Los Angeles und 2004 den “Christopher Parsons Award” beim “Wildscreen”-Filmfestival in Bristol – entstanden aus diesen Forschungsreisen zahlreiche Bücher. Mit Irenäus Eibl-Eibesfeldt, der als junger Wissenschafter an Hass’ Reisen teilnahm, schrieb er das Buch “Neue Wege der Humanethologie” (1967). Gemeinsam mit dem Verhaltensforscher hat sich Hass auch für die “Ehrenrettung” des zur “mörderischen Bestie” hoch stilisierten Hais eingesetzt. Nach Hass wurden 1959 die bei den Malediven entdeckten Röhrenaale benannt (“Xarifania hassi”, heute “Heteroconger hassi”).
Nach 1960 und dem Verkauf der “Xarifa” hat sich Hass der Theoretischen Biologie zugewandt. Sein Interesse galt dem Studium der Evolution des Lebens, der Entstehung des Menschen, seiner Wirtschaftsformen und seiner staatlichen Organisation. Er verfasste zwar auch weiterhin Bücher über seine Arbeiten und Theorien, doch Aufsätze in wissenschaftlichen Fachzeitschriften blieben eher die Ausnahme. Dies ist nach Ansicht von Beobachtern auch der Knackpunkt, warum etwa Hass’ Energontheorie in der wissenschaftlichen Welt praktisch nie ernsthaft diskutiert wurde.
Energie
Wie der Name “Energon” schon andeutet, spielt Energie in der Hass’schen Theorie die Hauptrolle. Ein Organismus kann nur dann überleben, wenn er Energie im Überschuss erwirtschaftet, also mehr aufnimmt als er verbraucht, lautet eine zentrale Aussage der Theorie. Und das Gleiche gilt auch für vom Menschen geschaffene, künstliche Einheiten. Auch Wirtschaftsbetriebe müssen mehr Energie – in welcher Form auch immer – erwerben als verbrauchen, wenn sie überleben wollen. “Der Mensch wurde zum ‘Hyperzeller’, er hat sich mit seinen Werkzeugen und Organisationen gleichsam neue Organe außerhalb seines Körpers geschaffen und damit seinen kometenhaften Aufstieg begründeten”, so Hass. Diese neuen Organe haben zudem den Vorteil, dass er sie im Gegensatz zu natürlichen Organen ablegen und austauschen kann.
In seinem 1970 erschienenen Werk “Energon – Das verborgene Gemeinsame” vergleicht Hass etwa Fabriken mit Organismen. “Beides sind arbeitsteilige Systeme, die Mitarbeiter einer Fabrik erfüllen ähnlich wie Organe im Körper Spezialaufgaben”, so der Biologe. Auch im “rücksichtslosen Konkurrenzkampf” sieht Hass eindeutige Parallelen zwischen Natur und Wirtschaft und führte deshalb für energieerwerbende Systeme, egal ob natürlicher oder künstlicher Herkunft, den Begriff “Energon” ein. Mit seinen Erkenntnissen hat Hass vor allem in Wirtschaftskreisen Aufsehen erregt. So leitete er Seminare für Managementstrategie und betätigte sich als erfolgreicher Unternehmensberater.
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