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Tatortarbeit nach Grazer Amoklauf abgeschlossen

Bei der Tatrekonstruktion kam 3D-Lasertechnologie zum Einsatz.
Bei der Tatrekonstruktion kam 3D-Lasertechnologie zum Einsatz. ©APA/AFP
Die Tatortarbeit nach dem Amoklauf in einem Grazer Gymnasium ist abgeschlossen. Nun konzentrieren sich die Ermittlungen auf Zeugenaussagen sowie Datenauswertungen.
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Wie der Leiter des Landeskriminalamts Steiermark, Sabri Yorgun, am Donnerstag in der Pressekonferenz bereits erwähnt hat, ist die Tatortarbeit nach dem Amoklauf in einem Grazer Gymnasium großteils abgeschlossen. Sowohl die Tatrekonstruktion im Gebäude als auch die Spurensicherung seien beendet. Mit ein Grund, weshalb das so schnell ging, sei der Unterstützung aus dem Bundeskriminalamt zu verdanken. Es wurde eine sogenannte 3D-Laser-Tatortdokumentation vorgenommen.

3D-Lasertechnologie bei Ermittlungen nach Grazer Amoklauf eingesetzt

Dabei wird der Tatort gescannt, somit können auch Ortsunkundige ein räumliches Vorstellungsvermögen von den Verhältnissen bekommen wie die Tatortermittler selbst. Die Technologie, die seit 2020 im Einsatz ist, wurde bereits bei dem Wiener Terroranschlag eingesetzt.

Dadurch ist nicht nur die Möglichkeit gegeben, sich in einem einzelnen Raum, sondern auch in ganzen Anwesen mit mehreren Räumen frei zu bewegen, ohne den Tatort erneut betreten zu müssen. Ein großer Vorteil der Technologie ist, dass damit auch Einzelheiten noch nachträglich vermessen werden können, sollte dies im Zuge der weiteren Ermittlungen noch notwendig werden, führte das Bundeskriminalamt (BK) aus. Die 3D-Laser-Dokumentation gilt neben den Aufnahmen von Lichtbildern am Tatort als eine zusätzliche Dokumentationsart.

Zeugenbefragung und Datenauswertung nächste Schritte

Nun konzentrieren sich die Ermittler hauptsächlich auf die Befragung der mehr als 100 Zeugen. Außerdem werden die Daten ausgewertet - sowohl jene, die bei der Hausdurchsuchung in der Wohnung des Täters gefunden wurden, als auch jene von der Plattform, auf der Videos und Fotos für die Polizei hochgeladen werden können. Freitagvormittag waren 683 Dateien hochgeladen - davon 371 Videos, sagte Yorgun zur APA. Die Plattform bleibt weiter online und Zeugen können Dateien weiterhin unter https://upload.bmi.gv.at/ hochladen.

Die Polizei hat auch an anderer Stelle Einsätze zu verzeichnen: In der Siedlung in Kalsdorf im Bezirk Graz-Umgebung, in der der Täter gelebt hat, tummeln sich seit Tagen zahlreiche Medienvertreter aus dem In- und Ausland. Nachbarn fühlen sich bedrängt, weshalb Beamtinnen und Beamten bereits für Ordnung sorgen mussten.

Update aus den Spitälern

Aus den Krankenhäusern, die die elf Verletzten des Amoklaufs medizinisch versorgen, hieß es am Freitag, dass drei Patientinnen und Patienten nun doch erst im Laufe des Freitags von der Intensiv- auf die Normalstation des LKH-Universitätsklinikums verlegt werden dürften. Drei andere liegen bereits auf der Normalstation des LKH Graz. Am Donnerstag wurde aus sozialen Erwägungen jene Person, die am Standort West des LKH Graz II betreut wurde, zu den vier anderen Patienten des UKH Graz verlegt. Somit befanden sich mit Stand Freitagmittag sechs Patienten im LKH-Uniklinikum - fünf Jugendliche und ein Erwachsener - und fünf Patienten im UKH Graz. Eine Prognose, ob weitere Operationen notwendig sein werden, sei vorerst nicht möglich.

Spendenkonten für betroffene Familien eingerichtet

Die Stadt Graz hat mittlerweile ein offizielles Spendenkonto eingerichtet, um den Betroffenen des Amoklaufs "mit voller Solidarität" zur Seite zu stehen, wie es hieß. Das Spendenkonto sei durch Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) und im Einvernehmen mit der Direktorin ins Leben gerufen worden. "Wir werden sicherstellen, dass die Spenden zur Gänze bei den Betroffenen ankommen und sind in enger Abstimmung mit dem Elternverein", hieß es auf der Website der Stadt Graz. Der Empfänger lautet: Graz - Zusammenhalten Spenden BORG Dreierschützengasse. IBAN: AT59 1400 0009 1026 0197.

Unabhängig vom Spendenkonto hat Bürgermeisterin Kahr zugesagt, dass die Begräbniskosten für die Opfer des Amoklaufs aus städtischen Mitteln, konkret aus dem Budget der Bürgermeisterin, bezahlt werden. Angehörige können die Rechnung einfach ohne speziellen Antrag und ganz unkompliziert einreichen oder vorab die Kosten übernehmen und diese dann im Büro von Kahr im Rathaus geltend machen.

Auf der Crowdfunding-Plattform "GoFundMe" wurde ebenfalls eine Sammelaktion veröffentlicht: "Amoklauf Graz - Hilfe für die Hinterbliebenen Familien". "Wir sammeln Spenden - fair aufgeteilt und transparent, damit jeder Beitrag dort ankommt, wo er am dringendsten gebraucht wird. Die Spenden sollen helfen, die Bestattungskosten zu decken und die Überführung der Kinder in ihre Heimatstädte zu ermöglichen - ein letzter Weg in Würde", heißt es. Freitagvormittag wurden als bisher gespendete Summe gut 4.400 Euro angezeigt.

Obduktionen abgeschlossen

Die Obduktionen der elf Leichname sind zwar abgeschlossen, die Ergebnisse liegen allerdings noch nicht vor. Es seien noch weitere Gutachten einzuholen. Daher können bisher keine Obduktionsergebnisse bekannt gegeben werden, so Yorgun.

(APA/Red)

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