Es ist ein psychologisches Kammerspiel auf engstem Raum, das sich im neuen österreichischen Indie-Thriller "Taktik" zwischen einem Polizisten und einem Geiselnehmer abspielt. Der eine versucht Zeit zu gewinnen, der andere will sich seinen Weg in die Freiheit auch mit Gewalt erpressen. Dieses psychologische Kräftemessen hat das Regiepaar Hans-Günther Bücking und Marion Mitterhammer in Topbesetzung auf die dunkle Leinwand gebannt. Ab Freitag im Kino.
Taktik - Kurzinhalt zum Film
Mitterhammer und Bücking, die nach "Vanessa" (2015) mit "Taktik" ihren zweiten gemeinsamen Spielfilm vorlegen, haben sich dabei von einem wahren Vorfall inspirieren lassen, der sich 1996 in der Haftanstalt Graz-Karlau zutrug. Drei Häftlinge, die im Hochsicherheitsgefängnis einsitzen, nehmen im Gefängnisladen drei Frauen als Gefangene und drohen, diese mit selbst gebastelten Bomben zu töten, sollte ihre Forderung nach Lösegeld und einem Hubschrauber nicht erfüllt werden. Ihnen gegenüber steht der Diensthabende Fredi Hollerer, dem mit einem naiven Ansatz gelingen muss, die Verhandlungen so in die Länge zu ziehen, bis "der Spezialist" aus Wien angereist ist oder das Sonderkommando eingreifen kann.
Taktik - Die Kritik
Dass Duell ist dabei höchst unterschiedlich besetzt. Simon Hatzl - bereits mit hinreichender Polizeierfahrung aus der "Soko Donau" oder dem Wiener "Tatort" - ist der Einzelkämpfer am Telefon, der durch augenscheinliche Naivität an den Nerven seines Gegenübers zerrt. Am anderen Ende der Leitung indes ist mit dem Anführer des Trios, Aloysius Steindl, ein eitler und intelligenter Verbrecher. Verkörpert wird dieser Gewalttäter überraschenderweise vom ultimativen Mr. Nice Guy Harald Krassnitzer, dem es gelingt, den Mantel des Knuddeligen abzustreifen und einen Charakter zwischen Konzilianz und lodernder Wut zu erschaffen.
Und doch fokussieren sich der einstige Fassbinder-Kameraassistent Bücking und Marion Mitterhammer nicht alleine auf die teils skurrilen Verhandlungsgespräche nach der Erinnerung des einstigen Originalpolizisten Eduard Hamedl, sondern drapieren darum ein Personaltableau. Da wären die drei im Verlauf zunehmend gedemütigten Geiseln, die von Michou Friesz, Bojana Golenac und Mitterhammer selbst gespielt werden, wobei man die oftmals im Glamour platzierte Mitterhammer als erdige Gabi Pichler beinahe nicht erkennt.
Ihnen gegenüber stehen neben Steindl dessen zwei Mitstreiter, der verurteilte Terrorist Abdullah (Anoushiravan Mohseni) sowie der Ex-Zuhälter Hansi. Dieser wird von Shootingstar Michael Thomas (der momentan in Ulrich Seidls "Rimini" Erfolge feiert) als mitleidsloser Strizzi gespielt. Und allen wird Raum in diesem beengten Raum gegeben. Denn gehalten ist dieses Kammerformat in dunklen, klaustrophobischen Bildern, die sich ganz auf die Schauspieler und ihre Mimik verlassen. Dass die teils langen Gespräche zwischen den Duellanten bisweilen auch an den Nerven des Publikums zerren, entspricht letztlich der Taktik gegenüber den Geiselnehmern.
(APA/Red)
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