Taifun "Haiyan": Helfer auf Philippinen im Wettlauf gegen die Zeit
Auch am Montag waren noch zahlreiche verwüstete Landstriche unzugänglich, so dass sich die bisher auf 10.000 geschätzte Zahl der Toten noch deutlich erhöhen dürfte. Militär und Hilfsorganisationen schienen drei Tage nach der Katastrophe restlos überfordert. Es fehlt an Gerät, um die langsam aus aller Welt eintreffenden Hilfsgüter in die Katastrophengebiete bringen zu können. Ab Dienstag sind weitere heftige Regenfälle vorhergesagt, die die Rettungsarbeiten noch erschweren dürften.
Schneise der Verwüstung
Etwa 9,5 Millionen Menschen sind nach jüngsten UN-Schätzungen von dem Sturm betroffen. Mehr als eine halbe Million Menschen im ganzen Land verloren ihre Häuser oder mussten fliehen. In der Schneise der Verwüstung, die der Tropensturm mit Spitzengeschwindigkeiten von rund 380 Kilometern pro Stunde durch den Inselstaat in Südostasien zog, sind bis zu 80 Prozent der Häuser zerstört.
Tausende weiterhin vermisst
Tausende Menschen wurden am Montag noch vermisst – allein 2.000 in der dem Erdboden gleichgemachten Ortschaft Basey. Viele Orte entlang der Küsten haben die Rettungskräfte aber noch gar nicht erreicht. Experten sagten, es gebe keinen Überblick, weil die Telefonnetze zusammengebrochen seien. Das sei auch der einzige Grund, weshalb es aus der nahezu völlig zerstörten 40.000-Einwohner-Stadt Guiuan noch keine Opferzahlen gebe, schrieb Oberst John Sanchez auf der Facebook-Seite der Streitkräfte.
Vergleiche mit Tsunami 2004
Viele verglichen den Sturm, der heftige Wassermassen bewegte, mit dem Tsunami aus dem Jahr 2004 im Indischen Ozean. In Vietnam starben durch den inzwischen allerdings deutlich abgeschwächten Wirbelsturm nach amtlichen Angaben 13 Menschen.
“Wann schafft ihr die Leichen von den Straßen?”
In der Küstenstadt Tacloban, die der Taifun besonders hart traf, bettelten Dutzende Menschen am Flughafentor um Hilfe. “Helft uns, helft uns. Wo ist Präsident Aquino? Wir brauchen Wasser, wir haben Durst”, rief eine Frau. “Wann schafft ihr endlich die Leichen von den Straßen?”
Verwesung als zusätzliches Gesundheitsrisiko
Bei Temperaturen von mehr als 30 Grad verwesten unzählige Leichen vielerorts und sorgten für zusätzliche Gesundheitsrisiken für die Überlebenden, die sich mit Schals und Stofffetzen vor dem Verwesungsgestank zu schützen versuchten. Nach Angaben von UN-Helfern wurden bis zu 500 Tote in einem Massengrab beerdigt. Präsident Beningo Aquino, der angesichts des Chaos immer gereizter wirkte, schickte 300 Soldaten nach Tacloban, um Plünderungen zu unterbinden.
Schweres Erdbeben schon im Oktober
Die wegen eines schweren Erdbebens im Oktober ohnehin strapazierten Rettungskräfte sind offenkundig überfordert. Nur drei Transportflugzeuge des Militärs waren vom nahe gelegenen Flughafen in Cebu aus im Einsatz, um das Katastrophengebiet mit dem Nötigsten zu versorgen. Zudem mehrten sich Berichte, dass Bedienstete der Behörden und der Krankenhäuser ihre Energie vor allem darin steckten, die eigenen Familienangehörigen in Sicherheit zu bringen und mit Lebensmitteln zu versorgen.
Hilfszusagen kamen u.a. aus den USA, die neben Nahrungsmitteln und Material zur Wasseraufbereitung auch ein erstes Team von 90 Marineinfanteristen schickten, um die philippinische Armee bei der Hilfe zu unterstützen. Mehrere UN-Organisationen wie das Kinderhilfswerk Unicef und das Welternährungsprogramm fliegen tonnenweise Lebensmittel, Medikamente und Material zur Wasseraufbereitung auf die Philippinen.
Papst Franziskus spendet 150.000 US-Dollar
Papst Franziskus hat die Opfer des Taifuns “Haiyan” auf den Philippinen mit einer Spende von 150.000 Dollar (etwa 112 000 Euro) unterstützt. Das Geld werde von der katholischen Kirche in den am schlimmsten betroffenen Regionen verteilt und solle den Überlebenden helfen, teilte der Vatikan in Rom am Montag mit. Die Spende sei ein “erster und unmittelbarer Ausdruck” der spirituellen Nähe und Ermutigung des Papstes. Das Oberhaupt der katholischen Kirche hatte bereits am Wochenende zum Gebet für die Opfer der Katastrophe aufgerufen und am Sonntag in einem Telegramm seine “tief empfundene Solidarität” ausgedrückt und zur Hilfe aufgerufen.
Tirol beschloss 350.000 Euro Soforthilfe
Die Tiroler Landesregierung hat am Montag 350.000 Euro als Soforthilfe für die Opfer des Taifuns “Haiyan” auf den Philippinen bereitgestellt. Die Abwicklung der Hilfsgelder erfolgt über SOS Kinderdorf International mit dem Hauptsitz in Innsbruck-Amras, teilte das Land in einer Aussendung mit. “Angesichts der schrecklichen Bilder von den Auswirkungen der Taifun-Katastrophe auf den Philippinen ist es mir ein Herzensanliegen, hier Solidarität mit den betroffenen Menschen zu zeigen”, betonte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Auch Tirol sei immer wieder von Naturkatastrophen heimgesucht worden, so Platter: “Wir wissen deshalb, dass Soforthilfe doppelte Hilfe ist”. (APA, Reuters)
Wo Sie spenden können
- Ärzte ohne Grenzen: PSK, BLZ 60.000, Konto 93040950, Kennwort “Notfall-Fonds”
- Rotes Kreuz: Erste Bank, BLZ 20111, Konto 40014400144, Kennwort “Überflutungen Philippinen”
- Jugend eine Welt: Raiffeisen Landesbank Tirol, BLZ 36000, Konto 24000
- Hilfswerk Austria: PSK, BLZ 60000, Konto 90001002, Kennwort “Philippinen”
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