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Täter kamen ungestraft davon

Carl Lampert wird am Sonntag selig gesprochen.
Carl Lampert wird am Sonntag selig gesprochen. ©Diözese Feldkirch
Dornbirn - Provikar Lamperts wichtigste Peiniger blieben mit einer Ausnahme unbehelligt.
Countdown für Seligsprechung angelaufen
Wer war Carl Lampert


Provikar Carl Lampert, der am kommenden Sonntag in Dornbirn als Märtyrer seliggesprochen wird, hat unter den Nazis unsäglich gelitten. Auch wenn die Katholische Kirche im Festgottesdienst Versöhnung zum Ausdruck bringt, stellt sich die Frage nach den Tätern. Drei stehen im Mittelpunkt: Gauleiter Franz Hofer war Lamperts großer Gegenspieler. Der Berliner Werner Hilliger befehligte die Innsbrucker Gestapo. Franz Pissaritsch schließlich lieferte den Geistlichen als Gestapo-Spitzel ans Messer. Gauleiter Franz Hofer wurde am 27. November 1902 in Bad Hofgastein geboren. Er war seit 1931 Mitglied der NSDAP. Am 27. November 1932 wird er zum Gauleiter von Tirol befördert, nach dem Verbot der NSDAP im Juni 1933 verhaftet, aber im August von SA-Männern gewaltsam befreit. Vom 24. Mai 1938 bis 3. Mai 1945 war er Gauleiter von Tirol und Vorarlberg. „Am 3. Mai 1945 erwartet er auf seinem Landsitz im Kreis beinah der gesamten Gauleitung seine Verhaftung durch die US-Armee.“ Der gebürtige Vorarlberger Ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Thomas Albrich hat sich am Innsbrucker Institut für Zeitgeschichte ausführlich mit Hofer befasst.

Spätes Auslieferungsbegehren

„Bis 1948 lebte Hofer in Deutschland in verschiedenen Lagern.“ Österreich stellte erst im Herbst desselben Jahres einen Auslieferungsantrag. Daraufhin tauchte Hofer nach einem Verhör in München unter. Dabei hatte er starke Befürworter: „Der Brixner Bischof Johannes Baptist Geisler, der damalige Tiroler Landeshauptmann Alfons Weißgatterer, alle haben sich für Hofer verwendet“, bedauert Albrich. In Abwesenheit wurde Hofer von einem Münchner Gericht zu zehn Jahren Arbeitslager mit Vermögensverfall verurteilt. Die Strafe wurde 1952 auf drei Jahre und fünf Monate herabgesetzt. Ein österreichisches Gericht verurteilte Hofer 1950 in Abwesenheit zum Tod. Das alles berührte ihn wenig. Hofer war es gelungen, sich 1948 in die britische Besatzungszone abzusetzen. Dort baute er unter seinem wirklichen Namen in Mühlheim an der Ruhr die Ruhr Armatur GmbH für Sanitärbedarf auf. Er lebte mit seiner Frau und sieben Kindern und starb als überzeugter Nationalsozialist am 18. Februar 1975 eines natürlichen Todes. Bei seinem Begräbnis erwiesen ihm Tiroler Schützen die letzte Ehre. Franz Pissaritsch kam 1916 bei Klagenfurt zur Welt. Am 1. November 1938 trat er in die SS ein. „Im September 1942 schickte ihn Gauleiter Hofer nach Stettin und setzte ihn auf den verbannten Carl Lampert an“, entnimmt Walter Juen vom Diözesangericht den Akten zu Lamperts Seligsprechungsverfahren. Zum Schein wurde Pissaritsch als „Ing. Georg Hagen“ im Rüstungswerk Gollnow & Sohn in Stettin beschäftigt. Eine Mietwohnung bezieht er in der gleichen Wohnung wie Lampert. Er erschleicht sich Lamperts Vertrauen und bot ihm an, die Konstruktionspläne eines neuartigen Geschützes ans Ausland zu verraten. Lampert reagierte distanziert. Dennoch sammelte Pissaritsch alias „Hagen“ weiter Informationen und denunzierte Lampert schließlich bei der Gestapo.

Nach Kärnten zurückgekehrt

„Nach dem Krieg hat sich Pissaritsch in verschiedenen Orten in Kärnten aufgehalten“, hat Juen recherchiert. „Pissaritsch lebte völlig unbehelligt.“ Er hat geheiratet, wurde aber früh Witwer. Zwei Kinder kamen behindert zur Welt. Vor Gericht stand er nur einmal, nämlich 1966 als Zeuge gegen einen ehemaligen Gesinnungsgenossen. 2005 starb Pissaritsch dement in einem Kärntner Sanatorium. Gestapochef Werner Hilliges wurde im Dezember 1948 im sogenannnten „Innsbrucker Reichenau-Prozess“ wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslänglichem Gefängnis mit Zwangsarbeit verurteilt. Am 3. Dezember 1955 wurde er begnadigt und freigelassen. Zusammen mit seiner Frau beging er 1956 Selbstmord.

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