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Szene Openair Tag 2: Vom Nahuel Huapi bis zur Dorfdisco

©Beate Rhomberg
Der zweite Tag des Szene Openairs machte dem Motto „Willkommen im Dschungel“ alle Ehre.
Szene Openair Freitag

Lustenau. Nachdem der erste Tag erfolgreich zu Ende gegangen ist und viele Festivalfans bis in die frühen Morgenstunden in der Rockcity oder im Fohrenburger Zelt ausgelassen getanzt und gefeiert haben, wurde ihre Ausdauer am zweiten Tag noch mal so richtig gefordert. Aber der Reihe nach. Der Tag begann mit harten Klängen. Vom Hardcore-Punk der seit 20 Jahren bühnenerfahrenen Nofnog aus der Schweiz über Vorarlberger Metal mit Caligo bis hin zu Stick To Your Guns aus den USA. Aber für viele startet der Freitag in Wirklichkeit erst richtig, wenn die Bands des Jazzseminars Lustenau auf der Szene-Bühne auftreten. Eine mittlerweile lieb gewonnene Tradition, die den jungen Talenten die Möglichkeit gibt, erste Bühnenerfahrung zu sammeln.

Lebensbejahendes für die „GReeen Fam“

Der Bereich vor der Bühne war etwas weniger gefüllt als am Tag zuvor zu dieser Zeit, als GReeeN kurz nach fünfzehn Uhr startete. Der begnadete Geschichtenerzähler ist seiner treuen Fangemeinde, der „GReeen Fam“, verbunden, und abgehoben zu sein ist sicherlich keine Beschreibung, die hier zutrifft. Mit seinen ausnahmslos positiven Songs – wenn auch manchmal mit traurigem Inhalt – verarbeitet er Geschichten aus seinem Leben, inklusive Polizistinnen-Fantasien („Klick“).

Über das harte Leben in Neukölln/Berlin

Auf der Alter Rhein Bühne rappte später Judith Wessendorf – besser bekannt als Juju. Ihrer vorigen Band SXTN entwachsen, präsentierte sie eine breite Palette an Stilen. Von melancholischen Songs über Pop in der ersten Hälfte kehrte sie danach zu ihren Wurzeln zurück und rappte – mal aggressiv, mal unangepasst – über das Leben in Neukölln in Berlin. Dieser Part lag ihr sichtlich mehr als der erste und der Funke sprang aufs Publikum über.

Mit Verifiziert kam sanfter Pop aus Wien zum Festival. Schwer in eine einzelne Kategorie einordenbar, lässt es sich vielleicht am besten mit „in Songs gegossenen Gefühlen“ charakterisieren. Dazwischen wurde erzählt, und vielleicht wäre es eine gute Idee gewesen, dabei mal das Autotune auszuschalten.

Sentimentale Helden: Sportfreunde Stiller

Am frühen Abend betraten dann die sentimentalen Helden und für viele der heimliche Hauptakt die Bühne. Die Sportfreunde Stiller waren wieder am Szene-Openair. Schlagartig erhöhte sich die Familiendichte im Publikum. In jungen Jahren mit den „Sportis“ selbst groß geworden, wurde der teils noch sehr junge Nachwuchs ganz nach vorne gebracht, um ihm eine fundierte Musikerziehung und eine ordentliche Portion positiver Lebensfreude angedeihen zu lassen. Der Band schien das zu gefallen. Nicht der beste Sänger, nicht die harmonischsten Songs, aber unglaublich viel Spaß und positive Energie. Auf die Frage von Peter Brugger, dem Sänger der Gruppe, wer die Band zum ersten Mal sah, gingen trotzdem überraschend viele Hände in die Höhe. Die Sportfreunde Stiller verbinden mit ihren Hits also auch Generationen. Die älteren schwelgen in Erinnerungen, während die Jüngeren schon ihre nächsten TikTok-Beiträge mit einem der Songs planen.

Stimmgewaltige Performance mit isländischen Wurzeln

Auf der früher als Newcomer Bühne bezeichneten Stage erschien mit Thorsteinn Einarsson ein Energiebündel. Martina (42) aus Linz zeigte sich begeistert: „Er hat mich schon 2014 bei „Die große Chance“ beeindruckt. Toll, dass ich ihn jetzt live sehen kann.“ War bei den ersten beiden Liedern noch reichlich Platz vor der Bühne, strömten immer mehr Menschen – angelockt von der tollen Performance – zur Show, und ließen sich dieses Ereignis nicht entgehen. Stimmlich unglaublich reif und mit den Posen eines großen Rockstars wurde sogar ein Pop-Klassiker dargeboten. Es ist mutig, den Song „Take on me“ von A-HA live darzubieten, aber es machte sich bezahlt und Thorsteinn konnte sein ganzes Können zeigen.

Österreichs erfolgreichster Pop-Export

„Willkommen im Dschungel“ ist nicht nur das Motto des diesjährigen Szene-Openairs, sondern auch der Titel eines Liedes von Bilderbuch. Zum zweiten Mal kam Österreichs derzeit wohl erfolgreichster Musikexport an den Alten Rhein, und vom ersten Moment an war die Energie zu spüren. Würde man eine KI ein Bild für den Begriff „Rampensau“ erzeugen lassen, es würde ein Bild von Maurice Ernst, dem begnadeten Frontman der Band, produziert werden. Fast alle der Songs der Band könnten mittlerweile als Klassiker bezeichnet werden. Egal ob Nahuel Huapi (benannt nach einem Nationalpark in Argentinien, wo ein Teil des Albums „Gelb ist das Feld“ entstanden ist) bis hin zur Zugabe „Maschin“, kennt man die Songs, die sich übrigens für dieses Konzert mit der Gitarristin Katrin Paucz, normalerweise bei Shark Tank am Werk, verstärkt hat.

Vor dem letzten Konzert gaben Son Mieux aus den Niederlanden noch mal so richtig Gas. Eine erneut energiegeladene Show mit großen Gesten, die zum Tanzen mitreißt.

Zu Gast in der Dorfdisco: FINCH

Als Late Night Headliner fungierte FINCH mit seiner Dorfdisco. Dem Publikum gefiel es, und die mitunter einfachen Texte werden munter mitgegrölt. Nach so vielen tollen Konzerten darf es zwischendurch etwas einfacher sein. Bei drei Tagen Musik braucht das Gehirn ja auch mal Pause. Nach einem Tag voller musikalischer Höhepunkte und ausgelassener Stimmung, klang der Abend im Partyzelt bis in die frühen Morgenstunden aus.

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