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System Error - Kritik und Trailer zum Film

Der deutsche Dokumentarfilmer Florian Opitz setzt sich in seinem neuen Werk "System Error" mit dem Wachstumsdogma des Kapitalismus auseinander, spricht mit zentralen Playern in diesem Spiel und den Gegnern der Ideologie. Garniert wird das Ganze durch die stete Einblendung von Karl-Marx-Zitaten, um die Thesen des Werks zu untermauern.

Florian Opitz ist ein kritischer Geist. Der deutsche Dokumentarfilmer setzt sich stets mit gesellschaftspolitischen Themen auseinander, zuletzt in “Die Macht der Stromkonzerne” mit den Energieunternehmen. In “System Error” nimmt sich der zweifache Grimme-Preisträger nun gleich eine Generalkritik am Kapitalismus und dessen Wachstumsideologie vor – und damit ein wenig zu viel. Ab 1. Juni im Kino.

System Error: Kurzinhalt zum Film

Ausgangspunkt für den 1973 geborenen Opitz ist die Frage, woher die Vorstellung kommt, der Kapitalismus bedürfe des Wachstums um zu gedeihen. Als Rahmen setzt Opitz passend zum aktuellen Jubiläumsjahr wiederholt Zitate von Karl Marx, um zwischen diesen Interviews mit Kapitalismusverfechtern und deren Gegnern zu setzen. Der China-Chef von Airbus, Eric Chen, kommt dabei ebenso zu Wort wie skrupellose Großbauern, die den brasilianischen Regenwald für ihre Anlagen niederbrennen oder der kurzzeitige Kommunikationsdirektor von US-Präsident Donald Trump, der Hedgefondsmanager Anthony Scaramucci – seines Zeichens vorsichtig formuliert kein wirklicher Sympathieträger. Auf der anderen Seite finden sich sympathisch-charmante Mahner wie der Wachstumskritiker Tim Jackson.

System Error: Kritik zum Film

In dieser Fülle liegt aber zugleich die Krux von “System Error”, verliert Opitz doch nach anfänglichem Fokus auf die Ideologie des Wachstums eben diesen im Dickicht der Umweltzerstörung im Regenwald und der Armut auf der Welt aus den Augen. Die Finanzwirtschaft gewinnt an Macht und ersetzt zunehmend neue Parameter als diejenigen der sogenannten Realwirtschaft, so eine These. Und Soja zerstört die Grüne Lunge der Welt.

Themenverfehlung würde die Beurteilung von “System Error” lauten, wäre der Film eine wissenschaftliche Arbeit. Zu breit gefasst sind die verschiedenen Stränge, denen der Regisseur nachgeht, zu unpräzise die Forschungsfragen, zu unkonkret die Definitionen. Weshalb wird der Kapitalismus als gesamtes System infrage gestellt und nicht die Auswüchse der Finanzwirtschaft, wenn diese doch eine scheinbare brauchbare Struktur ablösen? Was genau bedeutet der Begriff des Wachstums – und geht es dabei nicht eher um Transformation im Sinne von Werden und Vergehen verschiedener Bereiche als Anhäufung auf ein Bestehendes? Ist das stets vorgebrachte Argument des endlichen Planeten, der kein unendliches Wachstum verträgt, aus dieser Sicht stichhaltig? Und ist bei aller visionären Kraft Marx für die entscheidenden Fragen tatsächlich noch der Referenzpunkt?

Oppitz prognostiziert in jedem Falle am Ende sehr klar den baldigen Untergang des Kapitalismus. Anders als jüngst etwa Kurt Langbein mit seiner optimistischen Doku “Zeit für Utopien” sucht er jedoch nicht nach Alternativen zum Ende.

>> Alle Spielzeiten im Überblick

(APA/Red)

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