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SW Bregenz am Scheideweg

SW Bregenz erlebt wohl die schwärzesten Tage der Vereinsgeschichte. Zu der angespannten finanziellen Situation und der "Roten Laterne" kamen noch der Verdacht auf eine Verstrickung in den Wettskandal und Rücktritte.

Auf Präsident Hans Grill wartet in den kommenden Wochen eine ganze Lawine an Problemen durch die kriminalistischen Ermittlungen gegen den bosnischen Goalie Almir Tolja und die Trennung von Trainer Regi van Acker. Dabei darf der 74-jährige Vereinsboss nicht mehr auf die Unterstützung seines ehemaligen “Vize” Benno Kienreich zählen. Der Unternehmer hatte am vergangenen Freitag entnervt von Grills Führungsstil das Handtuch geworfen. “Er ist ein Herrscher-Typ, der beteuert, dass er alles allein machen will. Deshalb hatte er es auch schwierig, Mitstreiter zu finden”, sagte Kienreich. Neben dem Mangel an Kooperationsbereitschaft kritisiert der 43-Jährige an Grill auch dessen Mangel an Visionen für den angeschlagenen Verein. “Immer heißt es, unser Ziel ist, nicht abzusteigen. Warum sagen wir nicht einmal, wir wollen in fünf Jahren im UEFA-Cup spielen?”, fragte sich Kienreich. Dem Fan in Vorarlberg müsse Fußball mit Event-Charakter präsentiert werden, und zwar in einer gut ausgebauten Infrastruktur.

Dafür fehlt es bei SW Bregenz freilich an Geld, denn die wirtschaftliche Situation ist laut Kienreich “angespannt. Meine Zahlen sind anders als jene von Grill, aber er hat das Budget zu verantworten.” Eine zusätzliche Einnahmequelle hätte der Österreicher-Topf der Bundesliga sein können, aus dem die Vorarlberger bisher allerdings nur rund 183.000 Euro lukrierten – im Gegensatz dazu streifte etwa der GAK schon fast 360.000 Euro ein. “Es hat Versäumnisse in der Einkaufspolitik gegeben, sie war immer ausländerlastig. Es ist zu wenig mit dem Österreicher-Topf kalkuliert worden”, gab Kienreich zu. 14 Legionäre stehen derzeit im Kader von Bregenz. Im Falle eines Abstiegs müsste auf Grund der Ausländerregelung in der Ersten Liga eine komplett neue Mannschaft zusammengestellt werden.

Trotz aller Konflikte und den jüngsten Anschuldigungen im Zusammenhang mit dem deutschen Wettskandal (“Bevor nicht Fakten auf dem Tisch sind, kann man nicht urteilen. Aber wer hätte gedacht, dass so etwas in Deutschland möglich ist?”) hängt Kienreich nach wie vor an SW Bregenz und hält eine Rückkehr unter einer veränderten Führungsstruktur für denkbar. “Es gibt Leute, die interessiert wären, etwas für den Verein zu tun. Auch ich könnte mir vorstellen, wieder für den Klub zu arbeiten, aber nicht mehr mit Grill.”

Staatsanwaltschaft Feldkirch wird vorerst nicht aktiv
Die Staatsanwaltschaft Feldkirch sieht im Zusammenhang mit den Manipulationsvorwürfen gegen SW Bregenz vorerst keinen Handlungsbedarf. Nach Angaben des leitenden Staatsanwalts Franz Pflanzner gebe es derzeit keine konkreten Hinweise, dass Bregenzer Spieler in Spiel-Manipulationen oder Wett-Betrügereien verwickelt sein könnten. Deshalb werde darauf verzichtet, zu diesem Zeitpunkt ein gerichtliches Vorverfahren einzuleiten. Die Staatsanwaltschaft Berlin habe zugesichert, weitere Ermittlungsergebnisse mit Bregenz-Bezug sofort nach Feldkirch weiterzuleiten.

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