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Suchtgefahr bei Senioren besonders groß

Die Gründe, für Suchterkrankungen im Alter sind vielfältig und die Gefahr im hohen Alter einer Sucht zu verfallen sind groß. Trotzdem fokussierte die Suchtprävention bisher überwiegend die Probleme abhängiger Jugendlicher oder junger Erwachsener.

Die Suchtproblematik werde bei älteren Menschen tabuisiert und kaum thematisiert. Drei Prozent der über 65-Jährigen leiden an Alkoholabhängigkeit, in Altenwohnheimen und Pflegeeinrichtungen sind es sogar sieben bis zehn Prozent. Auf diese Untersuchungsdaten bezog sich heute, Freitag, Friedrich M. Wurst, Vorstand der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Salzburger Doppler-Klinik, bei einer Pressekonferenz in Salzburg. In Österreich und Deutschland fehlt es aber vielfach ab speziellen therapeutischen Angeboten sowie öffentlicher Akzeptanz für Sucht gefährdete Senioren.

“Im Alter fallen viele Bezüge weg, weshalb Menschen leicht in eine Depression fallen”, so Wurst. Davon besonders betroffen sind Heimbewohner oder pflegebedürftige Menschen, die weitgehend aus dem Alltag herausgerissen wurden. Alkohol, Medikamente und Schmerzmittel werden ihnen dann oft zum Verhängnis. Aufgrund ihrer körperlichen Schwächen leiden ältere Menschen viel stärker unter der Sucht als junge.

Von besonderer Brisanz sei, dass der Mensch über 60 Jahren durch die physiologischen Veränderungen des Alterungsprozesses weit stärker unter den negativen Auswirkungen regelmäßigen Alkoholkonsums leide als jüngere Alkoholkonsumenten. Folgen seien unter anderem kumulative Organschädigungen, vermehrte Unfälle und Stürze, psychische Probleme, rascher kognitiver Abbau und zu- oder abnehmende Toleranz für Medikamente.

Das Pflegepersonal ist mit den Suchtproblemen aber oft überfordert, und die Suchtprävention verfügt vielfach über keine altersgerechten Behandlungsmöglichkeiten. Eine übliche Behandlung mit Fokus auf Abstinenz und Selbsthilfegruppen eigne sich für ältere Menschen nicht, betonte Rainer Hoffmann, Geschäftsführer des Caritas-Zentrums in Bad Reichenhall. Im Alter dürfe man keine zu hohen Ansprüche mehr stellen. Man müsse versuchen, den Alkoholkonsum auf ein “normales Maß zu reduzieren”.

Besonders der überproportionale Anteil älterer Menschen im Raum Salzburg-Bayern mit rund 24 bis 28 Prozent fordert Reaktionen auf das Suchtproblem dieser Bevölkerungsschicht. Das Forschungsprojekt der EuRegio “Sucht im Alter” möchte ab November die aktuelle Situation dieser Suchtgefährdeten in einer repräsentativen Umfrage erheben und in weiterer Folge ein Therapieprogramm erstellen. Das Projekt wird insgesamt drei Jahre dauern, die Kosten belaufen sich auf 442.406 Euro. Davon werden 60 Prozent durch den europäischen Fond für regionale Entwicklung finanziert, den Rest teilen sich Salzburger Landeskliniken (SALK) und das Bayrische Staatsministerium.

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