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Suchterkrankungen bei pflegenden Angehörigen

Doris Klinger und Elisabeth Sorgo
Doris Klinger und Elisabeth Sorgo ©Birgit Loacker
Nur ein gesunder Mensch kann gute Pflege leisten.
Nur ein gesunder Mensch kann gute Pflege leisten

Koblach/Kummenberg. “Aber ich brauche doch Tabletten, Alkohol… um weiter funktionieren zu können” so der Titel des Vortrages der Reihe “Pflege im Gespräch” der Region “amKumma” vergangenen Donnerstag. Wer in einer Pflegesituation steckt, kennt den Stress, den diese mit sich bringen kann. Nicht immer läuft alles nach Plan, und so kommt es immer wieder einmal zu sehr anstrengenden Tagen. Um sich leichter und schneller zu entspannen, greifen nicht wenige Pflegende zu Alkohol oder Medikamenten. Doch diese können schnell zu einer Abhängigkeit führen“, so die Vortragende Dr. Elisabeth Sorgo. Pflegende Angehörige leisten doppelt so viel wie professionell Pflegende, da bei ihnen die emotionale Beteiligung zu 100 Prozent dabei ist.

Loslassen und abgrenzen ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht – die aber jeder lernen kann. Wichtig dabei: Etwas für sich machen, sollte ein fester Termin in der häuslichen Pflege sein. Wer immer nur sagt: „Irgendwann gehe ich mal laufen, finde ich Zeit, mich mit Freunden zu verabreden“, schafft es selten, den Wunsch in die Tat umzusetzen. „Erleben Sie bewusst Genussmomente, die intensiv und achtsam wahrgenommen werden. Was dies bedeutet, muss jeder individuell für sich entscheiden. Ein Spaziergang im Wald, ein heißes Bad, oder man bekommt den Kopf frei, indem man Entspannungsmusik hört“, so Sorgo.

Keine gute Wahl: Alkohol als Seelentröster

Ein kleines Bier am Wochenende, ein guter Wein zum Essen – gelegentlicher Alkoholgenuss kann in kleinen Mengen der Gesundheit sogar förderlich sein. Wer aber regelmäßig zur Flasche greift, um sich entspannen zu können, läuft schnell Gefahr, süchtig zu werden. Ähnlich wie Nikotin beruhigt Alkohol schnell die Nerven, macht aber auf die Dauer krank. Alkoholprobleme ansprechen ist wichtig. Keinesfalls aber Vorwürfe machen oder Sätze sagen wie “Du trinkst zu viel”. Besser ist es, Ich-Botschaften zu formulieren. Beispielsweise könnte man sagen: Ich mache mir Sorgen um dich. Oder: Ich habe den Eindruck, dass du zu viel Alkohol trinkst.” Dennoch muss man sich darauf einstellen, dass der Angesprochene schroff reagieren kann. “Das gehört zum Krankheitsbild der Alkoholsucht, die Krankheit zu leugnen”, erklärt die Expertin. Suchtfachstellen im Ländle beraten dabei Angehörige und andere Bezugspersonen, auch wenn die Betroffenen selbst die Unterstützung nicht in Anspruch nehmen möchte. LOA

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