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Stumm & Laut Filmfest 2025 in Wien: Das Programm

Das ist das Programm beim Stumm & Laut Filmfest in Favoriten.
Das ist das Programm beim Stumm & Laut Filmfest in Favoriten. ©Georg Kö
Das Filmfest Stumm & Laut zeigt heuer zum 25. Mal Stummfilme mit elektronischer Live-Musik Begleitung in Wien-Favoriten. An drei Abenden werden Stummfilmklassiker und Neuentdeckungen unter freiem Himmel und bei freiem Eintritt gezeigt, die von den jeweiligen Musikern live vertont werden. Das Programm im Überblick.

Phantastische Themen bestimmen das diesjährige Stumm & Laut-Filmfest in Wien-Favoriten. Eröffnet wird mit dem letzten sowjetischen Stummfilm KOSMISCHE REISE, von Vasily Zhuravlyov am 21. August. Der mit großem Aufwand und verblüffender Tricktechnik produzierte Science-Fiction-Film zeigt das fiktive Moskau des Jahres 1946 - so wie Stalin es geplant hat, aber nie umsetzen konnte. Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine erstaunlich realistische Reise im Raumschiff zum Mond.

Am zweiten Tag wird W.W. Youngs frühe Adaptation von Lewis Carolls ALICE IN WONDERLAND gezeigt und am dritten und letzten Tag des Filmfestes ist Hans Neumanns modernistische und parodistische Filmversion von Shakespeares EIN SOMMERNACHTSTRAUM zu sehen.

Musikalisch begleitet werden die Stummfilme von MUSIKKREIS MS 20 (Wolfgang Kopper, Hans Holler), LÜFTEN + STERZINGER (Rainer Binder-Krieglstein, Andi Fränzl) sowie ENFLEURAGE (Anna Anderluh, Lukas Aichinger, David Gratzer).

Filmprogramm beim Stumm & Laut Festival 2025

Ursprünglich fand das Stumm & Laut im Konzertgarten des Erholungsparks Laaer Berg statt. Hier bestand von 1922 bis 1925 die "Filmstadt Laaer Berg". Nach 10 Jahren wanderte das Filmfestival dann 2011 etwas näher in Richtung Stadtzentrum und fand am Columbusplatz einen idealen und belebten Spielort. Aufgrund der Neugestaltung und Begrünung der Favoritensraße findet das Stumm & Laut heuer im Helmut-Zilk-Park statt. Filmbeginn ist jeweils um ca. 20.00 Uhr.

Donnerstag, 21.08.2025
Live-Musik: MUSIKKREIS MS20 (Wolfgang Kopper, Hans Holler)
Film: KOSMISCHE REISE, UdSSR 1936, 82 Min.
Regie: Vasily Zhuravlyov, mit Sergey Komarov, Ksenia Moskalenko, Vassili Gaponenko, Nikolay
Feoktistov, u.a.

Es ist der letzte ohne Ton gedrehte Langfilm der Sowjetunion, produziert im Auftrag der Jugendorganisation der kommunistischen Partei, dem Komsomol. Ziel war es, die Jugend für Technik zu begeistern, Technik, dem Zentralbegriff der von Stalin 1929 eingeleiteten Großen Wende. Da bot sich Raumfahrttechnik als gesteigerte Raketentechnik an, um die jungen Zuschauer mitzunehmen, für die mit dem Komsomolzen Andrjuscha ihre Identifikationsfigur bereitstand. Noch im selben Jahr wurde der Film aus Gründen, die sich in den Zensurarchiven verlieren, abgesetzt. Wiederentdeckt wurde er tatsächlich erst nach 2010 im Rahmen internationaler Stummfilmveranstaltungen. KOSMISCHE REISE ist ungeachtet der zeitgenössisch schmalen Rezeption der 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM der Dreißigerjahre. Modellbau und Tricktechnik sind auf der Höhe der Zeit bei exzellenter Kamera. Das Panorama Moskaus von 1946, dem Jahr der Handlung, entspricht Neuplanungen von 1935. Das Institut für Raumfahrt gleicht formal stark dem Pavillon der Sowjetunion auf der Weltausstellung 1937 in Paris. Es gibt virtuose Kamerafahrten durch einen Raketenhangar, auf dessen Straßen die verschiedenen Fahrzeuge mittels an der Unterseite des Modells befestigter Magnetbänder bewegt werden. Stop-MotionTechnik wird beim Gehen und Hüpfen auf der Mondoberfläche verwendet. Dieser Science-Fiction ist bis in die Details Konstruktivismus sowjetischer Prägung bei technisch-funktionaler Ausrichtung. Frappierend in der Vorwegnahme die Idee, dass die Kosmonauten ihre Reise in Schlafkammern, gefüllt mit Flüssigkeit, verbringen. Die Handlung als solche ist unterhaltsam und weitestgehend ideologiefrei.

Freitag, 22.08.2025
Live-Musik: LÜFTEN & STERZINGER (Rainer Binder-Krieglstein, Andi Fränzl)
Film: ALICE IN WONDERLAND, US 1915, 52 Min.
Regie: W.W. Young, mit Viola Savoy, Herbert Rice, u.a.

Er ist die dritte Verfilmung von Alice im Wunderland und mit einer restaurierten Laufzeit von 52 Minuten der erste Langfilm basierend auf Lewis Carrols Alice im Wunderland. Heute gibt es noch zwei bekannte Kopien des Films, der ursprünglich auf sechs Spulen lagerte. Mehrere Szenen, unter anderem die mit den Zwillingen Tweedledum und Tweedledee aus Alice hinter den Spiegeln, fehlen. Bemerkenswert ist das Kostümdesign: Die Schauspieler tragen in Anlehnung an die Illustrationen von John Tenniel übergroße Pappmaché-Köpfe und fantasievolle Kostüme. Auch die Kulissen wurden mit viel Liebe zum Detail erbaut. W. W. Young verzichtete in seinem Film auf Spezialeffekte, wodurch einige Szenen wegfielen. So wechselt Alice zum Beispiel ihre Größe nicht, denn eine glaubhafte Darstellung hiervon zu drehen erschien als zu kompliziert.

Samstag, 23.08.2025
Live-Musik: ENFLEURAGE (Anna Anderluh, Lukas Aichinger, David Gratzer)
Film: EIN SOMMERNACHTSTRAUM, DE 1925, 80 Min.
Regie: Hans Neumann, mit Theodor Becker, Ruth Weyher, Charlotte Ander, Hans Albers, Werner
Krauss, Tamara Geva, Lori Leux, Valeska Gert, u.a.

Im Handlungsgerüst sich locker an Shakespeares Vorlage haltend, wartet Neumanns Film mit allerlei modernistischen – Theseus beispielsweise benutzt ein Telefon – und anarchischen Einfällen – wie etwa der einer Schlachtszene zwischen griechischen Kriegern und einer Amazonenarmee – auf, die den klassischen Stoff auflockern und von einem konventionelle Sichtweisen bevorzugenden Publikum als Provokation verstanden werden kann. Mehrfach treten die Schauspieler aus ihren Rollen heraus und scheinen in diesen Momenten zu improvisieren. Der Elfenkönig Oberon wird, anstatt wie üblich von einem Mann, von einer Frau, der zur Drehzeit 17-jährigen, russischen Tänzerin und Ehefrau George Balanchines, Tamara Geva, gespielt.

(Red)

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