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Studie: Herkunft und Geschlecht prägen Chancen in Österreich

Die Chancengerechtigkeit ist seit 2005 geringer geworden.
Die Chancengerechtigkeit ist seit 2005 geringer geworden. ©Canva (Sujet)
In Österreich hängen die Einkommen im Erwachsenenalter stark von Merkmalen ab, die man selbst nicht beeinflussen kann – etwa Geschlecht, Herkunft oder die soziale Position der Eltern. Das zeigt eine neue Studie der OECD.

Wie viel ein Mensch in Österreich verdient, ist laut einer neuen OECD-Analyse zu einem beträchtlichen Teil nicht Ergebnis persönlicher Leistung, sondern hängt oft mit unveränderbaren Faktoren wie Geburtsort, Geschlecht oder der Herkunft der Eltern zusammen. In Österreich lassen sich 23 Prozent des sogenannten Haushaltsmarkteinkommens durch solche Einflüsse erklären – ein Wert unter dem OECD-Schnitt von 28 Prozent, aber dennoch bedeutend.

Geschlecht und Herkunft beeinflussen Chancen in Österreich

Die Studie mit dem Titel „To Have and Have Not – How to Bridge the Gap in Opportunities“ untersuchte 32 Länder, darunter alle Mitgliedsstaaten der Organisation sowie ausgewählte Partnerländer. In Ländern wie den USA, Rumänien oder Bulgarien sind die sozialen Startvoraussetzungen sogar für mehr als 40 Prozent der Einkommensunterschiede verantwortlich. Im Gegensatz dazu sind die Unterschiede in Island, Dänemark und Finnland mit unter 15 Prozent deutlich geringer.

Die OECD klassifiziert Österreich gemeinsam mit Ländern wie Belgien, Spanien, Norwegen und Schweden als Staat, in dem individuelle Merkmale wie Geschlecht, Herkunft und soziale Position der Eltern besonders stark ins Gewicht fallen. Auffällig ist dabei: In Österreich wirkt sich laut der Studie der Hintergrund der Mutter stärker auf den Lebensverlauf ihrer Kinder aus als jener des Vaters – ein Trend, der etwa auch in Belgien oder Schweden beobachtet wurde.

Chancengleichheit hat abgenommen

Regional zeigt sich innerhalb Österreichs ein deutliches Gefälle: In Kärnten und der Steiermark lassen sich 14 Prozent der Einkommensunterschiede auf nicht beeinflussbare Faktoren zurückführen, im Westen sind es 24 Prozent, im Osten sogar 26 Prozent.

Die OECD stellt zudem fest, dass sich die Chancengleichheit in vielen Ländern seit 2005 verschlechtert hat – auch in Österreich. Besonders betroffen sind dabei jene Länder, die schon 2005 als relativ „gerecht“ galten. Während sich etwa in den USA oder Polen die Lage leicht verbesserte, nahm die Chancenungleichheit in Staaten wie Österreich, Portugal oder den Niederlanden wieder zu.

Da sich nicht alle sozialen Einflüsse exakt messen lassen, gehen die Studienautoren davon aus, dass die reale Ungleichheit noch höher liegt als die ausgewiesenen Werte. Die OECD spricht sich in dem Bericht deshalb für gezielte politische Maßnahmen zur Förderung von Chancengleichheit aus – etwa durch frühkindliche Bildung, integrative Schulmodelle oder sozialen Wohnbau.

(APA/Red)

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