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Strasser-Prozess mit Zeugenbefragungen fortgesetzt

Im Prozess gegen den Ex-Innenminister und ÖVP-Delegationsleiter Ernst Strasser ist am Freitag im Wiener Straflandesgericht der Behauptung des Angeklagten nachgegangen worden, er habe die vermeintlichen Lobbyisten der Londoner Agentur Bergman & Lynch für Agenten gehalten und Indizien besessen, die seine Vermutung gestützt hätten.
Strasser bleibt bei Geheimdienst-These
Journalisten im Prozess "unsichtbar"
"Everybody likes a lucky client"
Bilder: Ernst Strasser vor Gericht


Die beiden Enthüllungs-Journalisten, die sich in Wahrheit hinter Bergman & Lnych verbargen und denen Strasser laut Anklage auf den Leim ging, indem er ihnen gegen ein Honorar von jährlich 100.000 Euro seine Einflussnahme auf die EU-Gesetzgebung zusicherte, sollen am kommenden Montag als Zeugen aussagen. Letzteres wollte offenbar ein anonymer Briefschreiber verhindern, der in einem undatierten, an den englischen Anwalt der Journalisten gerichteten Fax fälschlicherweise behauptete, die österreichische Justiz ermittle weiter gegen die beiden.

Strassers langjährige Lebensgefährtin Elisabeth K. (45) schilderte dem Gericht, wie sehr sie sich vor Agenten gefürchtet hätte, die ihrer und Strassers Ansicht nach hinter diesem her waren. Zwei Zeugen vom Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) deponierten allerdings, es habe “kein konkretes Bedrohungsszenario” gegeben.

Ihr und “dem Ernst” sei klar gewesen, dass es sich dabei um einen Geheimdienst handeln musste, zumal an den vorangegangenen Monaten in ihr gemeinsames Büro eingebrochen und ein Laptop gestohlen worden sei. “Ich brauch’ hieb- und stichfeste Beweise, diese Schweine hol’ ich mir.” Damit kündigte Strasser an, die vermeintlichen Agenten im Alleingang enttarnen zu wollen.

Ob der Strasser-Prozess wie vorgesehen am Montag zu Ende gehen wird, steht nicht hundertprozentig fest. Strasser Anwalt Thomas Kralik hat die Verschriftlichung sämtlicher Telefonprotokolle beantragt, worüber der Senat erst am Montag entscheiden wird.

Auf eine ehemalige Assistentin des Ex-Innenministers dürfte unterdessen ein Verfahren wegen falscher Zeugenaussage zukommen. Die 31-Jährige hatte im vergangenen Dezember als Zeugin im Strasser-Prozess unter Wahrheitspflicht erklärt, nach Auffliegen der Bestechungsaffäre im März 2011 keinen Kontakt zu Strasser mehr gehabt zu haben. Wie das Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK) allerdings herausfand, gab es allein zwischen 31. März und 10. April 2011 neun Telefonate und zwölf SMS zwischen der jungen Frau und ihrem Ex-Chef.

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