Strandbad Hard: Rollstuhlfahrer Edi testet neuen Badelift – "Respekt, muss man sagen"

Zwei Jahre nach der Eröffnung gab es einen Test auf Barrierefreiheit im Strandbad in Hard. Am Dienstag ab 15.30 Uhr trafen sich Vertreter des ÖZIV mit Bürgermeister Martin Staudinger.
Eduard "Edi" Lampert aus Dornbirn testete als erster Rollstuhlfahrer ganz offiziell den neuen Badelift beim Sportbecken. Unterstützt wurde der Praxistest von Bademeister Chris.

Edi im Mittelpunkt: "Das sollte es überall geben"
Edi Lampert nutzte zunächst den neuen Lift beim Waschbereich und ließ sich ins Wasser heben, wo er eine Länge schwamm. Danach wurde er im speziellen Strandrollstuhl zum Seezugang begleitet – dort drehte er gemeinsam mit dem Bademeister und Bürgermeister Staudinger eine Runde im Bodensee.

Das Urteil des jungen Vorarlbergers: "Spannende Erlebnisse", fasst er es zusammen. "Hat gut gepasst." Es gebe immer ein bisschen Lernpotenzial, erklärte er. "Aber sehr gut, muss ich echt sagen." Normalerweise sei er mit einem anderen Rollstuhl im Schwimmbad unterwegs, verdeutlicht er. "Dann geht es auch leichter. Dann habe ich Muckis und dann gehts selbst auch."

Mit dem Lift ins Wasser zu kommen, sei eine gute Möglichkeit: "Für andere Leute, die sich schwer bewegen können wie ich, ist es eine super Idee. Echt Respekt, muss man sagen. Das sollte es überall geben", lautet sein Fazit. Er würde jederzeit wieder ins Strandbad Hard kommen.

Behindertenanwältin Steger: "Praxistest ist entscheidend"
Es esi wichtig, dass man sich schon in der Bauphase mit der Interessensvertretung partizipativ dem Vorhaben nähere, so Behindertenanwältin Christine Steger gegenüber VOL.AT. Dann könne man sich austauschen, welche Tools wirklich genutzt werden und womit es gute Erfahrungen in anderen Schwimmbädern gebe. "Heute bei der Begehung haben wir auch gemerkt, dass ein großer Teil auch die Kommunikation ist", betont sie. Die Einführung durch den Bademeister in die Funktion von Lift und Baderollstuhl hebt sie positiv hervor.

"Da braucht es sicher noch einiges", merkt sie zum Strandbad an. In der Bauphase habe man eine Vorstellung gehabt. "Dann kommt der Praxistest und dann macht man halt, was funktioniert", meint Steger. Sie lobte das Engagement in Hard, merkte aber auch an: Es brauche noch kleine Verbesserungen – zum Beispiel bei der Kommunikation und der Schulung des Personals. Besonders hob sie hervor, wie wichtig ein Zugang sowohl zum Schwimmbecken als auch zum See sei: Es sei wichtig für Menschen mit Behinderung, beide Möglichkeiten zu haben und nicht nur Zugang zu einem von beidem zu haben. Man habe in zwei Jahren "versucht, ein bisschen Schwung zu holen, weil eben Teilhabe und Leben wie alle anderen auch, ein Schwimmbadbesuch gehört eben auch dazu, extrem wichtig ist."

ÖZIV-Obfrau Stöckler: "Schon, dass man es umsetzt"
Karin Stöckler vom ÖZIV zeigte sich erfreut über die Bemühungen: Man sei in die Planungen einbezogen worden und vieles sei umgesetzt worden. "Auch mit diesem Poollift, der auch am Badesteg verwendet werden kann und mit diesem Strandbad-Rollstuhl", betont sie. Sie kenne ein anderes Modell, das noch mehr schwimme, mit großen Ballonreifen und Armlehnen, merkt Stöckler an.

"Beim Poollift da würde jetzt ich die Variante mit dem Hartsitz bevorzugen und mit Armlehnen. Aber ich finde es schön, dass man in diese Richtung geht und versucht, es umzusetzen." Sie gratuliert Hard zum schönen Strandbad, auch wenn es etwas Verbesserungspotenzial gebe. "Schwimmen ist für Menschen mit Behinderung auch ganz wichtig – weil das Wasser das macht schwerelos und trägt einen." Sie fände es schön, wenn viele dem Beispiel folgen und Betroffene in die Planung für neue barrierefreie Bäder einbeziehen.

Bürgermeister Staudinger: "Lift ist neu in dieser Saison"
Auch Bürgermeister Martin Staudinger zog eine positive Bilanz: "Es freut mich sehr, dass sich jetzt in diesem echten Praxistest der Lift bewährt hat. Dieser Lift ist neu in dieser Saison", erklärt er. Man wolle alle Badegäste und Vorarlberger darauf hinweisen, dass es diese Möglichkeit gebe. Der Lift könne nicht nur beim Becken, sondern auch am Schwimmsteg im See eingesetzt werden. Jeder könne so eine "Gaude" im Strandbad haben.

Zugleich verwies er auf künftige Verbesserungen: "Wir haben letztes Jahr eröffnet und da gibt es immer ein paar Kinderkrankheiten oder Praxiserkenntnisse", meint Staudinger. "Für mich ist heute klar geworden, dass man hier die Wegsituation verbessern sollte." So gibt es etwa keinen direkten befestigten Weg zum großen Becken. Und über die Wiese kommt man mit Rollstuhl und Rollator mitunter schwer. Auch mit Kinderwagen wäre ein ausgeweiteter Weg eine Erleichterung, merkt er an.



(VOL.AT)
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