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Strache und Gudenus sprechen wieder miteinander

Erstes gemeinsames Interview nach Ibiza-Affäre
Erstes gemeinsames Interview nach Ibiza-Affäre ©APA /Puls4
Die beiden an ihren Aussagen im Ibiza-Video gescheiterten Ex-FPÖ-Spitzenpolitiker Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus reden nach knapp drei Jahren Funkstille wieder miteinander.

Bei einem ersten gemeinsamen Interview, das am Dienstagabend (20.15 Uhr) auf PULS 24 ausgestrahlt wird, sagte Strache, man treffe sich wieder - es sei wichtig, das Erlebte "gemeinsam aufzuarbeiten". Die Einsicht, damals politisch Verwerfliches gesagt zu haben, hielt sich weiter in Grenzen.

"Völliges Misstrauen" aufgebaut

Nach seinem Rücktritt als Vizekanzler und FPÖ-Chef habe er den Kontakt zu Gudenus abgebrochen, sagte Strache in dem vorab aufgezeichneten Gespräch. Denn er habe gegenüber seinem ehemaligen Freund und ehemals engem Vertrauten "völliges Misstrauen" aufgebaut. Grund dafür sei u.a. gewesen, dass er im Nachhinein erfahren habe, dass Gudenus schon vor dem Abend in der Finca Kontakt mit dem Drahtzieher des Videos (Julian Hessenthaler) gehabt hatte. Außerdem habe ihm Gudenus den mittlerweile u.a. wegen Kokainhandels nicht rechtskräftig verurteilten Hessenthaler als "Herr Thaler" vorgestellt, was sein Misstrauen weiter geschürt habe.

Gudenus rechtfertigte das gegenüber seinem ehemaligen Parteichef damit, Hessenthaler sei zu diesem Zeitpunkt für ihn noch "der Herr Thaler" gewesen. Die Ersteller des Videos hätten den Abend natürlich lange vorgeplant. "Sie haben mich als Vehikel genutzt, um an ihn (Strache, Anm.) heranzukommen", sah sich auch Gudenus als Opfer.

"Ja, wir treffen einander"

Inwieweit die Aussprache der Freiheitlichen fortgeschritten ist, wurde im knapp einstündigen Interview nicht ganz klar: "Das war, ist, war - glaube ich - seine Meinung", sagte Gudenus zu dem von Strache geäußertem Misstrauen seiner Person gegenüber. "Wir hatten mittlerweile in einigen Gesprächen schon einiges aufklären können." Auch Strache bestätigte, dass es in jüngster Zeit Gespräche gab: "Ja, wir treffen einander, wir reden über das. Wir sind sozusagen 32 Jahre lang befreundet gewesen und - letztlich - hatten ein enges Naheverhältnis. Ich glaube, trotz der Entwicklung, die wir erlebt haben, ist es wichtig, das auch gemeinsam miteinander aufzuarbeiten", so Strache.

Strache zeigt wenig Einsicht

Wie auch bei einem ebenfalls von PULS 24 durchgeführten Einzel-Interview mit Strache in der Finca selbst (das ebenfalls am Dienstagabend ausgestrahlt wird) zeigte der Ex-Vizekanzler auch beim Doppel-Interview wenig Einsicht, 2019 bei dem Treffen mit der vermeintlichen Oligarchennichte auf Ibiza politisch Verwerfliches gesagt zu haben: Das, was an "Peinlichkeiten" passiert sei, habe er drei Jahre lang "aufgearbeitet", so Strache, der einmal mehr einen "Gesinnungsjournalismus" der Medien anprangerte. Wenn man die sieben Stunden des gesamten Videos "im Gesamtkontext" sehe, dann sei klar - "auch durch Behörden bestätigt": "Es gibt in dem Video keinen korruptiven Akt."

"Soll sich ihr Geld weiß Gott wohin stecken"

"Ich sage dort 140 Mal, sie soll sich ihr Geld weiß Gott wohin stecken, weil ich nicht daran interessiert bin", so Strache zum Gespräch mit der vermeintlichen Oligarchennichte. "Weil ich nicht käuflich bin, weil ich nur meinen Idealen folge und auch keine Spenden nehme, um inhaltlich auf Wunsch irgendwas zu machen. Sondern wenn, kann sie spenden, wenn sie von unseren Inhalten überzeugt ist." - Dies komme in den sieben Stunden "ganz klar heraus", meinte er.

Dass er damals Umgehungsstrukturen skizziert hatte, um Spenden am Rechnungshof vorbei zu schleusen, wollte Strache neuerlich nicht so stehen lassen: "Es haben Unternehmer aufgrund von Inhalten, die sie unterstützen wollten, an Vereine gespendet." Dies sei legitim, solange es nicht einer Partei zu gute kommt. Auch Gudenus betonte, alle Verfahren seien eingestellt, "die Vorwürfe betreffen, wir hätten vorbeigeschleust".

Kritik an Van der Bellen

Sowohl Strache als auch Gudenus kritisierten vielmehr unisono die Vorgänge der jüngeren Zeit unter Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) - es sei mit "unterschiedlichem Maß" gemessen worden, so Strache. Er habe sich damals nach Ibiza entschuldigt und sei zurückgetreten. Als es dann zu Ermittlungen u.a. gegen Kurz kam, habe er aber die Worte des Bundespräsidenten vermisst, so der Ex-FPÖ-Chef. Bei Kurz und Ex-Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) sei das "moralische Maß" "ein anderes" gewesen.

Die Gerüchte über andere aber, "die ich erzählt und letztlich aufgedeckt habe, die haben sich dann bestätigt", meinte Strache zu den indirekten Folgen des Ibiza-Videos, das zahlreiche Anzeigen, Hausdurchsuchungen und das Auffliegen von diversen Chats nach sich zog.

Gundenus' Kokainkonsum

"Enttäuscht" sei er gewesen, als er vom Kokain-Konsum seines engen Weggefährten Gudenus erfahren hatte, sagte Strache. Hätte er davon gewusst, dann hätte er ihm damals geholfen, meinte er. An besagtem Abend sei jedenfalls nichts konsumiert worden. "Ich finde das ungeheuerlich", sagte er zu entsprechenden Spekulationen. Gudenus betonte, er sei in diesem Zusammenhang nie erpresst worden - überdies sei das "Privatsache" und "Schnee von gestern", wiederholte er einmal mehr.

"Journalistisches Drecks-Video"

Noch härtere Kritik an den Medien übte Strache in einem von ihm selbst am Dienstag veröffentlichten Youtube-Video: Darin sprach er von einem "journalistischen Drecks-Video", das "nicht im Sinne von Aufklärung veröffentlicht wurde, sondern im Sinne von manipulativen Zusammenschnitten". Man habe Aussagen von ihm und Gudenus "verkürzt", um ein "bewusst manipulatives und falsche Bild" in der Öffentlichkeit zu hinterlassen - und "eine Regierung zum Fall zu bringen, einen Putsch im wahrsten Sinne des Wortes mit diesem politisch motivierten Attentat an meiner Person auch sicherzustellen". Das "Peinlichste" an dem Abend sei seiner Ansicht nach "mit Sicherheit und mit Abstand das Leiberl, das ich getragen habe" - dies werde er für einen guten Zweck versteigern lassen, sagte er.

(APA)

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