Störaktion bei Salzburger Festspielen: Verschärfung kommt

Nach der Störaktion am Samstag bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele in der Felsenreitschule wird der Veranstaltungsreigen mit verschärften Maßnahmen weitergeführt. Schon am Samstagabend werden eine Opernpremiere sowie eine Jedermann-Vorstellung mit zusätzlichem Sicherheitspersonal ausgestattet. Das gaben der Salzburger Landespolizeidirektor Bernhard Rausch und der kaufmännische Direktor der Salzburger Festspiele, Lukas Crepaz, bei einer Pressekonferenz bekannt.
Aktivisten unterbrachten Babler-Rede
Mit Zwischenrufen und ausgerollten Bannern mit Slogans wie "Stoppt den Völkermord" und "Free Gaza now" unterbrachen sechs Aktivistinnen und Aktivisten die Rede von Vizekanzler und Kulturminister Andreas Babler (SPÖ). Trotz des massiven Aufgebots der Exekutive sowohl außerhalb des Saales wie auch Securitys rund um die Bühne kamen sie auf die Bühne und auf die Fassade der Felsenreitschule, auf welcher die Transparente entrollt wurden.
Habe man bisher schon auf Security-Dienste im Publikum gesetzt - insgesamt 60 bis 70 Personen pro Vorstellung - werde man auf zusätzliches Sicherheitspersonal bauen, erklärte Crepaz. Weiters würden schon jetzt neben Taschenkontrollen alle Karten nur käuferpersonalisiert ausgegeben. Zusätzlich würde man nun auch Lichtbildausweise verlangen.
Die sechs Aktivisten hätten sich mit "nicht schlecht gemachten" Mitarbeiterausweisen Zutritt verschafft, wie Rausch betonte. Derzeit würde es aber 6.000 Personen mit diesen Mitarbeiterkarten geben. "Nicht jeder Ausweis kann detailliert gesichtet werden", meinte Crepaz dazu. Die Kontrolle obliege dem hauseigenen Sicherheitsdienst. Auch hier gelobte man angesichts des Debakels vom Samstag Besserung und Evaluierung der Maßnahmen.
Auf Festgenommene warten Anzeigen
Die sechs am Vormittag festgenommenen Menschen seien der "Last Generation" zuzuordnen, wie Rausch informierte. Von den bisher bekannten Störern habe eine Person eine deutsch-französische Doppelstaatsbürgerschaft, eine Person sei Österreicher mit Migrationshintergrund, hinzu komme eine Österreicherin. Die anderen drei Protestteilnehmer seien noch unbekannt, diese hätten keinen Ausweis bei sich gehabt. Alle sechs befanden sich vorerst in Polizeigewahrsam. Auf die Festgenommenen warten wegen der nicht angemeldeten Demonstration auch Anzeigen.
Was die anwesenden Festgäste betrifft - darunter der rumänische Staatschef Nicușor Dan und Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen - habe es "im Nachhinein betrachtet keine Gefährdung" gegeben, sagte der Salzburger Polizeidirektor. Bei Erklimmung der Bühne waren ein Teil der Demonstranten nur wenige Meter von Vizekanzler und Kulturminister Babler beim Rednerpult entfernt, ehe das Sicherheitspersonal eingriff.
"Weg auf die Galerie sehr verwinkelt"
Ein zu langsames Einschreiten der Sicherheitskräfte oder dass sich die Security selber im Gebäude nicht ausgekannt hätte, bestritt Crepaz. "Der Weg auf die Galerie ist sehr verwinkelt", sagte er. Die Mitarbeiter hätten sehr schnell und sehr besonnen reagiert.
Auf die erzwungene Unterbrechung seiner Rede reagierte Babler mit einem Angebot zum offenen Diskurs. "Kunst als echte Debatte, Festspiele als Ort für echte Debatten - und das sollte uns einen, kritische Debatten miteinander auszutragen und gleichzeitig berechtigte Kritik in einem geeigneten Rahmen zu verhandeln." Auch die heurige Festrednerin, die Historikerin Anne Applebaum, reagierte auf die Störaktion. Sie leide unter den Bildern der im Gazastreifen verhungernden Kinder: "Israel muss das humanitäre Völkerrecht einhalten."
Und auch Bundespräsident Van der Bellen sprach die Protestaktion an: Er sei ein Freund Israels, das bedeute nicht, jede Maßnahme der israelischen Regierung gutzuheißen. "Die Situation in Gaza ist niederschmetternd und in keiner Weise humanitär zu rechtfertigen. Aber bitte vergesst auch nicht den Oktober 2023, dem schlimmsten Pogrom der Nachkriegszeit." Das sei keine Rechtfertigung für das, was in Gaza passiert, "aber bitte zur Erinnerung".
"Salzburger Festspiele dürfen nicht zum Ort der Verdrängung werden"
"Die Salzburger Festspiele dürfen nicht zum Ort der Verdrängung werden", hieß es in einer Aussendung der Aktivisten. "Sie müssen das viel zitierte Erbe ihrer Gründer ernst nehmen - und Stellung beziehen, für einen sofortigen Waffenstillstand und ein Ende des Völkermords. Deshalb setzen wir heute zum Festakt der Salzburger Festspiele ein Zeichen für Palästina."
(APA/Red)
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