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Stiller Protest und lebhafte Diskussion bei Bürgerinformation Stadttunnel

BürgerInnen aus Frastanz und Feldkirch zeigten großes Interesse bei der Informationsveranstaltung zum Thema Stadttunnel Feldkirch.
BürgerInnen aus Frastanz und Feldkirch zeigten großes Interesse bei der Informationsveranstaltung zum Thema Stadttunnel Feldkirch. ©Helmut Köck
Frastanz-Feldkirch. (koe) Während im strömenden Regen an die 40 meist Jugendlichen im stillen Protest ausharrten, füllte sich der Saal im Feuerwehrhaus bis auf den letzten Platz zur Bürgerinformation zum Projekt Stadttunnel und Letze.
Impression der Bürgerinformation in Frastanz

Schnell hatte die Politik reagiert und eine Infoveranstaltung organisiert, denn bereits über 600 Unterschriften gegen den geplanten Abgas-Lüftungsschacht am Stadtschrofen wurden online unterzeichnet und zeigen,dass dieses Thema viele Menschen beschäftigt. Unter der Moderation von Angelika Böhler referierten Projektleiter Arno Schwärzler, Verkehrsplaner Gerhard Engstler von Besch & Partner, der Luftgüteexperte der TU Graz Prof. Peter Sturm, sowie Architekt Stefan Marte von Marte & Marte. Es ging konkret um die Themen Verkehrbelastung auf der Letze, Luft, Schadstoffbelastungen, sowie um die Gestaltung des Lüftungsbaues.

Verkehr auf der Letze
Die Bewohner auf der Letze und im Ortsteil Fellengatter sind tagtäglich von ca. 900 Fahrzeugen, größtenteils Pendler aus dem Walgau, Richtung Liechtenstein/Schweiz belastet. Sie nutzen  die Schleichwege über das Wohngebiet und verursachen naturgemäß auch Schadstoffe. “Mit dem Bau des Tunnels gäbe es daher keinen vernünftigen Grund mehr, über die Letze zu fahren, der Weg sei dann kürzer und  schneller ” ist Verkehrsplaner Engstler überzeugt. Interessant für die Anwesenden war dann die “ehrliche” Aussage des Luftgüteexperten Sturm, dass es sehr wohl eine Verschlechterung im Bereich des geplanten Kamins am Stadtschrofen geben werde. Die  Schadstoffemission sei aber nur um ein Zehntelmikrogramm höher wie heute. Im Bereich Letze sei das aber keineswegs gesundheitsgefährdet und schlecht. Die jetzige Planung gehe vom richtigen Standort aus, weil eben die Abluft durch ideale Windverhältnisse rasch in höhere Luftschichten verfrachtet werde. Durch den Bau des Stadttunnels sei aber nicht nur bei der Bärenkreuzung, sondern im gesamten Innenstadtbereich eine Reduktion von NO2 zu erwarten, bei der die die Grenz- und Schwellwerte nicht mehr überschritten werden.

Emotionale Diskussion
Die Emotionen gingen aber dennoch hoch.  “Wenn mit ca. 10 Jahren Bauzeit bis 2025, doch die Technologien besser werden, wozu brauchen wir einen Tunnel ?”. Es entspann sich eine rege, teilweise emotionale Diskussion mit weiteren Wortmeldungen aus dem Publikum: “Durch den Tunnel wird das Autofahren noch mehr interessant, der Tunnel löst das Problem nicht, es wird nur verlagert. Wieso bauen wir den Tunnel, wegen dem Ausstoß, dem Verkehr oder der Kohle. Wieso ist der Standort des Lüftungsschachts auf der Letze?”

Designerkamin
So kam Architekt Marte dann kaum zu Wort, als er mit 3-D Grafiken die Entwürfe des Lüftungsbauwerkes zeigte. Dem Architektenbüro schwebt eine Art Skulptur mit polygonalen Flächen vor, die bei einer Grundfläche von 5×5 Meter immerhin eine Höhe von 9-12 Metern erreichen werde. Ob Stampfbeton, Erdfarbenbeton, Betonschalglatt oder Begrünung mit Moos, das sich ansetzen soll, das war den Anwesenden der Protestbewegung so ziemlich egal sein, sie wollen nichts im Naherholungsgebiet stehen haben. “Warum ein Designerturm von mindestens 10 m Höhe, es macht keinen Unterschied, ob der Dreck von einem blauen oder roten Kamin kommt”, so eine Stimme aus dem Publikum. Die emotionsgeladenen Anwesenden wurden gebeten, sich zu sänftigen, da es sich um eine projektbezogene und nicht um eine politische Diskussion handle. “Wieso gibt es keine Volksabstimmung, soviel Geld in Zeiten des Sparens auszugeben”, so eine letzte Stimme aus dem Forum. Moderatorin Böhler konnte da nur an den Landeshauptmann verweisen, der eine Entscheidung über das immer noch sehr stark umstritte Projekt, an dem schon über 20 Jahre geplant wird, fällen müsste.

Für Projektleiter Schwärzler sei der Stadttunnel ein Jahrhundertprojekt, wo viele Varianten geprüft, diskutiert und gemeinsam mit den Menschen im demokratischen Prozess die jetzige Variante entschieden wurde, das müsse man eben akzeptieren.

 

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