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"Österreich von uns überzeugen"

Lech (VN) - Der amerikanische Botschafter in Österreich, William Eacho, genießt das Skifahren in Lech. Im VN-Gespräch erzählt er über Wikileaks, seine Erfahrungen mit der Diplomatie und seine Freundschaft zu Obama.
Botschafter William Eacho in Lech

Sie urlauben gerade samt Familie in Lech. Sind Sie ein guter Skifahrer?

Eacho: Ich würde sagen, meine Fähigkeiten sind in Ordnung. Hier in Österreich hoffe ich genug Zeit zu haben, um tatsächlich besser zu werden. Meiner Frau gefällt es in Lech sehr gut. Sie fährt nicht Ski und kann hier wunderbar einkaufen.

 

Sie leben nun seit über einem Jahr in Österreich. Wie ist Ihr Eindruck?

Eacho: Ich glaube, dass ich die beste Stelle im gesamten diplomatischen Dienst habe. Erstens kann ich in einem wunderschönen Land leben. Zweitens kann ich Ski fahren. Und auch das zählt für die amerikanische Regierung als Arbeitszeit. Solange ich mich in Österreich aufhalte, arbeite ich. (lacht) Im Ernst: Es ist ein interessanter Platz. Mit der historisch gewachsenen Neutralität ist Österreich nicht wirklich auf unserer Linie. Es ist eine Herausforderung, Österreich davon zu überzeugen, die Dinge wie wir zu sehen. Aber ich glaube, wir haben in den meisten Fällen gute Arbeit geleistet.

 

Dank Wikileaks lassen sich amerikanische Depeschen im Internet nachlesen. In einer davon ist unter Ihrem Namen zu lesen, dass Österreich die Außenpolitik weitgehend ignoriert.

Eacho: Das stimmt nicht ganz. Die mutmaßliche Depesche, auf die Sie sich beziehen, wurde geschrieben, bevor ich überhaupt in Österreich angekommen bin. Sie wurde herausgegeben, wenn ich mich recht erinnere, am Tag meiner Ankunft. Weil ich im Land bin, wird die Depesche unter meinem Namen herausgegeben. Das ist die Regel. Ich habe sie also nicht geschrieben und bis zum heutigen Tag nicht gelesen.

 

Aber Sie kennen den Inhalt. Teilen Sie ihn?

Eacho: Nein. Die Perspektive in einer alten Depesche war, dass der Kanzler nicht an Außenpolitik interessiert ist. Ich denke, dass dies überhaupt nicht der Fall ist. Wir arbeiten mit Österreich im UN-Sicherheitsrat eng zusammen. Deshalb würde ich sagen, dass das Land sogar engagierter ist als in früheren Jahren. Der Außenminister konzentriert sich auf die Wirtschaft. Das ist Teil der Außenpolitik und Teil seines und meines Jobs. Das ist überhaupt keine Kritik. Offen gesagt ist es ein Kompliment: Wir würden uns wünschen, die USA könnten im Export so gute Arbeit leisten wie Österreich.

 

Wurden Sie mit dem Inhalt der Dokumente oft konfrontiert?

Eacho: Es war sicher eine Herausforderung. Aber die Mitglieder der österreichischen Regierung wissen, dass unsere Beziehungen exzellent sind. Deshalb sehen sie den Inhalt auch als veraltet an.

 

Sie sagten, Sie haben den besten Botschafterjob. Wollen viele Diplomaten nach Wien?

Eacho: Ja, Wien ist sehr beliebt. Ich würde sagen, im Auslandsdienst ist es einer der Top drei Posten. Abgesehen davon war es die Entscheidung des Präsidenten, nicht meine. Ich sagte, ich würde dorthin gehen, wohin er mich schickt.

 

Hat es geholfen, dass sie 500.000 Dollar für Obamas Kampagne gesammelt haben?

Eacho: Das ist die Summe, die Medien berichten …

 

Stimmt sie?

Eacho: Ehrlich gesagt habe ich mehr als das aufgebracht. Aber es kommt nicht auf die Summe an. Ich kenne einige, die das Vielfache gesammelt haben und denen kein Botschafterposten angeboten wurde. Der Unterschied ist, dass der Präsident während des Wahlkampfs die Möglichkeit hat, deine Fähigkeiten kennenzulernen. Ich habe in der Kampagne geholfen, Pläne für den Wirtschaftsaufschwung zu entwerfen. Das hat der Präsident gesehen und es hat ihm gefallen.

 

Sie haben also eine gute Beziehung zu Obama?

Eacho: Ja, wir sind gute Freunde. Obama ist genauso, wie man ihn im Fernsehen sieht. Er ist authentisch und der intelligenteste Mensch, den ich je kennengelernt habe.

 

Sie waren lange in der Wirtschaft tätig. War es schwer, Ihr Leben umzustellen?

Eacho: Man sagt nicht Nein, wenn dich der Präsident fragt. Naja, zuerst habe ich meine Frau gefragt, was sie davon hält. Sie meinte, dass es sich nach Abenteuer anhört und wir es tun sollten.

 

Sprechen Sie Deutsch?

Eacho: (auf Deutsch) Ich lernen Deutsch jeden Tag auf der Botschaft. (und fährt auf Englisch fort) Aber mein jüngster Sohn, er ist 16, spricht gut deutsch. Er hört es ja auch den ganzen Tag lang in der Schule. Für mich ist es schwieriger. Mein älterer Sohn studiert in den USA und lernt Deutsch, damit er, wenn er hier ist, mit den Mädchen flirten kann. (zwinkert)

 

Welche Einstellungen der Österreicher über die USA haben Sie erlebt?

Eacho: Während es in der Vergangenheit, vor allem zu Zeiten der vorigen Regierung, sicher Schwierigkeiten gab, erlebe ich im Allgemeinen eine positive Einstellung. Ich glaube, meine Arbeit ist auch viel leichter, weil ich – wie man beim Segeln sagt – Rückenwind habe. Seit Obama gewählt wurde, gibt es mehr Zuspruch von allen Seiten, unabhängig der politischen Parteien. Ich denke, es gibt ein grundlegendes Gefühl der Wertschätzung in Österreich für die Rolle der Amerikaner nach dem Krieg, mit dem Marschall-Plan dem Land zum Wiederaufbau zu helfen. Man startet also mit Freundschaft als Basis.

 

Der türkische Botschafter hat vor einigen Wochen ein Interview mit einer Gegenfrage begonnen: Ob er diplomatische und langweilige Antworten geben solle, oder ehrliche. Haben Sie jemals diese Unterscheidung getroffen?

Eacho: Nein. Ich komme aus der Wirtschaft und bin kein Karriere-Diplomat. Deshalb bin ich in meinen Antworten sicher direkter als andere Diplomaten. Ich muss mich weniger um meine Aufstiegschancen sorgen.

 

Zur Person

William C. Eacho ist der amerikanische Botschafter für die Republik Österreich

Geboren: 1955

Ausbildung: BWL-Studium an der Harvard Business School, Recht- und Wirtschaftsstudium an der Duke Universität

Laufbahn: Finanzberater, Vizepräsident des Lebensmittelunternehmens Alliant Foodservice, Geschäftsführer der Investmentfirma Carlton Capital Group, Botschafter seit August 2009

Familie: verheiratet, drei Kinder

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