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Sternwarte vor der Haustür

Lustenau - Wo andere ihr Frühbeet haben, steht bei Manfred Böhler eine Sternwarte im Garten.

Sollten die Regenschauer den Sternschnuppenschauern heute tatsächlich zuvorkommen, bleibt die Kuppel zu. Aber Manfred Böhler bekümmert das mäßig. Amateur­astronomen leben mit einem anderen Zeitverständnis, und genügsam sind sie auch. So scheint es wenigstens. „Venus-Durchgang vor der Sonne am 8. Juni 2004“ verkündet Böhlers Homepage stolz und zeigt das Foto eines schwarzen Punktes inmitten der hellen Sonnenscheibe. Mehr nicht. Ehrfürchtig betrachtet ihn erst, wer sich vergegenwärtigt, dass der britische Entdecker James Cook 1768 acht Monate lang um die halbe Welt segelte, nur um dieses Himmelsspektakel auf Tahiti nachzeichnen zu können. Der Lustenauer Astronom hat‘s da bequemer. Der schlapft schon mal im Bademantel rüber in seine Kuppel, die er nach 1995 aus einem Stapel roher Bretter gezimmert hat. Dabei ist Böhler ein „spätberufener Astronom“. Als Kind scherten ihn die Sterne wenig. Allenfalls am Abend nach einer intensiven Bergtour lag er vor seinem Zelt und bestaunte den bestirnten Himmel. Den Weg zur Astronomie ebneten ihm Jahre später seine Kinder Birgit und Stefan. Die haben Fragen gestellt, wie Kinder halt so sind. „Papa, was ist . . .? Papa, wieso . . .?“ „Und einen Papa, der keine Antwort weiß, kann man sich auch nicht bieten lassen.“ Also fügte Böhler pflichtschuldigst seinem dtv-Atlas allerlei astronomische Literatur hinzu. So wuchs die Leidenschaft. Und Böhlers Gattin tat das Übrige dazu.

Tipps und eine Bedingung

Sie machte ihren Mann Ende der 1980er-Jahre darauf aufmerksam, dass Vorarlbergs Amateurastronomen einen Verein gründeten. Sie redete Manfred Böhler kräftig zu, als die Volkssternwarte Ottobeuren 1995 ihr 30-cm-Spiegelteleskop um 10.000 DM verkaufte. Und sie stellte die entscheidende Bedingung: Irgendeine Hütte käme ihr nicht in den Garten. Also, wenn schon Sternwarte, dann richtig. So entstand in vierjährigem „nahezu 100-prozentigen Eigenbau“ die Kuppel im Garten. Mit motorbetriebener Öffnung und drei Teleskopen auf schwerer Montierung. „Denn wenn sich schon alles verstellt, wenn der Astronom nur einatmet, ist das auch ein Schmarren.“ Lohnt sich der Aufwand überhaupt? Mitten in Lustenau, bei den Licht- und Sichtverhältnissen? „Jedes Fernrohr hat seinen Himmel“, entgegnet Böhler. Bis heute haben seine Augen unsere Galaxie längst nicht abgeweidet. Den Besuchern, die in der Hofsteigstraße 33 gern gesehen sind, entlockt er noch locker „Ahs“ und „Ohs“ in Mengen. Selbst wenn er nur von seiner eigenen Ausdauer erzählt. Für drei Bilder des Kometen Hale-Bopp etwa hat er 1997 eine ganze Nacht investiert. „A kle närsch“ muss man schon sein, ergänzt er ungefragt.

Zur Person

Manfred Böhler
Der Lustenauer Amateurastronom unterhält seine eigene Sternwarte.
Geboren: 16. Februar 1943
Ausbildung: Fachschule für Maschinenbau in Bregenz
Laufbahn: „immer in der Industrie“
Familie: verheiratet, zwei Kinder

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