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Sternsinger sammeln 2017 insbesondere für Hilfsprojekte in Tansania

Die Sternsinger werden wieder unterwegs sein.
Die Sternsinger werden wieder unterwegs sein. ©dpa/Sujet
Rund 85.000 Kinder der Katholischen Jungschar werden traditionsgemäß nach Weihnachten wieder in Österreich unterwegs sein und als Heilige drei Könige von Haus zu Haus Segenswünsche für das neue Jahr verbreiten und singend Spenden sammeln.

Zugutekommt das Geld Notleidenden auf der ganzen Welt, die in rund 500 Entwicklungshilfeprojekten in Afrika, Asien und Lateinamerika eingebunden sind.
Bei der letzten Sternsingeraktion 2016 wurden knapp 16,7 Millionen Euro gespendet. Angesichts solcher Beträge hat die Katholische Jungschar längst eine eigene Entwicklungshilfeorganisation, die Dreikönigsaktion (DKA). Sie verwaltet die Spenden, wählt in den Armutsregionen Partnerorganisationen und -projekte, die gefördert werden, aus und begleitet diese.

Sternsingeraktion 2017

Im Fokus der Sternsingeraktion 2017 steht das ostafrikanische Tansania. Das Land mit geschätzten 53 Millionen Einwohnern – zu etwa gleichen Teilen Muslime und Christen bei parallel weitverbreitetem Geister- und Hexenglauben – gilt im Gegensatz zu vielen anderen afrikanischen Staaten als frei von Konflikten zwischen den zahlreichen Ethnien. Nur auf der Insel Sansibar kommt es zuweilen zu blutigen Angriffen der muslimischen Mehrheitsbevölkerung auf Christen.

Zu verdanken ist die relative Ruhe der Verkehrssprache Kisuaheli, die alle Volksgruppen verbindet, und dem “Vater der Nation” Julius Nyerere. Er führte das Land ab der Unabhängigkeit von britischer Mandats-Verwaltung 1961 bis 1990 als sozialistischen Ein-Parteien-Staat.

Hilfsprojekte in Tansania

Das Modell scheiterte allerdings. Nach Jahrzehnten ging es einem Großteil der Tansanier nicht besser. Aber auch die Hilfe von internationalen Finanzinstitutionen wie der Weltbank oder dem Internationalen Währungsfonds, die an Privatisierungen, Strukturreformen, der Öffnung des Marktes und mehr Demokratie geknüpft waren, und einzelstaatliche Geldgeber brachten Tansania nicht den Sprung aus der Gruppe der nur schwach entwickelten Länder (Rang 151 von 188 auf dem UNO-Index). Im Gegenteil, es stellten sich auch negative Folgen ein: die ohnedies schwächelnde Industrie wie etwa im Textilbereich kollabierte vollständig, Korruption ließ Gelder einfach versickern, Auslandsinvestitionen gingen mit Landraub einher, große internationale Bergbau-Konzerne verdrängten kleine heimische Minenbetreiber.

Regional positiv wirkt sich dagegen der Kilimandscharo- und Safari-Tourismus in Nationalparks wie der Serengeti aus, weil er Dienstleistungs-Jobs schafft, Devisen bringt und ein ansehnlicher Teil der Wertschöpfung im Land bleibt. Der Sektor gilt daher als Hoffnungsträger. Es bleibt aber dabei: Bis zu 19 Millionen Tansanier (36 Prozent der Bevölkerung) kämpfen unterhalb der Armutsgrenze um das Überleben, Schätzungen zufolge lebt die Hälfte der Bevölkerung von weniger als 1,88 Euro am Tag, 42 Prozent der Kinder sind unter- oder mangelernährt.

Nach wie vor leben 70 Prozent der Einwohner direkt von der Landwirtschaft – oft rein zur Selbstversorgung. Bei der Landwirtschaft versucht nach Einschätzung des Politologen Ng’wanza Kamata von der Universität Daressalam auch die seit 2015 amtierende Regierung unter Präsident John Magufuli wieder, die Lebenssituation zu verbessern. Kamata spricht von einer Abkehr, “großkapitalistische Interessen zu pushen”, was vor zehn Jahren rund um den “Biosprit”-Hype dazu führte, dass ausländische Konzerne großflächig Land erhielten, das sie aber brach liegen ließen. Nun erhielten Dorfbewohner nicht kultivierte Felder zurück – Felder, die sie brauchen, um ihre Familien satt zu machen, den Kindern Schulsachen kaufen und sich medizinische Versorgung leisten zu können. Dass sich Tansanier bisher nicht in Massen als sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge nach Europa aufgemacht haben, ist laut dem Politologen deswegen so, weil Tansania geografisch entlegener ist als etwa Nigeria oder Eritrea und weil genug Agrarland vorhanden ist, um die Ernährung der Bevölkerung grundsätzlich sicherzustellen.

Hilfe zur Selbsthilfe: Spenden

Kamata sieht in Tansania auch einen “neuen Fokus”, eine Industrie zur Weiterverarbeitung von Agrarprodukten aufzubauen, die viele Jobs schafft, während heute Baumwolle oder Cashewnüsse lediglich als billige Rohmaterialien exportiert werden. “Es gibt die Ansicht, dass der Agrar-Sektor nicht genug wächst und zugleich, dass gerade das für eine rasche Entwicklung nötig ist.” Kamata rechnet vor diesem Hintergrund damit, dass sich Tansania wieder mehr abschotten wird und eine 2014 als Mitglied der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) mit der EU ausverhandelte Wirtschaftspartnerschaft nicht in Kraft setzen wird. “Das Abkommen würde bedeuten, dass 80 Prozent der Produkte zoll- und abgabenfrei ins Land kommen. Das verträgt sich nicht mit der eigenen Industrialisierung.”

Bei den Kleinbauern und der Weiterverarbeitung von Anbauprodukten docken auch die Hilfsprojekte an, die die Dreikönigsaktion mit den Spenden an die Sternsinger in Tansania fördert: So unterstützt man im Westen des Landes das ADP (Actions for Development Programmes), das Bauern Methoden vermittelt, damit sie ihren Ertrag steigern und ihre Selbstversorgung sichern können. Im Norden von Tansania hilft die DKA via der Women Development für Science and Technology Association (WODSTA) Frauengruppen, die Mangos und anderes Obst und Gemüse, das ansonsten nicht verkäuflich wäre und verrotten würde, einkochen und einwecken. Die Veredelung zu Marmelade, Pickles oder Chutney bringt eine enorme Wertsteigerung; die Gläserware hat es sogar in lokale Supermärkte geschafft. So sind die Frauen durch Hilfe zur Selbsthilfe zu Unternehmerinnen geworden.

>> Die Sternsinger-Aktion der Katholischen Jungschar kann auch durch Spenden auf das DKA-Konto IBAN: AT23 6000 0000 9300 0330 unterstützt werden. Die Spende ist steuerlich absetzbar.

(APA)

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