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Stellungnahme Frauennetzwerk Vorarlberg zum Internationalen Frauentag

Frauennetzwerk Vorarlberg, jeweils v.li., 1. Reihe: FS (Frauensprecherin) Christine Golderer, RS (Regionensprecherin)-Stv. Lisabell Roth, FS Sabine Felder, RS u. LS (Landessprecherin) Angela Alicke, Tanja Rodriguez-Peters, RS-St. Magdalena Paulus, FS Kiki Karu. 2. Reihe: FS Stefania Paris, FS Keli Pereira, FS Marion Maurer, Leiterin FUB Frauen und Gleichstellung Tanja Kopf, RS Carina Haltmayer, FS Gerda Schnetzer-Sutterlüty, RS Sandra Gassner, Meltem Polatkan.
Frauennetzwerk Vorarlberg, jeweils v.li., 1. Reihe: FS (Frauensprecherin) Christine Golderer, RS (Regionensprecherin)-Stv. Lisabell Roth, FS Sabine Felder, RS u. LS (Landessprecherin) Angela Alicke, Tanja Rodriguez-Peters, RS-St. Magdalena Paulus, FS Kiki Karu. 2. Reihe: FS Stefania Paris, FS Keli Pereira, FS Marion Maurer, Leiterin FUB Frauen und Gleichstellung Tanja Kopf, RS Carina Haltmayer, FS Gerda Schnetzer-Sutterlüty, RS Sandra Gassner, Meltem Polatkan. ©Nadine Wieländner
Am 8. März wird der Internationale Frauentag gefeiert. Der Ursprung dieses Gedenktages ist der erste Frauentag vom 19.03.1911, mit der Forderung nach mehr Frauenrechten und dem Wahlrecht für Frauen.

Seither ist viel geschehen. Es gibt das Wahlrecht für Frauen. Allerdings jedoch hat die Gleichberechtigung noch viele offene Stellen.

Für das Frauennetzwerk Vorarlberg ist der Internationale Frauentag auch heuer ein Anlass, auf Erreichtes aber auch auf wichtige unerledigte Punkte hinzuweisen:

Nach wie vor verdienen Frauen bei gleicher Ausbildung und Arbeit erheblich weniger

Laut dem Vorarlberger Gleichstellungsbericht 2021 ist das geschlechterspezifische Verdienstgefälle in Vorarlberg österreichweit am größten. In Vorarlberg verdienten unselbständig Beschäftigte Frauen im Jahr 2019 durchschnittlich um 19.648 Euro weniger als Männer, im österreichischen Schnitt beträgt diese Differenz nur 13.743 Euro. Mittlerweile haben Frauen bei vielen Bildungsabschlüssen die Männer überholt, trotzdem verdienen sie weniger.
Die Gründe sind vielschichtig – unter anderem braucht es mehr Transparenz und mehr Durchsetzungskraft der Frauen. Auch die Entscheidung zu den typischen Frauenberufen zählt hier. Besonders sind das alle Tätigkeiten mit und für Menschen: Von Frauen bevorzugte Berufe in Pflege, Bildung und Betreuung wurden in der Pandemie als unverzichtbare “systemrelevante” Berufe entdeckt, (auch Friseurinnen und Blumenbinderinnen), am Gehaltsgefüge hat sich fast nichts geändert. Obwohl sie hinsichtlich Ausbildung und Verantwortung gleich hoch zu bewerten sind wie Tätigkeiten an Maschinen, ist die Bezahlung nach wie vor viel geringer.

Es bedarf dringend weiterer Bemühungen für eine Gehälter-Transparenz mit Vergleichsmöglichkeiten und die Anhebung der Gehälter für Pflege, Bildung und Betreuung!

Nach wie vor wird die unentgeltliche Care-Arbeit überwiegend von Frauen geleistet

Frauen übernehmen gemäß des Vorarlberger Gleichstellungsberichts 2021 zwei Drittel der unbezahlten Care-Arbeit, Männer nur die Hälfte. Noch immer erfolgt die Pflege der Kinder oder der betagten Eltern mehrheitlich durch die Frau. Diese Mehrbelastung bedingt weniger Freizeit, weniger Karrierechancen im Beruf und damit weniger finanzielle Absicherung, vor allem in der Pension. Dabei erspart sich der Staat durch diese unentgeltliche Care-Arbeit eine enorme Summe an Pflegekosten.

Durch die Pandemie wurde dieser Trend noch mehr verstärkt. Laut der „Corona-Panel-Befragung“ der Universität Wien sind die geschlechterspezifischen Zuständigkeiten für Kinderbetreuung während des ersten Lockdown in Österreich deutlich zu erkennen: 47% der Frauen und 29% der Männer wandten viel mehr Zeit für die Kinderbetreuung auf als vor der dem Lockdown.
Das Erwerbsausmaß von Müttern ist im Durchschnitt stärker zurückgegangen als jenes von Vätern. (Gleichstellungsbericht Vbg. 2021, Seite 71)

Durch Kampagnen für partnerschaftliche Aufteilung der Familien- und Hausarbeit, verbesserte Kinderbetreuung und außerhäusliche Pflegemöglichkeiten kann der benötigte Kulturwandel gelingen.

Nach wie vor trifft der Karriereknick hauptsächlich Frauen

Überwiegend sind es Frauen, die für die Kinderbetreuung ihre berufliche Entwicklung unterbrechen. Zudem sind die Väter meist genau in dieser Dekade mit Karriereaufbau beschäftigt und arbeiten dann noch mehr Stunden als zuvor. Beide (Mann und Frau) sind mit dieser Situation nicht zufrieden.

Eine Förderung der Väterkarenz in Betrieben sowie strukturelle Maßnahmen zur Erhöhung der Väterbeteiligung bei Kindererziehung, -betreuung kann die Frauen in der beruflichen Entwicklung unterstützen.

Nach wie vor sind 90% der Alleinerziehenden Frauen

(Statistik Austria, Mikrozensus-Arbeitskräfteerhebung 2019)

„Wer nicht nach der Norm eines traditionellen Familienbildes lebt, wird noch immer indirekt bestraft“ sagt Ingrid Moritz, Leiterin der Abteilung Frauen, Familie in der AK Wien.

Alleinerziehende brauchen eine qualitativ hochwertige und leistbare Betreuungsinfrastruktur, die jegliche Form der Erwerbsarbeit (Vollzeit, Teilzeit, Wochenend- und Schichtarbeit etc.) ermöglicht.

Es gibt sie immer noch die „gläserne Decke“ in der beruflichen Entwicklung

Mit einem Frauenanteil von 6,3% im Vorstand der 20 börsennotierten ATX-Unternehmen im Jahr 2020 liegt Österreich deutlich unter dem Schnitt der Vergleichsgruppe europäischer Länder, die 2019 bereits 18,6% erreichte. Der Frauenanteil an Aufsichtsrätinnen in den Vorarlberger Unternehmen liegt bei 16,4 % (österreichweit bei 19%). Vorarlberg liegt damit nur an siebenter Stelle. (Gleichstellungsbericht Vbg. 2021, Seiten 40 bis 42)

Durch gezielte Bemühungen zur Verbesserung über Quoten, Mentoring, Gleichstellungsmaßnahmen, Medienarbeit, usw. sollen die Frauenanteile in Politik, Interessensvertretungen und Führungspositionen der Wirtschaft weiterhin angehoben werden.

Nach wie vor sind Frauen in unterschiedlichen Bereichen schlechter gestellt

In der Sportberichterstattung geht es zu 90% um männliche Bewerbe und nur zu 10% um weibliche. Dies bedingt ein eklatant schlechteres Einkommen der Sportlerinnen. Turnerinnen wird oft vorgeschrieben welche Wettkampfkleidung sie tragen müssen. Sie können daher nicht über die „Darstellung“ ihres Körpers entscheiden.

Auch in diesen Bereichen braucht es mehr Sensibilität in Bezug auf die Gleichberechtigung.

Das Frauennetzwerk Vorarlberg unterstützt den Internationalen Frauentag um eine stärkere Sensibilisierung der Gesellschaft und die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen im Erwerbsleben, an politischen Entscheidungsprozessen und an gesellschaftlichen Ressourcen zu erreichen. Denn Gesellschaften, in denen Gleichstellung gut verankert ist, sind friedvollere Gesellschaften zum Wohle Aller.

Quelle:
Für das Frauennetzwerk Vorarlberg: Landessprecherin Angela Alicke
Region Vorderland Landes- und Regionenstellvertreterin Magdalena Paulus, Region amKumma
Frauensprecherin-Stellvertreterin Christine Golderer, Schwarzach

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