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Spionageverdacht in Berlin: Deutschland bestellt iranischen Botschafter ein

Iran-Spionage in Berlin: Deutschland bestellt Botschafter ein
Iran-Spionage in Berlin: Deutschland bestellt Botschafter ein ©APA/AFP
Nach dem mutmaßlichen Ausspähen jüdischer Einrichtungen in Berlin durch einen iranischen Agenten hat das Auswärtige Amt den iranischen Botschafter in Berlin einbestellt. Außenminister Johann Wadephul fordert politische Konsequenzen.

Ein 53-jähriger Mann mit afghanischen Wurzeln soll im Auftrag eines iranischen Geheimdienstes jüdische Einrichtungen in Berlin ausgespäht haben – darunter laut "Spiegel" auch die Deutsch-Israelische Gesellschaft. Der mutmaßliche Agent wurde bereits vergangene Woche im dänischen Aarhus festgenommen, auf Antrag der deutschen Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Eine Auslieferung nach Deutschland steht bevor.

Die Ermittlungen gegen den mutmaßlichen Spion laufen beim Bundeskriminalamt (BKA), basierend auf Hinweisen des Verfassungsschutzes. Demnach erhielt der Verdächtige Anfang des Jahres den Auftrag, bestimmte Objekte und Personen in Berlin zu observieren. Im Juni soll er drei Ziele fotografiert haben – ein klarer Hinweis auf mögliche Anschlagsvorbereitungen.

Iranische Revolutionsgarden unter Verdacht

Als Auftraggeber gelten die Al-Kuds-Brigaden, die Auslandseinheit der iranischen Revolutionsgarden. Diese steht im Verdacht, weltweit verdeckte Operationen zur Verfolgung von Regimegegnern und zur Einschüchterung jüdischer Organisationen durchzuführen. Auch der dänische Inlandsnachrichtendienst PET bestätigte die Festnahme und warnt vor der systematischen Nutzung krimineller Netzwerke durch Teheran.

Außenminister Johann Wadephul

Politische Reaktion: Wadephul bestellt Botschafter ein

Außenminister Johann Wadephul (CDU) hat als direkte Reaktion auf die Erkenntnisse den iranischen Botschafter Majid Nili Ahmadabadi ins Auswärtige Amt zitiert. Ziel sei es, dem iranischen Regime unmissverständlich deutlich zu machen, dass die Bundesrepublik derartige Aktivitäten auf deutschem Boden nicht dulde. "Diese geglückte Abwehr muss ein letztes Signal an all diejenigen sein, die den Hass des Mullah-Regimes verharmlosen", erklärte Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden.

Forderungen nach politischen Konsequenzen

Die deutsche Politik steht nun unter Zugzwang. Der Zentralrat der Juden fordert ein entschlossenes Vorgehen gegenüber Teheran. Beobachter fordern zudem eine Überprüfung der diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen. Der Vorfall reiht sich in eine Serie ähnlicher Fälle ein: In den letzten Jahren wurden immer wieder Attentatspläne und Spionageversuche mit mutmaßlicher Beteiligung iranischer Dienste aufgedeckt – nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Dänemark und den Niederlanden.

Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster (71)

(VOL.AT)

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