Spaziergang in Schruns
Und mit der Erfahrung, dass nur Mitgeteiltes auch Gehör finden kann.
Ich mache einen Spaziergang entlang der Ill im Bereich Baulager d. Fa. Jäger bis zum Bahnhof Kaltenbrunnen. Dieser Spaziergang löst in mir das Bedürfnis aus, einige Dinge zu veröffentlichen, die mich schon wiederholt persönlich sehr betroffen gemacht haben. Ich verbinde damit die Hoffnung, dass meine Gedanken von möglichst Vielen gelesen werden u. hoffentlich zum Nachdenken anregen u. diesem Nachdenken entsprechende Taten u. zukünftige Verhaltensweisen folgen. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Jetzt aber konkreter.
Ich mag diesen Weg, weil er in einem kleinen noch relativ naturnahen Bereich des ehemaligen Illauwaldes verläuft u. ich naturnahe Lebensräume besonders liebe. Sie haben für mich einen sehr großen Erholungswert. Wie mir scheint, gibt es noch mehr Menschen, die solche Naturräume schätzen. Ich muss nur hinschauen, wo sich Menschen gerne aufhalten, dann wird mir das klar. Die Auwaldreste an der Ill gehören zu solchen Plätzen. An dieser Stelle möchte ich mein Bedauern darüber aussprechen, dass es Menschen gibt, die, für mich unverständlich, gerade solche schöne Plätze mit ihren Abfällen verschandeln u. durch verantwortungsloses Verhalten zerstören. Leider ist das so.
Der oben beschriebene Weg ist seit einiger Zeit Baustelle. Er soll zu einem asphaltierten Radweg ausgebaut werden. Dazu wurden wieder einmal mehr Bäume aus dem inzwischen zum Mikrolebensraum geschrumpften Auwald geschnitten.
Einige Tage zuvor habe ich bei einer zuständigen Person d. Gemeinde Schruns nachgefragt, ob wieder Bäume gefällt werden sollen, diese hat mitgeteilt, dass das nicht der Fall sein wird. Jetzt habe ich dennoch frische Baumstümpfe gesehen u. zw. nicht wenige. Auch ein sehr kleines Stück Auwaldrest beim Abstellgleis der MBS außerhalb des Baulagers d. Fa. Jäger ist noch kleiner gemacht worden. Warum dieser Auwaldrest verkleinert werden musste, ist mir nicht klar. Leider wurden in der Vergangenheit immer wieder Bäume gefällt, sodass diese für mich so schöne Naturlandschaft immer mehr zerstört wird. Die Lärchen mit der Bank davor beim Einleitungswerk für den Walgaustollen waren so ein wunderbarer Platz. Vermutlich mussten diese Lärchen u. weitere Fichten weiter taleinwärts wegen befürchteter Sturmschäden an der Montafonerbahn weichen. Sie standen dort aber schon sehr lange u. haben schon vielen Stürmen getrotzt. Wenn man alle möglichen Gefahrenquellen beseitigen wollte, müsste man noch sehr viel beseitigen.
Soweit kommt es hoffentlich aber nicht. Ein gewisses Risiko birgt die Natur nun einmal.
Dass zur Sanierung des Illufers im Bereich nach der Wasserfassung für den Walgaustollen Bäume gefällt werden mussten, kann ich noch verstehen, aber warum schon wieder Bäume für den Ausbau des Radweges weichen mussten, nachdem vor einigen Jahren schon einmal beträchtlich abgeholzt wurde, kann ich nicht verstehen. Musste evtl. Sturzraum für die in Zukunft noch schneller fahrenden Radfahrer geschaffen werden od. sind die Bäume am Rand des Radweges auch eine zu entfernende Gefahrenquelle? Ein Tipp: Man könnte auch langsamer u. vorsichtiger fahren u. sich so an gegebene Verhältnisse anpassen anstatt ständig die Natur den unersättlichen Bedürfnissen einzelner zu unterwerfen. Auf dem asphaltierten Radweg wird vermutlich das Tempo mancher Biker noch höher, als es ohnehin schon war. Als Fußgänger muss man sich gelegentlich durch einen Hechtsprung ins Gebüsch, soweit es noch vorhanden ist, in Sicherheit bringen, was auch gefährlich sein kann. Aber vielleicht müsste man konsequenter Weise auch diese Büsche entfernen. Ich hoffe sehr, dass das nicht gemacht wird, sondern die Vernunft u. Liebe zur Natur größer ist, als das Tempobedürfnis mancher Biker u. ihrer Lobbyisten.
Es wäre auch sehr angenehm, wenn sich Radfahrer rechtzeitig durch ein Zeichen bemerkbar machen würden. Es wäre herzschonend für die Fußgänger, die ohne Zeichen immer wieder erschreckt zur Seite springen müssen, weil ein Biker an ihnen vorbei schießt. Etwas Rücksichtnahme u. Verständnis für die Bedürfnisse anderer würde dem Aggressionsabbau unter Interessenskonkurrenten dienen.
Das Montafon baut auf Natur hieß es bei der Eröffnung der Naturwärme Montafon. Ein paar Meter neben dem Heizwerk wird Natur vernichtet, indem sie zuasphaltiert wird u. Bäume umgehauen werden. Auch wird eine Abkürzung in eine Wiese hineingeschnitten mit der Begründung, dass die Fußwege von den Radwegen getrennt werden sollen. Ob das auf einer Strecke von ca. 100 m Länge Sinn macht, erscheint mir in diesem Fall höchst fragwürdig. Baut das Montafon wirklich auf Natur oder ist das nur so ein modernes Schlagwort, mit dem Naturnähe vorgetäuscht werden soll od. ist das ein Anzeichen von Schizophrenie?
Als Fußgänger fühle ich mich auf einem geschotterten Weg wohler, weil er die Füße nicht so ermüdet wie ein asphaltierter Weg. Ich habe diesbezüglich selbst Erfahrungen bei einer Reha gemacht. Es ist unter Orthopäden bekannt, dass das Laufen auf asphaltierten Wegen ungesund ist. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Aber vielleicht kann ich meine geplagten Füße dann in der neuen Rehaklinik in Schruns wieder auf Trab bringen? Dann müsste die Klinik vielleicht um eine orthopädische Abteilung erweitert werden, od.
ist diese schon vorgesehen?
Die Natur im Talboden des äußeren Montafons wurde schon sehr weit zurückgedrängt. Es sind nur noch sehr kleine Reste vorhanden. Gerade diese erfreuen aber jene Menschen, die sich gerne in naturnaher Landschaft aufhalten. Solche Landschaften haben auch einen sehr hohen Erholungswert.
Meine Beobachtungen auch außerhalb des Montafons machen mir deutlich, dass gerade Auwald für manche nutzloser Raum sind, denn gerade Auwälder od. deren Reste müssen immer wieder für irgendwelche Bauten weichen. Gewerbegebiete u.
Straßen werden mit Vorliebe in diese scheinbar unproduktiven Auwälder od.
Auwaldreste gebaut. Das Montafon will ja angeblich auch den Sommertourismus attraktiver machen. Da wäre es in meinen Augen äußerst sinnvoll, noch vorhandene naturnahe Räume möglichst zu erhalten. Menschen suchen immer mehr noch möglichst naturnahe Räume auf, um sich dort zu erholen. Die Spazierwege entlang der Illauen gehören zu solch gerne aufgesuchten Naturräumen. Wir müssen aufpassen, dass diese schon sehr rar gewordenen Naturräume nicht auch noch einem zu hohen Nutzungsdruck ausgesetzt u. so ebenfalls zerstört werden.
Ich teile meine Gedanken u. Wahrnehmungen in diesem Forum mit, damit sie gehört werden u. vielleicht in zukünftige Entscheidungen Verantwortlicher mit einbezogen werden. Mir wurde mitgeteilt, dass der Ausbau des Radweges auf Anregung von Radfahrern durchgeführt wird. An dieser Stelle ein paar
Fragen: Sind Fußgänger auch Montafoner, deren Bedürfnisse wahrgenommen werden? Wer entscheidet eigentlich über den Umgang mit den nur noch spärlich vorhandenen naturnahen Räumen im Talboden des Montafones? Sollten sich die Verantwortlichen darüber vielleicht einmal ernsthaft Gedanken machen, wie die künftige Entwicklung in dieser Hinsicht stattfinden soll? Ist es vielleicht höchste Zeit, bei solchen Entscheidungen eine möglichst breite Öffentlichkeit mit einzubeziehen? Oder sind die verantwortlichen Organe der Meinung, dass sie schon wissen, was für die Bewohner des Tales gut ist?
Werden nur jene gehört, die sich möglichst laut kundtun?
Mein Beitrag ist recht lange geworden u. meine Worte sind teilweise sicher etwas scharf u. auch zynisch. Dem ist so, weil es mich schmerzt, wenn ich einfach erleben muss, wie letzte Naturüberreste unwiederbringlich zerstört werden u. die Gestaltung des Naturraumes Montafon offensichtlich ausschließlich in den Händen von Menschen liegt, die hier andere Gestaltungsvorstellungen haben oder sich einfach nicht so viele Gedanken machen. Ich musste auch einfach einmal meine Wahrnehmungen u. Erfahrungen loswerden. Ich möchte mit meinem Beitrag auch jene ansprechen, die ähnlich empfinden wie ich u. sie auch ermutigen, sich ebenfalls zu solchen Dingen zu Wort zu melden, damit auch unsere Anliegen gehört u. hoffentlich auch respektiert u. bei künftigen Entscheidungen diese Anliegen betreffend mit berücksichtigt werden. Ich bin der Meinung, dass nur geäußerte Gedanken u.
Wünsche eine Chance haben gehört u. beachtet zu werden. Vielleicht müssen wir einfach mehr miteinander reden u. die Dinge nicht einfach irgendjemand überlassen. Ich bin mir auch bewusst, dass es immer wieder zu Interessenskonflikten kommt. Aber durch gute Kommunikation sind schon oft tragbare Lösungen gefunden worden. Wenn es um die Erhaltung der letzten Reste von naturnahen Räumen geht, ist der Spielraum allerdings nicht mehr sehr groß. Die Natur wurde in der Vergangenheit einfach zu sehr zurückgedrängt. Das könnte auch ein Grund dafür sein, dass heute die sog.
Grünen fast nur noch gegen Projekte sein können, bei denen eben gerade diese letzten Reste der Natur auch noch irgendwelchen Profitinteressen weichen müssen. Irgendwann ist einfach eine Grenze erreicht. No Limit ist eine Theorie, die in der Natur keine Gültigkeit hat. Natur steht uns nun einmal nur begrenzt zur Verfügung. Unsere Kinder freuen sich vielleicht einmal ganz besonders über diese Naturräume, die wir ihnen noch lassen.
Ich wünsche allen Leserinnen u. Lesern meines Beitrages einen wirklich besinnlichen Advent. Bleiben wir besinnlich, bevor wir besinnungslos werden.
Quelle: Gebhard Burger
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.