Spaziergänger Eugene Quinn im Interview

Was ist die Idee hinter den geführten Spaziergängen?
Eugene Quinn: Ich möchte den Menschen ihre Stadt oder ihre Gemeinde aus einer anderen Perspektive zeigen. Oftmals verwendet man keine neuen Wege und hält sich immer in denselben Ecken auf. Dabei bietet Lustenau eine Vielzahl an wunderschönen Plätzen, die mich als außenstehende Person, sehr beeindruckt haben. Ich möchte die Bewohnerinnen und Bewohner motivieren, zu Fuß durch Lustenau zu gehen und ihre Heimatgemeinde mit anderen Augen zu betrachten.
Weshalb kann gerade ein in Wien lebender Stadtforscher den Bewohnern Neues über ihre Gemeinde zeigen?
Eugene Quinn: Ich nehme die Gemeinde als Nicht-Lustenauer anders wahr. Ich habe eine gewisse Distanz dazu. In meiner Laufbahn als Stadtforscher durfte ich auch schon Menschen in Wien und in München durch ihre Stadt führen und ihnen ihre Heimat aus einer anderen Perspektive zeigen. Das ist sehr schön, wenn auch alteingesessene Bewohnerinnen und Bewohner noch viel Neues erfahren können. Für neu Hinzugezogene ist es wiederum eine gute Gelegenheit, ihren neuen Heimatort kennen- und schätzen zu lernen.
Was ist für dich das Besondere daran, die Stadt zu Fuß zu erkunden?
Eugene Quinn: Da fallen mir gleich mehrere Vorteile ein. Beim Gehen kann ich das Tempo für mich ganz allein bestimmen. Ich kann mit anderen Menschen in Kontakt treten und einen kurzen Small Talk beginnen. Fahre ich mit dem Auto oder mit dem Fahrrad ist das alles nicht möglich. Da bin ich nicht Teil von dem Geschehen. Vieles bleibt einem von der Schönheit der Natur verwehrt. Ich bin beispielsweise ein passionierter Spaziergänger. Beim Gehen entwickle ich die besten Ideen und finde auch immer Lösungen für mich. Man hat Zeit sich tiefgründig mit etwas zu beschäftigen und nachzudenken.
Welchen Stellenwert hat das Spazierengehen für dich?
Eugene Quinn: Spazierengehen ist etwas Besonderes. Leider vergessen wir das im Laufe unseres Lebens und es wird als Banales degradiert. Das ist schade. Beginnen die Kinder zu laufen, freuen wir uns. Wir klatschen und sind stolz darauf, dass das Kind die ersten Schritte seines Lebens gemeistert hat. Leider gerät dieser komplexe Bewegungsablauf bei uns in Vergessenheit. Dabei ist es etwas Schönes, auf den eigenen zwei Beinen die Umgebung zu entdecken. Ich begleite meinen achtjährigen Sohn beispielsweise immer zu Fuß zur Schule. Wir haben herausgefunden, dass es neun unterschiedliche Wege zur Schule gibt. Das ist interessant. Denn jeder Weg hat seine Eigenheiten.
Was erwartet die Lustenauer bei den bevorstehenden Spaziergängen?
Eugene Quinn: Die Gemeinde hat viele interessante Ecken und die werden wir gemeinsam erkunden. Wir wollen uns die Geschichten über diese Orte erzählen und dabei neue Geschichten schreiben. Bei den themenzentrierten Spaziergängen hören wir von den Fluchtgeschichten der jüdischen Mitbürger am Alten Rhein, wir erkunden das Auer Ried, entdecken Lustenau in der Nacht und besuchen jene Plätze, die besonders bei den Jugendlichen sehr beliebt sind. Wir werden aber auch mit Bewohnern sprechen, die aus anderen Nationen stammen und in Lustenau ihre neue Heimat gefunden haben. Kurzum: Wir wollen Lustenau aus einer anderen Perspektive zeigen und die Vielfalt und den Charme dieser Gemeinde den Bürgern sichtbar machen. Bei einem Spaziergang kommt man auch mit vorher nicht bekannten Menschen ins Gespräch. Das ist das Besondere dabei.
Wie gefällt dir Lustenau?
Eugene Quinn: Ich war im April kurz zu Besuch hier und habe mir ein Bild von Lustenau gemacht. Ich war von Anfang an begeistert. Lustenau ist in vielerlei Hinsicht eine besondere Gemeinde: die vielen „Wäogli“, Kinder, die Erwachsene auf der Straße grüßen, das Zusammenleben verschiedenster Kulturen, die Nähe zur Natur und nicht zuletzt auch die geographische Fläche. Die Gemeinde besitzt eine eigene Form, die für mich äußerst spannend ist. Lustenau ist langgezogen und schmal. Für mich sind das die besten Voraussetzungen, den Ort zu Fuß zu erkunden und mit vielen interessanten Menschen ins Gespräch zu kommen. Denn jeder einzelne hat eine spannende Geschichte zu erzählen. Wir müssen nur hinhören und miteinander sprechen.
Zur Person:
Eugene Quinn
Alter: 53 Jahre
Geboren: in London
Wohnhaft: in Wien
Beruf: Stadtforscher, DJ, Journalist
Familie: Vater eines 8-jährigen Jungen
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