AA

Souvenir: Part II - Kritik und Trailer zum Film

Joanna Hogg setzt mit "The Souvenir II" exakt dort fort, wo sie mit "The Souvenir" geendet hatte: Nachdem ihr Partner Anthony gestorben ist, hat Filmstudentin Julie weiterhin mit ihrer Trauer und ihrem Schock zu kämpfen, die sie filmisch verarbeiten möchte. Ihre liebevollen Eltern können Julie hier nicht helfen, wobei sie auch bei ihren Kommilitonen eher auf Unverständnis mit ihrer Arbeit trifft, die als kryptisch empfunden wird. So setzt Hogg mit ihrer Hauptdarstellerin Honor Swinton Byrne das subtile Porträt einer jungen Künstlerin ohne großes Pathos fort.

"Konntest du der Versuchung widerstehen, offensichtlich zu sein?", wird die junge Filmemacherin Julie gegen Ende von "The Souvenir - Part 2" gefragt. Ja, antwortet sie guten Gewissens. Der kurze Dialog kann als programmatisch verstanden werden: Die zwei "Souvenirs" von Joanna Hogg verweigern sich dem Augenschein und erzählen im Zwiebelprinzip vom Leben im Film und vom Filmen übers Leben. Nach Teil 1 im Jahr 2019 kommt nun das Sequel am Freitag in die heimischen Kinos.

Souvenir: Part II - Kurzinhalt zum Film

Die Protagonistin Julie muss im zweiten Teil den Verlust ihres höchst problematischen Lebensgefährten verarbeiten. Wie es sich für eine Filmstudentin gehört, will sie das filmisch erledigen. Die Lehrer sind wenig begeistert von ihrer Abkehr vom früheren kreativen Ideal, wollte Julie doch in Teil 1 noch die Welt außerhalb ihrer bourgeoisen Bubble erkunden. Nun geht es ihr um "das Leben, wie ich es mir vorstelle". Gegen alle Widerstände kann sie ihren Abschlussfilm produzieren.

Es ist Hoggs Absage an das Offensichtliche zu verdanken, dass "The Souvenir II" nicht zu einem heroischen "Against all Odds"-Drama über eine junge Künstlerin wurde. Julie, wieder dargestellt von der großartigen Honor Swinton Byrne (flankiert von ihrer Mutter Tilda Swinton), will ihrem Junkie-Ex Anthony (Tom Burke) ein "Denkmal" errichten. Doch die Arbeit an ihrem Film gleicht einem Akt der vielfachen Selbstermächtigung - nach einer Beziehung, die man heute mit dem Label "toxisch" versehen würde, gegen gelehrte Konventionen, wie man Filme zu machen hat, selbst gegen die hingebungsvollen Eltern und ihre erstickenden Liebesbeweise.

Souvenir: Part II - Die Kritik

Eine sonderlich interessante Persönlichkeit ist Julie dabei nicht. Sie steht recht häufig in der Gegend herum, schaut, reagiert nicht, redet wenig. Wie schon in Teil 1 ist Hogg nur wenig bemüht, nachvollziehbar zu machen, wie diese junge Frau tickt, wenn ihr auch diesmal zumindest einige Psychotherapiesitzungen vergönnt sind. Die Vielschichtigkeit beider "Souvenir"-Filme aber manifestiert sich nicht in den Figuren, sondern im Erzählen über sie. Passend zu Julies gediegenen 80er-Jahre-Outfits, verschreibt sich Hogg dem Layering, türmt eine Wirklichkeitsschicht auf die nächste und lässt alles zuerst in einem surrealen weiteren Film im Film und schließlich in einer Kulisse enden.

Es ist bewundernswert, wie Hogg den autobiografischen Interpretationsspielraum öffnet, um dem Publikum dann die Nase vor der Tür zuzuknallen. Wie sie mit Genres und Strömungen, ob Coming of Age, Bildungsroman oder Sozialrealismus, spielt und doch ihren eigenen Ernst des Lebens durchexerziert, mit gar nicht so subtilen Seitenhieben auf Künstler und ihr Selbstverständnis. Wer "Souvenir" 2019 gesehen hat, kann eigentlich gar nicht anders, als auch "Part II" zu schauen. Denn nun ist die Erzählung komplett.

Alle Spielzeiten auf einen Blick

(APA/Red)

  • VOL.AT
  • Kinostarts
  • Souvenir: Part II - Kritik und Trailer zum Film