SOS-Kinderdorf - Kommissions-Bericht soll Details enthalten
"Bei diesem Dokument handelt es sich um den vertraulichen zweiten Teil des Berichts der Independent Special Commission (ISC). Darin werden nicht nur vertrauliche Informationen, sondern auch zahlreiche Personen, darunter auch Hinweisgeberinnen und Hinweisgeber, namentlich genannt. Aus Gründen des Personenschutzes ist es deshalb nicht möglich, das Dokument der Öffentlichkeit zugänglich zu machen", hieß es in einer Stellungnahme von SOS-Kinderdorf International zur APA. Es liege ausschließlich dem "International Senat" und dem Vorstand von SOS-Kinderdorf International vor. Die ISC hat jedoch in dem veröffentlichten, kürzeren Bericht die relevanten Erkenntnisse in anonymisierter Form für die Öffentlichkeit zusammengefasst und zugänglich gemacht.
Zur Langversion des Berichts hätten demnach SOS-Kinderdorf Österreich und SOS-Kinderdorf International im Rahmen der Ermittlungen mit der Staatsanwaltschaft Innsbruck kommuniziert. "Beide Organisationen verpflichten sich zu einer transparenten und schonungslosen Aufklärung geschehener Verletzungen des Kinderschutzes und arbeiten eng mit den ermittelnden Behörden zusammen. Im Zuge dieser Zusammenarbeit prüft SOS-Kinderdorf International aktuell, ob und in welcher Form der Bericht oder zumindest Teile davon an die Staatsanwaltschaft Innsbruck übermittelt werden können", hieß es.
Empfehlung für Überprüfungen
SOS-Kinderdorf Österreich unterstrich, dass der ISC-Bericht Empfehlungen ausgesprochen hat, Hinweise auf Menschenhandel vertiefend zu überprüfen. "Es ist wichtig, klar zwischen belastbaren und nicht belastbaren Hinweisen zu unterscheiden - nur objektiv überprüfbare Tatsachen können eine strafrechtliche Relevanz begründen. Im Falle vom Spenderfall/Nepal ist SOS-Kinderdorf Österreich dem Hinweis im ISC-Bericht nachgegangen und wir haben 2024 eine vertiefte strafrechtliche Analyse der Vorwürfe veranlasst. Verdachtsmomente zu Menschenhandel oder Geldwäsche haben sich für uns nach eingehender rechtlicher Prüfung der uns 2024 vorliegenden Hinweise in dem konkreten Fall nicht ergeben", so eine Sprecherin.
SOS-Kinderdorf Österreich konnte nur kurzzeitig Einsicht nehmen
Seitens SOS-Kinderdorf Österreich hieß es gegenüber der APA, dass die Langfassung nicht vorliege und dementsprechend auch nicht der Staatsanwaltschaft übermittelt werden könne. Man habe 2023 lediglich zeitlich begrenzt Einsicht in jenen Ausschnitt des Berichts nehmen können, der sich mit dem bereits bekannten Fall um einen Großspender der Organisation beschäftigt. Bereits am Freitag hatte man kommuniziert, dass die Geschäftsführung in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat eine Sachverhaltsdarstellung samt sämtlicher "derzeit vorliegender Unterlagen" an die Staatsanwaltschaft Innsbruck übermittelte. Im Fokus dabei soll auch der ehemalige langjährige und 2024 verstorbene SOS-Kinderdorf-Präsident Helmut Kutin stehen.
Kutin war in den Fokus geraten, da er einem Großspender Zugang zu Kindern in Nepal ermöglicht haben soll - auch nachdem der Mann dort Kinder missbraucht haben soll. Wie bekannt wurde, ermittelte die Staatsanwaltschaft München zwischenzeitlich gegen Kutin, nachdem diese vom Verein "SOS-Kinderdorf weltweit" mit Sitz in München informiert worden war. Die Ermittlungen wurden jedoch wegen dessen Todes eingestellt. Von SOS-Kinderdorf International sowie von "SOS-Kinderdorf weltweit" war Kutin bereits zuvor die Ehrenpräsidentschaft aberkannt worden.
Vorwürfe gegen mehrere Kinderdorf-Standorte und Gründer Gmeiner
Ein Bericht der Wochenzeitung "Falter" über Vorwürfe gegen das SOS-Kinderdorf am Standort in Moosburg in Kärnten hatte Mitte September die Missbrauchscausa ausgelöst. Kurze Zeit später kamen auch Vorwürfe gegen weitere Kinderdörfer ans Licht. Mittlerweile ermitteln die Staatsanwaltschaften in Klagenfurt, Innsbruck sowie Salzburg aufgrund der Vorwürfe. Auch wurde bekannt, dass der bereits verstorbene SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner mehrere Burschen sexuell missbraucht haben soll. SOS-Kinderdorf setzte nach Bekanntwerden der Vorfälle eine Reformkommission unter Führung der ehemaligen OGH-Präsidentin Irmgard Griss ein.
Umbenennung von Hermann Gmeiner-Straße in Osttirol
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe kündigten indes einige Gemeinden an, die Umbenennung von nach Gmeiner benannten Straßen prüfen zu wollen. Der Gemeinderat der Osttiroler Gemeinde Nußdorf-Debant beschloss laut Medienberichten am Dienstag einstimmig diesen Schritt. Die Straße - in der sich auch das Gemeindeamt befindet - soll künftig Marktstraße heißen. Im Ort ist das zweitälteste SOS-Kinderdorf beheimatet. Auch hier meldeten sich zuletzt ehemalige Bewohnerinnen, die von gewalttätigen Übergriffen in den 1990er-Jahren berichtet hatten.
(APA)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.