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Sonderkommission am Tatort

Nach Abschluss der biologischen Spurensuche in dem Haus von Wolfgang Priklopil in Strasshof, hat sich eine Sonderkommission zur Begehung des Tatortes eingefunden.

Die Sonderkommission besteht u.a. aus Untersuchungsrichter Christian Gneist und Staatsanwalt Hans-Peter Kronawetter.

Es gehe darum, sich ein Bild zu machen, sagte Generalmajor Gerhard Lang vom Bundeskriminalamt (BK) zu Beginn.

Der Anwalt von Natascha Kampusch hat sich laut ORF-Bericht ein Bild von dem Haus gemacht, in dem seine Mandantin acht Jahre lang gefangen gehalten wurde. “Es war für mich wirklich sehr, sehr schrecklich”, schilderte der Jurist nach dem Lokalaugenschein seine Eindrücke. Die Realität des Verlieses unter der Garage stehe in keinem Verhältnis zu dem, was er vorher in den Medien gesehen hatte. “Man ist wirklich erschüttert.”

An der Begehung nahm auch ein Rechtsvertreter von Natascha Kampusch teil – aber weder sie selbst noch andere Zeugen, so Lang. Nach seinen Worten gebe es noch jede Menge Tatortarbeiten. Wie lange diese noch dauern werden, sei nicht abschätzbar. Weiter gehe die Spurensuche nach etwaigen Hohlräumen, Taucher des BK werden den Schacht auf dem Grundstück unter die Lupe nehmen. Wenn nötig, werden auch Hunde eingesetzt. Auf die Frage von Journalisten, ob noch ein zweites Mädchen im Haus vermutet werde, hieß es, es sei nichts auszuschließen.

Zu Medienberichten über ein Buch, das Priklopil als „Anregung“ gedient haben könnte, meinte Lang, man habe einen Hinweis auf dieses Buch bekommen. Im Haus seien weder das betreffende Buch noch der Film („Der Sammler“, Anm.) auf dem Cover von DVD’s und Videos gefunden worden. Dennoch müssen sich die Ermittler jede Sequenz ansehen. Lang ergänzte, dass die Geschichte von John Fowles vom Fall Kampusch doch unterscheide. So werde im Buch eine erwachsene Frau entführt, Natascha war zum Zeitpunkt ihres Kidnappings ein zehnjähriges Mädchen. Insgesamt gebe es ständig neue Hinweise, denen man nachgehe.

Natascha Kampusch zeige sich sehr kooperativ, betonte Lang das gute Gesprächsklima. Mit Rücksicht auf ihren Zustand würden die Befragungen immer nur kurz dauern. Am Donnerstag sprachen die Ermittler mit der 18-Jährigen rund zwei Stunden – mit Unterbrechungen. An diesen Treffen nehmen auch Kampuschs Betreuer und ihr Anwalt teil.

„Sie erzählt, was sie für wichtig hält“, sagte Lang zum Charakter der Gespräche. Daneben tauchen immer wieder durch Ermittlungen und Zeugenaussagen neue Fragen auf, welche die Ermittler an das Entführungsopfer richten. Eines der zentralen Themen dabei: War Wolfgang Priklopil ein Einzeltäter oder hatte er einen Komplizen? Neue Erkenntnisse gibt es Lang zufolge dazu nicht. Das bedeutet, die Ermittler haben derzeit keine Hinweise auf einen zweiten Entführer.

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