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Sommer 85 - Kritik und Trailer zum Film

Alexis und David. Zwei Jungs, die sich lieben, aber nicht auf dieselbe Weise. Für den einen ist es die große Liebe, für den anderen das Abenteuer einiger Wochen. Mit "Sommer 85" hat François Ozon einen seiner persönlichsten Filme gedreht.

"Wenn sie Angst vor Leichen haben, ist das nicht Ihr Film" - Frankreichs Regiedarling Francois Ozon steigt ohne Umschweife in "Sommer 85" ein. Und doch sollten sich auch Zartbesaitete nicht von dieser zu Beginn vom Protagonisten Alexis ausgesprochenen Warnung ins Bockshorn jagen lassen. Im Kern ist Ozons neues Werk ein sommerstrotzendes, augenzwinkerndes Retrowerk über die erste große Liebe eines 16-Jährigen und das Leid der Pubertät. Ab Freitag (23. Juli) im Kino.

Sommer 85 - Kurzinhalt zum Film

So ist "Sommer 85" letztlich ein Mitglied der so typisch französischen Riege der Strandfilme. Im Zentrum steht der 16-jährige Alexis (Felix Lefebvre), der mit seinem kleinen Segelboot kentert und vom etwas älteren David (Benjamin Voisin) gerettet wird. Zwischen dem selbstsicheren Beau und dem etwas verschüchterten Alexis entspinnt sich alsbald eine Sommerromanze - retrospektiv vom überlebenden Alexis erzählt, denn weder die Liebe, noch David werden den Sommer überstehen.

So siedelt Ozon ("Acht Frauen"), stilistisch einer der variantenreichsten Filmemacher seines Landes, seine Pubertätsliebelei auf zwei Zeitebenen an, bleibt aber voll und ganz im Retrostil der 80er, dampfen die Bilder doch geradezu diese modisch diskutable Zeit aus. Doch nicht nur auf der chronologischen Ebene lebt "Sommer 85" von den Antagonismen. Alexis entstammt einer einfachen Proletarierfamilie, David wohnt mit seiner ebenso wohlhabenden wie etwas durchgeknallten Mutter (eine Paraderolle für Valeria Bruni Tedeschi) in einer Villa. Alexis ist ein verschlossener Bursche, der erst seine Körperlichkeit und seinen Hang zur Lyrik entdeckt, David ein selbstsicher Flirter vor dem Herrn, der auf Sprachgewandtheit anstelle der Lyrik setzt.

Sommer 85 - Die Kritik

Ungeachtet dieser Dichotomien täuscht "Sommer 85" eine beinahe konventionelle Erzählung von der ersten Liebe und der ersten Enttäuschung an, hält Lagerfeuerromantik und Sonnenuntergänge zu "I am sailing" ebenso bereit wie eine Optik, die an Videoclips der Band Wham! erinnert. Zugleich konterkariert Ozon, der auch das Drehbuch für sein Werk verfasst hat, diese Anmutung mit der zweiten Zeitebene.

In vielem ähnelt "Sommer 85" somit James Ivorys Sommerhit 2018, "Call me by your name", und doch steht hier am Ende ohne übertriebene Zuspitzung schuldlose Schuld beinahe im Ausmaß einer griechischen Tragödie. Alexis wird am Ende des Sommers so manche Illusion genommen sein - während er die Erfahrung macht, dass Kunst den Schmerz sublimiert.

Alle Spielzeiten auf einen Blick

(APA/Red)

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