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So verhütet Vorarlberg

So verhütet Vorarlberg. (Symbolbild)
So verhütet Vorarlberg. (Symbolbild) ©Canva
Das Pilotprojekt "Informiert Verhüten in Vorarlberg" (INVVO) stößt seit seinem Start im Herbst 2024 auf großes Interesse. Was die ersten Daten zur Verhütung in Vorarlberg zeigen.
Kostenlose Verhütung: So funktioniert’s!
Pilotprojekt zur Verhütung: 1000 Frauen nutzen bereits kostenlosen Zugang

Ziel des Projekts ist es, Mädchen und Frauen einen kostenlosen Zugang zu Verhütungsberatung und Verhütungsmitteln zu ermöglichen. Nach den ersten drei Monaten zeigen die gesammelten Daten, dass das Angebot gut angenommen wird. Verantwortlich für die Umsetzung sind die aks gesundheit GmbH und das Fraueninformationszentrum femail. Unterstützt wird das Projekt von der Vorarlberger Ärztekammer, der Apothekerkammer und dem Verein Amazone.

Über 1.000 Frauen erreicht

Seit Projektbeginn im Oktober 2024 haben bereits über 800 Frauen einen sogenannten INVVO-Pass erhalten. Mit diesem können sie kostenlos Verhütungsberatung und Verhütungsmittel in Anspruch nehmen.

  • Etwa 200 Frauen haben bereits Verhütungsmittel erhalten, und rund 50 haben sich beraten lassen.
  • Besonders Frauen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren greifen auf das Angebot zurück, aber auch Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund werden verstärkt angesprochen.

Forschung für die Zukunft und wichtiger Meilenstein

Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet, um die Auswirkungen eines kostenlosen Zugangs zu Verhütungsleistungen auf die Gesundheitsversorgung von Frauen zu untersuchen. „INVVO ist ein wichtiger Meilenstein, um Frauen einen kostenfreien Zugang zu Verhütungsberatung und Verhütungsmitteln zu ermöglichen und legt den Grundstein für mehr Chancengerechtigkeit und selbstbestimmte Entscheidungen in der Familienplanung“, erklärt Georg Posch, Geschäftsführer der aks gesundheit GmbH.

Georg Posch, Geschäftsführer der aks gesundheit GmbH
Georg Posch, Geschäftsführer der aks gesundheit GmbH ©Sozialministerium/Hofmeister

"Es ist ein wegweisendes Modellprojekt, das nicht nur die Gesundheit von Frauen stärkt, sondern auch wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse für zukünftige Maßnahmen zur Förderung der reproduktiven Gesundheit liefert", so Posch.

  • Bis 2026 sollen die Daten ausgewertet werden, um Erkenntnisse für zukünftige Maßnahmen zu gewinnen. Das Projekt wird vom Gesundheitsministerium mit bis zu 950.000 Euro gefördert.

Besonders Frauen zwischen 20 und 30 Jahren wurden erreicht

"In den ersten Monaten des Projekts wurde deutlich, dass besonders Frauen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren sehr gut von INVVO erreicht wurden“, sagt Lea Putz-Erath, Geschäftsführerin von femail.

Lea Putz-Erath, Geschäftsführerin von femail
Lea Putz-Erath, Geschäftsführerin von femail ©Sozialministerium/Hofmeister
  • Allerdings zählen jüngere Mädchen zu den besonderen Zielgruppen des Projekts. Um diese künftig besser zu erreichen, steigt nun auch der Verein Amazone sowohl mit Clearing als auch mit Verhütungsberatung in das Projekt ein.
  • Und für Frauen mit Migrationshintergrund werden die sprachlichen Barrieren im femail durch spezifische Informationstermine mit Dolmetscherinnen weiter reduziert.

„Für ihre Teilnahme an dem Pilotprojekt haben die Mädchen und Frauen bisher vor allem drei Gründe genannt“, zählt Putz-Erath auf:

  • Sie wollen einen Beitrag dazu leisten, dass die Kosten für Verhütung gesehen, als Gesundheitsleistung anerkannt und in weiterer Folge von der öffentlichen Hand übernommen werden.
  • Sie wollen das finanzielle Risiko, falls Langzeitverhütung nach wenigen Monaten wegen Nebenwirkungen entfernt werden muss, reduzieren.
  • Persönliche und finanzielle Gründe haben bisher eine sicherere Verhütungsmethode nicht möglich gemacht.

Langzeitverhütung besonders beliebt

Lea Putz-Erath, Geschäftsführerin von femail, hebt hervor, dass der Zugang zu Langzeitverhütung bei den Teilnehmerinnen besonders beliebt ist:

  • Zwei Drittel der Frauen entscheiden sich für Langzeitmethoden. Unter Langzeitverhütungsmittel wurden die drei Arten von Spiralen (Kupfer-, Gold- und Hormonspiralen) sowie das Implanon (Verhütungsstäbchen) zusammengefasst.
  • Nur ein Drittel bevorzugt Kurzzeitverhütungsmittel.
  • Dies widerspricht den Ergebnissen des österreichweiten Verhütungsberichts, der umgekehrte Präferenzen zeigt.
  • Das Interesse an Verhütung gilt mehr der Empfängnisverhütung und weniger der Verhütung von sexuell übertragbaren Erkrankungen.

„Hier müssen wir nicht nur Mädchen und Frauen, sondern sicher auch Burschen und Männer künftig noch stärker sensibilisieren“, so Putz-Erath.

"Klares Zeichen für Selbstbestimmung"

Frauenarzt Nicholas Landowski, Obmann der Fachgruppe Gynäkologie in der Vorarlberger Ärztekammer, betont die Bedeutung des Projekts: „Es setzt ein klares Zeichen für Selbstbestimmung und Gerechtigkeit in puncto Verhütung.“

Kinderärztin Alexandra Rümmele-Waibel ergänzt, dass das Projekt auch wissenschaftlich ein Erfolg werden könnte und sie auf eine Ausweitung auf ganz Österreich hofft.

Kinderärztin Alexandra Rümmele-Waibel
Kinderärztin Alexandra Rümmele-Waibel ©Ärztekammer

Die Fakten zum Projekt auf einen Blick

  • Start des Projekts: Oktober 2024.
  • Ziel: Kostenloser Zugang zu Verhütungsberatung und Verhütungsmitteln für Mädchen und Frauen in Vorarlberg.
  • Erreichte Frauen: Über 1.000 Frauen seit Projektstart, davon 800 mit INVVO-Pass, 50 Beratungen und 200 Verhütungsmittel ausgegeben.
  • Projektlaufzeit: Bis längstens Ende 2026, gefördert mit 950.000 Euro durch das Gesundheitsministerium.
  • Beliebte Verhütungsmittel: Zwei Drittel der Teilnehmerinnen bevorzugen Langzeitverhütung.
  • Zielgruppen: Besonders Frauen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren sowie Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund.
  • Beteiligte Institutionen: femail, aks gesundheit GmbH, Vorarlberger Ärztekammer, Apothekerkammer und Verein Amazone.
  • Forschung: Begleitende wissenschaftliche Untersuchung unter Federführung der Gesundheit Österreich GmbH.
  • Ziele der Teilnehmerinnen: Kostenbewusstsein, Sicherheit bei Langzeitverhütung, Zugang zu sicheren Verhütungsmethoden.
  • Zukünftige Ausweitung: Möglichkeit einer Ausweitung des Projekts auf ganz Österreich nach Abschluss der Pilotphase.

Wie meldet man sich an?

Interessierte können sich auf der Webseite von Femail – konkret unter femail.at/projekte/informiertverhueten – registrieren.

(VOL.AT)

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