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"Sitcoms" im Kunsthaus Bregenz

Der Salzburger Künstler Markus Schinwald präsentiert in seiner bisher größten Einzelausstellung von 14. Februar bis 13. April seine neue Werkgruppe "Vanishing Lessons" im Bregenzer Kunsthaus (KUB). Bilder 

Der 1973 geborene Künstler hat auf drei Stockwerken des KUB eine Studiosituation wie für die Produktion einer Sitcom eingerichtet und damit für die Besucher einen Guckkasten aus Körpern, Filmen, Objekten, Gemälden und Räumen errichtet.

Jedes Stockwerk enthält eine Tribüne mit 80 Plätzen, drei Flatscreens, drei Fernsehkameras und einen Bühnenhintergrund – alles ist so, wie es sich für eine Fernsehproduktion gehört. Nach Schinwalds Regieanweisungen werden zwanzigminütige sitcomartige Szenen gedreht und auf den Monitoren abgespielt. Das Filmen übernimmt der Kameramann Jo Molitoris, den Schinwald für den Dreh zum “Komplizen” machte. Am 12., 22. und 26. Februar sind ab 19 Uhr öffentliche Drehtermine angesetzt. “Es ist ein work in progress, damit bleibt die Ausstellung auch länger spannend”, so Ausstellungskurator Rudolf Sagmeister bei der Presseführung.

Sowohl die Einrichtung als auch die Handlungsweisen der Akteure werden von Etage zu Etage abstrakter. Im ersten Stockwerk erwartet die Schauspieler eine durch eine Trennwand gespiegelte Bühne, die ein bürgerliches Wohnzimmer darstellt, mit einem Schrank zum Durchgehen. Fünf Schauspieler werden dort agieren, allerdings in unerwarteter Weise, so Schinwald, der als Zuschauer bei Sitcom-Produktionen “gelernt hat, das Genre sehr ernst zu nehmen”. An den Wänden hängen von Schinwald umgestaltete Porträtgemälde, damit werden die inszenierten Bühnen in den drehfreien Zeiten auch zu Galerien. Es handle sich daher um einen “Hybrid”.

In der zweiten Etage spielen eineiige Zwillingspaare und eine zerschnittene Begräbniskutsche aus dem 19. Jahrhundert die Hauptrolle, als Soundtrack kommt Musik zum Einsatz. Ebenfalls zu sehen sind Holzskulpturen, die Tisch- und Menschenbeine in Beziehung zu setzen scheinen. Im obersten Stock löst sich die Bühnenarchitektur immer mehr auf. Schinwald arbeitet mit drehbaren Raumelementen, beweglichen Spiegeln und umgebauten Turngeräten, die fünf Turnern zwischen 19 und 70 Jahren für den Film als Objekte dienen. So machte der Künstler etwa aus einem Pferd, an das er Möbelbeine montierte, ein kurzbeiniges “Schweinepferd”.

Die Schau zeige auf, “wie konstruiert das alles ist”, so Sagmeister. Schinwald sei ein “sehr raffinierter und spannender Künstler”, dem es immer um den Menschen gehe. Das Spannende sei etwa, was mit dem Betrachter in der Ausstellung passiere. Schinwald selbst fand das Kunsthaus “sehr anspruchsvoll”. Der Raum sei sehr stark, darum habe er sich für einen “groben Eingriff” daran entschieden.

Auch die KUB-Billboards an der Seestraße in Bregenz werden von Schinwald gestaltet. Der Künstler sammelt seit Jahren Porträts und Akte aus dem 19. Jahrhundert. Er restauriert die Ölgemälde der vergessenen Maler und verändert sie zu eigenen Werken, indem er Elemente wie Prothesen oder körperliche Details hinzufügt oder abändert. Für den Betrachter sind diese Veränderungen zunächst oft schwer zu erkennen. Für die KUB-Billboards wählte Schinwald sechs Details aus solchen Gemälden aus und platzierte sie als Hintergrund in Plakaten.

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