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Sinkende Malediven und schmelzende Gletscher

Sinkende Malediven, schmelzende Gletscher: Horrorvisionen über die Auswirkungen des Klimawandels und der Erderwärmung gibt es viele.

Wenn Grönland schmilzt, soll der Meeresspiegel um sechs Meter steigen, schmilzt die Antarktis, sollen es sogar 60 Meter sein. Bis das wirklich eintritt, würden noch Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende vergehen, meinte Herbert Formayer, Meteorologe und Klimaforscher an der Universität für Bodenkultur in Wien, im APA-Gespräch. Realistisch für dieses Jahrhundert sei ein Anstieg des Meeresspiegels um einen halben Meter bis einen Meter.

Blaue Lagunen, weiße Strände, sich im Wind wiegende Palmen – die einsame Insel, das tropische Paradies für viele Touristen. Flache, kleine Inseln wie die Malediven oder zahlreiche kleine Pazifik-Eilande würden durch ihre geringe Höhe schon von einem leichten Anstieg des Meeresspiegels bedroht, warnte Formayer. Schon beim Tsunami 2004 wurde dieses Problem sichtbar, als die Flutwelle zahlreiche Malediven-Atolle tagelang komplett überspülte. Mittlerweile herrscht großteils zwar wieder Normalbetrieb, dennoch gilt hier für Liebhaber der kleinen Inselparadiese: Besser früh als nie.

Nicht nur Inseln, auch die Korallenriffe stehen durch den Klimawandel vor Problemen. So etwa die Touristenattraktion Great Barrier Riff in Australien. Die Zunahme des pH-Werts und die Übersäuerung der Meere sei für die Korallen generell eine Gefahr. “Es ist natürlich die Frage, wie weit das Korallensterben wirklich geht”, so der Klimaforscher. Allzu viel Zeit sollten sich Taucher wohl dennoch nicht lassen, denn schon jetzt sind viele Riffe teilweise zerstört, die Korallen am Ausbleichen.

Gefahr droht auch vielen Küstenlinien und -städten durch das Ansteigen der Meere. Reiche Länder könnten sich mit technischen Maßnahmen schützen, es sei aber auch eine Frage, wie lange das Küstengebiet sei, sagte Formayer. Städte wie zum Beispiel Los Angeles könnten nach einem Anstieg des Meeresspiegels – wenn auch vielleicht nicht mehr in diesem Jahrhundert – ohne Sicherheitsvorkehrungen in den Fluten versinken.

Generell sind Gebiete, die großflächig eben sind, gefährdeter als hügelige. Schon beim Hurrikan “Katrina” war dies das Problem: Die Dämme brachen und überfluteten weitläufig das flache Land. “Wo es flach ist, kann das Wasser Hunderte Meter ins Landesinnere vordringen”, erklärte Formayer. Betroffen seien eigentlich alle Küstenstädte weltweit, überall sollte man sich Notmaßnahmen überlegen und Vorkehrungen treffen.

Doch nicht nur Inselparadiese, Küstenstädte und Korallenriffe droht durch Klimawandel und Erderwärmung das Aus. “Gletscher sollte man sich bald anschauen”, empfahl der Klimaforscher. Vor allem die Gletscherzungen würden relativ rasch schmelzen. “Das ist eine Frage von ein bis drei Jahrzehnten.” Einen massiven Rückgang habe es bereits in Alaska und Südamerika gegeben, auch in Asien seien einige Berge, etwa der Himalaya, stark betroffen. Die skandinavischen Gletscher, die vor kurzem noch am Wachsen waren, stagnieren derzeit. In den nächsten Jahren erwarte man ein Einsetzen der Schmelze.

Auch die heimischen Berge und Gipfel sind betroffen. Derzeit noch ganzjährig befahrbare Gletscher-Skigebiete wie in Sölden werde es irgendwann nicht mehr geben. Zumindest an den Hundstagen im Juli und August wird es zu warm und der Schnee geschmolzen sein. Wer also im Sommer gerne vor den heißen Temperaturen in die Berge zum Skifahren flüchtet, sollte das noch genießen, solange es geht.

Gefährdete Regionen gibt es auch im hohen Norden. “Die Arktis hat sich rasch verändert. Da muss man sich beeilen, wenn man sie noch so sehen will, wie sie heute ist”, stellte Formayer fest. In den nächsten Jahrzehnten werde es hier eine massive Erwärmung geben, was natürlich große Änderungen in Fauna und Flora nach sich ziehen werde.

Wenn der Meeresspiegel steigt, betrifft das auch die Flüsse. Vor allem das Fluss-Delta, wo es oft eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt gibt, wie beim Nil- oder beim Donau-Delta, werde dann nachhaltig verändert. “Wenn das Salzwasser vordringt, wirkt sich das auf die Vegetation aus”, erklärte der Klimaforscher. Alles verschiebe sich “nach hinten”, aber es sei dadurch nicht dasselbe wie vorher. Die Landschaft im Hinterland sehe schließlich anders aus – und irgendwann macht auch der fehlende Platz, ein noch weiter nach hinten Verschieben nicht mehr möglich.

Das Hauptproblem im Mittelmeerraum sieht Formayer weniger im Meeresspiegelanstieg, sondern mehr in der Hitze und der Trockenheit. “Das tritt auch wesentlich rascher ein”, warnte er. Die Folge seien Brände und Trinkwasserknappheit.

“Die Hitze wird an den Küsten noch am wenigsten schlimm sein”, doch das Landesinnere könne irgendwann praktisch unbewohnbar sein. Wie attraktiv die Regionen noch für den Tourismus sind, wenn sich alles an den Küsten staue, sei natürlich eine andere Frage. Fraglich bleibt auch, wie gut sich die Flora und Fauna im Mittelmeerraum an die rasch steigenden Temperaturen anpassen können.

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