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„Sinfonische Weihnacht“ ohne Klingeling

Weihnachtsmatinee mit dem Sinfonieorchester des Vorarlberger Landeskonservatoriums unter der Leitung von Benjamin Lack.
Weihnachtsmatinee mit dem Sinfonieorchester des Vorarlberger Landeskonservatoriums unter der Leitung von Benjamin Lack. ©Emir T. Uysal
Ein Werk von Herbert Willi und ein Dvorák-Klassiker.

Feldkirch. (sch) Die heurige Weihnachts-Matinee des Landeskonservatoriums für Vorarlberg am Sonntag im ausverkauften Festsaal hatte zwar rein gar nichts mit Weihnachten zu tun, bot aber einen markanten Kontrast der beiden aufgeführten Werke – zuerst ein Opus des leider im eigenen Land nur selten gehörten Montafoner Weltmusikers Herbert Willi (heuer 60 geworden), danach die monumentale  Symphonie Nr. 9, e-Moll, op. 95, von Antonin Dvorák (1841-1904). Solist war Francesco Negrini (Klarinette), am Dirigentenpult stand Benjamin Lack, der versierte Maestro des Hauses. Nach Begrüßungsworten des Direktors Jörg Maria Ortwein, der zusammen mit dem Publikum des früh verstorbenen Konse-Professors Eugen Bertel gedachte, skizzierte Herbert Willi kurz sein Werk „ego eimi“ („Ich  bin dort, wo du bist“, nach Martin Buber). Eigentlich hätte eine Werkbeschreibung in den dürftigen Programmflyer gehört! Das Konzert für Klarinette und Orchester entstand 2005/06 im Auftrag der Salzburger Festspiele und gehört in den Zyklus „Montafon“, wo Willi auch heute lebt. Der international berühmte Klarinettist Francesco Negrini und Herbert Willi sind Professorenkollegen am Konse. Negrini war Willis meisterhafter Interpret.

„ego eimi“

Das Konzert hat drei Sätze. Zwei lange Solokadenzen der Klarinette am Anfang (der Mensch sucht Stille, Eins-Sein mit der Natur) und am Schluss bilden die Klammer; wenn sich das Orchester vielfarbig und rhythmisch sehr gefällig (Polka, Walzer, Jazzelemente) im zweiten und dritten Satz zur Klarinette gesellt, bedeutet dies für den Komponisten die akustische Möglichkeit, Fließen und Verweilen transparent zu machen, Energien zu komprimieren, aber auch, auf das ewige Perpetuum mobile des Seins im Ausklang hinzuweisen. Das absolut moderne, doch stets die Sinne ansprechende, im Ambiente des Montafons geschaffene Werk und sein Schöpfer wurden bei der (sehr späten !) Vorarlberger Erstaufführung begeistert gefeiert. Dvoráks Meistersymphonie „Aus der Neuen Welt“ gehört zum Lieblingskanon fast eines jeden Musikfreundes. Nun, Maestro Benjamin Lack, kompetent von Bach bis zur Moderne, hatte sein Sinfonieorchester der Studierenden des Vorarlberger Landeskoservatoriums  exakt vorbereitet und stürzte sich wie immer mit viel Temperament – gleich in zwei Welten, die alte Böhmen und die Neue/USA …  Es wurde eine sehr professionelle, ja orchestral mitreißende Interpretation – zwar mit ein paar Ecken und Kanten, wenn Lacks Überschwang des Fuoco etwas zu heftig wurde. Und Martina Gabriel veredelte auf dem Englischhorn das populäre Largo. Viel Applaus, doch wo blieb (wenigstens ein Hauch von) Weihnachten?

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