"Sind sich die Täter in letzter Konsequenz bewusst, was alles passieren kann?"

Laut Direktorin Ulrike Xander arbeiten alle Beteiligten nun zusammen, um näheres über den Tathergang in Erfahrung zu bringen. Bisherigen Informationen zufolge soll das Betäubungsmittel durch die Sektausgabe an die Opfer gebracht worden sein. Das könne man mittlerweile ausschließen, wie Ulrike Xander im VOL.AT-Gespräch sagt.
"Ich bin entsetzt"
Da ausschließlich die weißen Spritzer mit den K.O.-Tropfen versetzt waren, müsse das Ganze wohl beim oder nach dem Getränkeausschank passiert sein, vermutet die Direktorin. "Ich bin entsetzt, dass auf einer tollen Veranstaltung, auf welche die Jugendlichen so lange warten mussten, sich jemand hier einen solchen Spaß erlaubt", zeigt sich Xander sichtlich schockiert und aufgebracht. Ebenfalls sei es besorgniserregend, dass K.O.-Tropfen angeblich auch beim Ball der Riedenburg vor zwei Wochen auch zum Einsatz kamen.
Betroffene hatten Stehplatzkarten
"Was ich gut finde, ist, dass die Schülerinnen sehr darauf achten. Niemand lässt ein Glas unbeaufsichtigt. Da sind sie wirklich gut geschult", erläutert die Direktorin. Die betroffenen Schüler waren auch alle im Besitz einer Stehplatzkarte, das bedeute laut Direktorin, dass sie wirklich immer ihr Getränk im Auge hatten.
Ausgeschenkte Getränke nicht unbeaufsichtigt stehen lassen
Und genau diesen Aspekt findet die Direktorin Ulrike Xander so erschreckend. Auch wenn man sein Getränk durchgehend beobachtet, kann man sich - laut ihrer Aussage - nicht mehr sicher sein, ob sich im Getränk K.o.-Tropfen befinden oder nicht. Aus diesem Grund muss im Vorfeld alles genau kontrolliert und beobachtet werden. Um derartigen Fällen künftig ein bisschen entgegenzuwirken, hat sich die Direktorin an die Catering-Firma gewandt und diese darauf hingewiesen, keine ausgeschenkten Getränke unbeaufsichtigt herum stehen zu lassen.
Schutzarmband für nächste Veranstaltungen
Obwohl an der HLW Rankweil immer wieder Workshops zu diesem Thema abgehalten werden, sieht auch die Direktorin weiteren Bedarf an Präventionsmaßnahmen. Ein Punkt, den die Direktorin bei den kommenden Veranstaltungen umsetzen möchte, ist das sogenannten K.O.-Tropfen-Schutzarmband. Gibt man mit dem Finger wenige Tropfen des Getränkes auf das Armband, wird die Flüssigkeit getestet. Wurde das Getränk mit K.O. Tropfen versetzt, verfärbt sich das Armband nämlich. Somit wäre zumindest für eine gewisse Anzahl an Getränke eine Sicherheit gegeben.
"Erhalten verstärkt Anfragen zur Thematik"
Die Verwendung von K.O.-Tropfen hat in den letzten Jahren stark zugenommen, die Beschaffung wird für Täter einfacher und Nachweise sind im Nachhinein immer schwerer zu erbringen, so der Verein Amazone gegenüber VOL.AT. "Der Verein Amazone erhält im Zuge seiner Arbeit im Mädchenzentrum und der Mädchenberatung verstärkt Anfragen zu dieser Thematik – einerseits von Betroffenen selbst, andererseits von Bezugspersonen. Darüber hinaus wurden Maßnahmen in diesem Bereich auch von anderen Berufsgruppen angeregt, etwa Lokalbetreiber und -mitarbeitende, Polizisten und Medien, die sich mit dem Thema auseinandersetzen und einen hohen Bedarf an Maßnahmen in diesem Bereich orten", so Angelika Atzinger, Geschäftsführerin Verein Amazone.
Aufklärung, Information und Strategievermittlung
Der Verein Amazone klärt Mädchen und junge Frauen im Rahmen der Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungsworkshops über K.O.-Tropfen auf, vermittelt Strategien und Kompetenzen, um in Notsituationen entsprechend reagieren zu können. Aufklärung, Information und Strategievermittlung sind wesentliche und wirksame Präventionsmaßnahmen.
Mädchen und junge Frauen, die bereits Opfer von K.O.-Tropfen geworden sind, können über die Mädchenberatung des Vereins Amazone vertraulich und kostenfrei Beratung, Begleitung und Hilfestellung erhalten.
Was sind eigentlich K.O.-Tropfen?
Unter dem Begriff K.O.-Tropfen werden flüssige Drogen subsumiert, die in geringer Dosis stimulierend und enthemmend, in höherer Dosierung betäubend und einschläfernd wirken. Sie sind farb- und geruchlos, schmecken salzig bis seifig, sind jedoch in Mixgetränken kaum wahrnehmbar.
K.O.-Tropfen sind nur maximal zwölf Stunden im Urin und sechs Stunden im Blut nachweisbar. Für eine strafrechtliche Verfolgung des Täters ist daher rasches Handeln erforderlich. Es ist wichtig, umgehend die Rettung zu alarmieren und sie über den K.O.-Tropfen-Verdacht zu informieren. Für die polizeiliche Ermittlungsarbeit sollten Freunde und Zeugen gleich ein Gedächtnisprotokoll erstellen.
Achtung: Menschen unter Einfluss von K.O.-Tropfen können auf Außenstehende wie stark Betrunkene oder unter Drogeneinfluss stehende Personen wirken.
Ein paar Regeln, die immer beachtet werden sollten:
Das eigene Getränk nie unbeobachtet und unbeaufsichtigt stehen lassen! Mit Freunden vereinbaren, gegenseitig auf die gemeinsamen Getränke aufzupassen. Keine offenen Getränke von fremden Personen annehmen. Getränke-Einladungen nur annehmen, wenn der Weg des Glases von der Schank bis in die eigene Hand verfolgt werden kann. Blind Dates oder Internet-Verabredungen immer an öffentlichen Orten vereinbaren, die einem bekannt sind und eine Vertrauensperson darüber informieren. Auf das eigene Bauchgefühl hören und wenn einer etwas komisch vorkommt, das Lokal oder die Party lieber verlassen.
Bei plötzlichem Schwindel, Übelkeit oder Enthemmung sofort mit der Bitte um Beistand an eine Vertrauensperson oder ans Barpersonal, wenden. Im Zweifelsfall die Polizei unter 133 oder die Rettung unter 144 anrufen oder ein Krankenhaus aufsuchen, bevor die volle Wirkung der Substanzen einsetzt.
Anlaufstellen:
- Mädchenberatung des Vereins Amazone
- Ambulanz des Krankenhauses Dornbirn ist auf sexuelle Gewalt spezialisiert
- FEMAIL Beratung für Frauen
- Institut für Sozialdienste: IfS Opferschutz
- Telefonseelsorge Vorarlberg: 142
- Kostenlose Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800 222 555
- Rat auf Draht: 147
- Polizei Notruf: 133
- Rettung: 144
(VOL.AT)
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