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She Said - Kritik und Trailer zum Film

Die deutsche Regisseurin Maria Schrader schildert in "She Said" den Ausgangspunkt der MeToo-Debatte in der Filmbranche anhand der Geschichte zweier Reporterinnen. Megan Twohey und Jodi Kantor berichteten vor fünf Jahren in der "New York Times" über die Missbrauchsvorwürfe gegen den legendären Filmproduzenten Harvey Weinstein. Wie schwierig die Recherchen damals waren, schilderten die Beiden auch in ihrem Buch "She Said: Wie das Schweigen gebrochen wurde und die #MeToo- Bewegung begann".

Es war nur eine Frage der Zeit, bis Harvey Weinstein einen Hollywoodfilm bekommen würde, aber eigentlich geht es in Maria Schraders Drama "She Said" gar nicht um den Schurken der Geschichte, sondern die Frauen, die jahrzehntelang ungehört blieben. Nachdem das MeToo-Drama bei seiner Weltpremiere in New York gefeiert wurde, kommt es nun am Donnerstag in die heimischen Kinos.

She Said - Kurzinhalt zum Film

"She Said" beginnt nicht in New York City, sondern in Irland im Jahr 1992, wo eine junge Laura Madden auf ein Filmset von Miramax stolpert und einen Job bei der Firma annimmt. In der nächsten Szene sehen wir wie sie tränenüberströmt durch die Straßen laufend. Sie wird später eine der ersten Frauen sein, die über ihre Erfahrungen mit Harvey Weinstein spricht, was zu einer der bewegendsten Szenen im ganzen Film führt.

Aber im Grunde ist "She Said" ein hart gesottener, sehr sachlicher, potenter Zeitungsfilm mit Journalistinnen, die sehr viel telefonieren und Papierkram zu erledigen haben, wenn sie sich nicht zu Hause um ihre Kinder kümmern. In Form eines klassischen Journalismusthrillers wie Tom McCarthys preisgekröntes Drama "Spotlight" (2015) folgt "She Said" den beiden mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Redakteurinnen Jodi Kantor und Megan Twohey, auf deren gleichnamigem Buch das Drama auch basiert. Ein Artikel der beiden in der New York Times deckte Harvey Weinsteins über Jahrzehnte praktizierten sexuellen Missbrauch im Jahr 2017 auf. Heute wissen wir alle, wie die Geschichte endet. Weinstein landete im Gefängnis, nachdem er 2020 in New York zu einer 23-jährigen Haftstrafe verurteilt wurde, und die MeToo-Bewegung wurde ins Leben gerufen.

She Said - Die Kritik

Getreu seinem Titel besteht ein Großteil von "She Said", geschrieben von Rebecca Lenkiewicz ("Ida") und unter Regie der deutschen Filmemacherin Maria Schrader ("Ich bin dein Mensch") aus Gesprächen, in denen Megan Twohey (Cary Mulligan) und Jodi Kantor (Zoe Kazan) versuchen, einen Berg an Geheimhaltungsvereinbarungen zu überwinden, um Weinsteins Opfer dazu zu bringen, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Die Erinnerungen der ehemaligen Assistentinnen Zelda Perkins (eine großartige Samantha Morton) und Rowena Chiu (Angela Yeoh), die beide Anfang der 1990er Jahre Geheimhaltungsvereinbarungen unterzeichnet hatten, und einer erwachsenen Lauren Madden (Jennifer Ehle) sind alle ein Schlag in die Magengrube.

Auch die Geschichten von Weinsteins berühmteren Opfern werden miteinbezogen. Rose McGowan ist eine Stimme am Telefon. Über Gwyneth Paltrow wird viel gesprochen. Ashley Judd, dessen Aussage viele andere Frauen ermutigte, spielt sich selbst. Das Drama ist dabei sehr zurückhaltend. Man sieht den Missbrauch nie. Vielmehr werden Leerstellen gezeigt: die Kamera einen leeren Hotelkorridor beobachtend; Damenunterwäsche auf dem Boden verstreut; ein weißer Bademantel auf dem Bett und eine Dusche, die im Badezimmer läuft. Es ist eine geschmackvolle Regieentscheidung. Wir sehen auch Harvey Weinsteins Gesicht nie, nur einmal seinen Rücken und hören seine wütende Stimme am Telefon. Es ist so, als würde Maria Schrader sagen wollen: Das ist nicht der Film von Harvey Weinstein. Er gehört nicht ihm. Er gehört all den Frauen, die er ihrer Stimmen beraubt hat.

Wer den Medienberichten damals gefolgt ist, für den wird sich dieser Film vielleicht wie ein grausames Déjà-vu anfühlen. Man kennt vieles aus der damaligen Berichterstattung, aber wir wussten vielleicht bisher nicht, wie viel Mut und Herzblut in diese Geschichte geflossen ist, und die Hauptdarstellerinnen tun das Gleiche.

(APA/Red)

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