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Shakespeare-Theater präsentierte in Lochau das Stück „Der Besucher“

Martin Sommerlechner spielte „Dr. Freud“, Roland Etlinger fungierte als „Nazi“, Fabian Schiffkorn war „Gott“ und Angelina Berger die „Tochter Anna“.
Martin Sommerlechner spielte „Dr. Freud“, Roland Etlinger fungierte als „Nazi“, Fabian Schiffkorn war „Gott“ und Angelina Berger die „Tochter Anna“. ©Manfred Obexer
Lochau. Mit der Theateraufführung „Der Besucher“ beeindruckte und begeisterte die Bühne „Shakespeare – das Theater“ am 10. Oktober 2014 das Publikum im gut besuchten Lochauer Pfarrheim.
Shakespeare-Theater präsentierte in Lochau das Stück „Der Besucher“

In diesem hochbrisanten Stück des Autors Eric-Emmanuel Schmitt stellte sich der Papst der Psychoanalyse Dr. Sigmund Freud vor dem politischen Hintergrund Österreichs nach dem Einmarsch Hitlers im März 1938 die Frage: „Gibt es Gott?“ Elegante Philosophie verbunden mit geschichtlicher Brisanz und einer Prise trockenem Humor bestimmten das Geschehen auf der Bühne.

Unter der Regie von Renate Bauer überzeugte das Ensemble mit einer gefühlvollen und ausdrucksstarken Darstellung der verschiedenen Rollen. So setzte sich Martin Sommerlechner mit der Figur des Dr. Freud auseinander. Die Vorarlberger Nachwuchsschauspielerin Angelina Berger verkörperte die Tochter Anna. Fabian Schiffkorn widmete sich dem Stück als „Gott“ und der Vorarlberger Roland Etlinger fungierte als „Nazi“.

Informationen im Rahmenprogramm

Dr. Michael Schmid, in Lochau wohnhafter Psychologe und Fachgruppenleiter der ifs Beratungsstelle in Hohenems, führte das Publikum mit einleitenden Worten in den Abend ein. Nach der Aufführung folgte eine Podiumsdiskussion mit Renate Bauer, Martin Sommerlechner und Dr. Michael Schmid, unter anderem auch zum Thema „Freud als reale Person versus Freud als Figur im Stück“. Die Theaterbesucher hatten die Möglichkeit, hier Fragen zur modernen Psychoanalyse zu stellen.

Als Veranstalter freute sich der Kulturausschuss der Gemeinde Lochau mit Obfrau Vera Fechtig jedenfalls über einen bestens gelungenen Theaterabend. Der Reinerlös der Bewirtung kam der heimischen Sozialaktion „Mitanand – Füranand z’Lochau“ zugute.

 

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Dr. Freud hat das Leben verändert. Seine Theorien, seine Beobachtungen, seine Arbeiten haben Generationen von Psychoanalytikern beflügelt oder befeuert, Gegentheorien zu entwickeln. Im März 1938 allerdings drängt ihn alle Welt, aus Wien vor dem Naziterror zu fliehen. Schwer krank und in sich verzweifelnd fällt ihm genau das schwer.

Hier setzt Schmitt’s Stück, „Der Besucher“ ein, der Dr. Freud vor dem Hintergrund  des Novemberpogroms in seiner Wohnung in der Berggasse 19 im 9. Wiener Bezirk am Sinn dieser Flucht zweifeln lässt.

Nachdem seine Tochter von der Gestapo „geholt“ worden ist, erscheint dem aufgewühlten Freud ein unbekannter „Besucher“. Ein seltsamer erscheinender Mann, der viel, allzuviel über Freuds weiß. Der Atheist Freud beginnt zu zweifeln. Ist es seine Krankheit oder hat ihn tatsächlich „Gott“ besucht. Er gesteht sich und dem Besucher ein, dass die Analyse das „Absolut Bösen“, also Hitlers, das einzige wäre, für das es sich noch zu leben lohnte. Er schreibt an einem Buch über Adolf Hitler, über seine Genesung als Mensch durch die Psychoanalyse. Die Handlung kippt, als ein Nazioffizier Freud mitteilt, dass man im Gebäude nach einem entflohenen Irren suche, der ein „Mythomane“ sei, also jemand, der sich als historisch oder mythisch bedeutsame Person ausgibt.

Als seine Tochter Anna von der „Befragung“ zurückkommt, und „Gott“ nicht verhindert  hat, dass sie gequält wurde, löst vielleicht nur noch Gewalt die Frage, ob es Gott gibt oder nicht.

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