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Sexuell übertragbare Erkrankungen dürften wieder häufiger werden

Geschlechtskrankheiten breiten sich aus
Geschlechtskrankheiten breiten sich aus ©dpa (Themenbild)
Die sexuell übertragbaren Erkrankungen könnten - nach einem Rückgang bis zur Jahrtausendwende - wieder häufiger geworden sein. Mangelnde Meldungen aber deuten auf eine unsichere Datenlage in Österreich hin.

Bei den bakteriellen Erkrankungen in diesem Bereich machen der Medizin zunehmend Resistenzen gegen die Antibiotika zu schaffen, hieß es am Montag bei einer Pressekonferenz aus Anlass des “stivienna 2013”-Kongresses in Wien mit rund 1.500 Teilnehmern in Wien.

Gonorrhoe und Syphilis auf dem Vormarsch

Es geht um die “alten” sexuell übertragbaren Erkrankungen wie Gonorrhoe und Syphilis sowie um Pilz- und virale Infektionen wie HPV, Herpes simplex und HIV.

448 Mio. Neuinfektionen jährlich

Laut einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) treten in der Altersbruppe der 19- bis 49-Jährigen jährlich rund 448 Millionen Neuinfektionen mit heilbaren sexuell übertragbaren Erkrankungen (STI; Syphilis, Gonorrhoe, Chlamydien und Trichomonaden) auf. Die Kombination mit HIV führt in beider Hinsicht noch zu einer Potenzierung der Übertragungshäufigkeit.

Keine Meldepflicht für Gonorrhoe

Die durch das Vorhandensein der hoch aktiven antiretroviralen Kombinationstherapie gegen HIV/Aids mittlerweile bei den Risikogruppen geringer gewordene Angst vor der Immunschwächekrankheit scheint zumindest in den Industriestaaten die Häufigkeit der STIs zu befeuern. “Um die Jahrtausendwende wurden in Österreich durchschnittlich nur knapp 400 Erkrankungsfälle an Gonorrhoe jährlich gemeldet. In den letzten Jahren lässt sich jedoch eine deutliche Zunahme beobachten”, sagte Claudia Heller-Vitouch von der Österreichischen Gesellschaft für sexuell übertragbare Erkrankungen. Im Jahr 2012 wurden laut Statistik 1.341 Fälle in Österreich gemeldet, davon allerdings allein 1.184 in Wien. Für die Gonorrhoe gibt es keine Meldepflicht, damit sind die Daten zumindest für Österreich wenig aussagekräftig. Bei Syphilis (meldepfllichtig) gab es im Jahr 1985 exakt 401 Erkrankungen, 1994 waren es 124, 2012 dann 494.

Zunehmende Antibiotikaresistenzen

Kongressorganisatorin Angelika Stary betonte in Sachen Gonorrhoe die zunehmende Problematik der Antibiotikaresistenzen: “Wir haben in Österreich eine Situation beobachtet, die an den Knackpunkt zur Resistenz heran kommt.” Dies gelte vor allem für die Cephalosporine, international wird bereits von Fällen praktisch nicht behandelbarer Infektionen berichtet. Besser ist die Situation bei der Syphilis, die mit normalen Penicillinen gut behandelbar geblieben ist.

Österreicher müssen HPV-Impfung selbst zahlen

Im Vergleich zu den meisten anderen Industriestaaten gibt es in Österreich nach wie vor keine Bezahlung der Impfung gegen das Humane Papilloma Virus, mit dem sich schon ein Jahr nach Aufnahme der ersten sexuellen Kontakte 30 Prozent der jungen Frauen infiziert haben. HPV löst Gebärmutterhals- und Analkrebs aus, ebenso Karzinome der Vagina und im HNO-Bereich und Genitalwarzen aus. In Australien, wo bereits 60 bis 75 Prozent der jungen Frauen gegen HPV geimpft sind, reduzierte sich die Häufigkeit von Genitalwarzen schon um bis zu 92 Prozent (Frauen unter 21 Jahre), bei den Männern unter 21 um 82 Prozent. Das spricht für eine extrem hohe Protektionsrate der Impfung. Claudia Heller-Vitouch: “Es ist klar, dass wir in Österreich ganze Jahrgänge an Männern und Frauen verlieren, die den maximalen Vorteil aus der Impfung haben könnten.”

Wesentliche Fortschritte hat die Menschheit, so Thomas Quinn, Leiter der internationalen Abteilung für HIV und STIs an den Nationalen US-Gesundheitsinstituten (NIH), in der Bekämpfung von HIV/Aids gemacht: “Jetzt sind schon fast zehn Millionen Menschen in Behandlung. Wir können das Ziel einer Generation ohne HIV/Aids (durch Unterbleiben der Ansteckung ab der Geburt, Anm.) erreichen. Aber wir brauchen noch mehr Prävention.” So könnte man bei Risikopersonen (sexuelles Risiko, i.v. Drogenkonsum) durch prophylaktische Einnahme der Medikamente 60 bis 80 Prozent der Infektionen verhindern. Schluckt ein HIV-positiver Partner die Arzneimittel, reduziert sich das Ansteckungsrisiko des Partners um 96 Prozent. (APA)

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