Servicestelle für Spielgruppen: "Mit Kindern Außenräume erleben"

Mehr als 100 Vertreterinnen von Spiel- und Kindergruppen aus ganz Vorarlberg nahmen daran teil. Die ReferentInnen kamen aus Tirol, der Schweiz, Deutschland und Vorarlberg.
Der Nachmittag begann mit einem Impulsvortrag von Mag.a Tina Neururer zum Thema „Was brauchen Kinder, um sich gut entwickeln zu können?”. Sie verglich Kinder mit Sonnen, die zwar prinzipiell die Fähigkeit haben, zu scheinen, es braucht aber uns Erwachsene als Beobachter und Begleiter, damit die Sonnen in vollem Glanz erstrahlen können. Anhand eines Bildes mit 5 Sonnenstrahlen erklärte sie die wichtigsten Punkte für eine gute Entwicklung von Kindern:
1. Erwachsene, die bereit sind, mit einem Kind eine echte vertrauensvolle Beziehung einzugehen und den Raum für Selbst-Vertrauen schaffen.
2. Erwachsene, die bereit sind, ein Kind anzuerkennen, ihm Zeit und Aufmerksamkeit schenken, und den Raum für Selbst-Wert schaffen.
3. Erwachsene, die bereit sind, ein Kind Erfahrungen machen zu lassen und den Raum für Selbst-Bewusstsein schaffen.
4. Erwachsene, die bereit sind, ein Kind mit seinen Anliegen ernst zu nehmen und den Raum für Selbst-Wirksamkeit schaffen.
5. Erwachsene, die bereit sind, ein Kind in seinem so Sein zu akzeptieren und den Raum für Selbst-Achtung schaffen.
Ulrike Porod, pädagogische Fachaufsicht vom Familypoint Vorarlberg, referierte danach über die Bedeutung und den Zusammenhang von Bewegung und Wahrnehmung in der kindlichen Entwicklung. Dr. Reinhard Witt berichtete über die Gestaltung von NaturErlebnisRäumen und neuen Spielplatzkonzepten. Er stellte in seinem Vortrag das Dillinger Modell vor, das Auswirkungen auf Planung, Bau und Pflege von Erlebnisräumen bei Schulhöfen und Kinderspielplätzen hat. Es trägt zu einer höheren Identifikation und damit Engagement und Eigenleistung der Benutzer/innen bei, da sie als gleichberechtigte Partner/innen wahrgenommen werden. Sie werden von Anfang an, wie auch die Pädagog/inn/en und Eltern, in den Entstehungsprozess integriert. Ziel dieses Verfahrens sind keine begnadeten, unverrückbaren Pläne, Gedanken oder Multimediapräsentationen. Das Dillinger Modell erfordert vom/von der Planer/in eine neue Rolle, nicht als perfekte/r Illustrator/in und Illusionist/in, sondern als ebenbürtige/r Moderator/in eines langen Projektes über Jahre und als Bauleiter/in.
Carina Kraus und Martin Meusburger führten in das Thema “Umwelterfahrungen von Kindern begleiten” ein. Die Natur öffnet die Tür zu Freiräumen, Beziehungsräumen, Entdeckungsräumen, Lernräumen, Bewegungsräumen und Selbsterfahrungsräumen. Es kommt alles vor, was Kinder suchen und brauchen, und ist für jede Entwicklungs- und Altersstufe geeignet. Naturerfahrungen sind eine Stärkung, sie helfen den Kindern das Fundament für ihr Leben zu legen. Kinder brauchen unstrukturierte Orte, ohne dass Eltern und Pädagogen gleich intervenieren. Sie brauchen eine Welt, die offen ist für ihre Ideen, in der sie Raum haben, ihr Ding “machen zu können”, in der sie entdecken und gestalten können. Zweckfreie und unbewusste Naturerfahrungen sind nicht pädagogisierbar. Wir als Erwachsene sollen nur Gelegenheit, Raum und Zeit für solche Erfahrungen anbieten.
Karin Wyss stellte das Modell der Bauernhofspielgruppen aus der Schweiz vor. Sie beschrieb den Bauernhof als Erlebnis(t)raum, das dem Kind viele Facetten bietet: Es lernt Nachhaltigkeit, lebt mit Tier und Natur im Jahres-Rhythmus, erfährt Entstehung und Vergänglichkeit, entdeckt Ressourcen unserer Umwelt, eifert fleißig durch den Acker und sucht nach dessen (verborgenen) Früchten, lebt im Einklang mit der Natur und ist ein Teil von dieser, beobachtet in kindlicher Selbstverständlichkeit jedes Lebewesen bis ins genauste Detail, erforscht Wiesen und Wälder auch mal aus der Vierbeinerperspektive, matscht, springt, jauchzt und bewegt sich durch sämtliche Erfahrungsräume, genießen frische Luft auch bei Regen und Schnee.
Im Anschluss konnten sich die Frauen in die verschiedensten Teilaspekte im Rahmen von Workshops vertiefen und sich gegenseitig austauschen. Der offizielle Teil wurde mit der Vorstellung der Initiative Kindgerechte Lebensräume durch Sylvia Kink-Ehe und einem Einblick in das Thema Aufsichtspflicht durch Ulrike Porod abgerundet. Danach waren alle zu einem Buffet eingeladen, das, wie die gesamte Veranstaltung, finanziell durch das Familypoint im Amt der Vorarlberger Landesregierung unterstützt wurde. Gefördert von der Vorarlberger Landesregierung, Family Point.
Ein Beitrag der Servicestelle für Spiel- und Kindergruppen und Eltern-Kind-Zentren/Bea Madlener-Tonetti.
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