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Seepolizei: Warum es 2023 deutlich mehr Schiffsunfälle auf dem Bodensee gab

Für die Seepolizei gab es 2023 wieder mehr zu tun. Das zeigt der aktuelle Bericht.
Für die Seepolizei gab es 2023 wieder mehr zu tun. Das zeigt der aktuelle Bericht. ©Oliver Lerch, Dietmar Stiplovsek, Canva Pro
Die Zahl der Schiffsunfälle auf dem Bodensee ist im Jahr 2023 deutlich gestiegen. Das verdeutlicht die Wasserpolizei Hard in der am Freitag veröffentlichten Unfallstatistik.

Im vergangenen Jahr gab es deutlich mehr Unfälle auf dem Bodensee, insbesondere im Bereich der Schifffahrt. Die internationale Auswertung der Unfallstatistik, geleitet von den See- und Wasserschutzpolizeien aus Lindau, Vorarlberg, St. Gallen, Thurgau, Schaffhausen und Baden-Württemberg, zeigt einen deutlichen Anstieg der Gesamtunfallzahl um 87 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Trotz der Zunahme der Schiffsunfälle blieb die Zahl der tödlichen Unfälle unverändert.

Die Seepolizei hatte 2023 viel zu tun. ©Dietmar Stiplovsek

Sturm und Unwetter als Hauptursache

"Das Wetterjahr 2023 war wiederum ein Jahr der Superlative", heißt es im Bericht der Wasserpolizei. Fast alle Monate außer dem April waren überdurchschnittlich warm. Auch der Niederschlag stieg um elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Über das Jahr betrachtet waren die Windverhältnisse laut der Polizei durchschnittlich. Ein herausragendes Ereignis war der Sturm am 24. August, bei dem Windgeschwindigkeiten von bis zu 144 km/h gemessen wurden. Trotz dieser extremen Bedingungen blieben die Wasserstände am Bodensee für die Schifffahrt ausreichend: Der Pegel zeigte keine übergroßen Schwankungen, doch im Dezember waren die Höchstwerte im Vergleich zu Vorjahren außergewöhnlich.

30 Unfälle in Vorarlberg

Insgesamt gab es 249 Unfälle auf dem See. Das sind 116 mehr als im Vorjahr (+87 Prozent). In Vorarlberg gab es 30 Unfälle – 16 mehr als im Vorjahr. Die Unfälle verteilten sich über die anliegenden Staaten, wobei Baden-Württemberg mit 170 Unfällen den größten Anteil verzeichnete, gefolgt von Vorarlberg, darauf folgt Bayern mit 20 Unfällen. Auffällig ist hierbei der hohe Anteil der Schiffsunfälle: Er liegt weit über dem Vorjahresniveau, was laut der Polizei insbesondere dem Unwettergeschehen geschuldet ist.

Doch was für Unfälle gab es? Insgesamt kamen 11 Personen ums Leben – gleich viele wie im Jahr davor. 33 Personen wurden verletzt (sechs mehr als zuvor) und zwei werden vermisst. Einer der tödlichen Unfälle ereignete sich in Vorarlberg. Insgesamt kam es zu 13 tödlichen Badeunfällen, bei denen sieben Personen verunglückten und vier schwer verletzt wurden. Ein Schwimmer wird vermisst. Zudem wurden drei Tauchunfälle bearbeitet. Ein Taucher erlitt tödliche Verletzungen und drei mussten ärztlich behandelt werden.

Ein Polizeiboot beim Einsatz auf dem Bodensee. ©VN/Rauch

Mehr Rettungseinsätze und höhere Kosten

Der Sturmwarn- und Seenotrettungsdienst war 2023 stärker gefordert. Durch die See- und Wasserschutzpolizei konnten 639 Personen (Vorjahr: 493) aus Seenot gerettet werden. "Ohne deren Hilfe hätten sie aus eigener Kraft das Ufer nicht mehr erreicht", berichtet die Polizei. 311 Boote mussten durch die Rettungskräfte geborgen werden, das sind 76 mehr als im Vorjahr. Auch die Schadenssumme aus Unfällen stieg an: waren es 2022 noch 612.000 Euro, sind es 2023 828.000 Euro.

Ein Blick auf die Unfallursachen offenbart, dass mangelnde Sorgfalt der Schiffsführer mit 77 Unfällen die Hauptursache darstellte. 28 Unfälle ereigneten sich aufgrund technischer Mängel und Ausrüstungsfehlern. 18-mal kam es aufgrund von Sturm oder Seegang zu Vorfällen. 7 Unfälle kamen zustande, weil die Fahrregeln nicht beachtet wurden.

Mangelnde Sorgfalt und technische Mängel führen zu Unfällen

Abschließend richtet die See- und Wasserschutzpolizei wichtige Sicherheitsempfehlungen an Wassersportler, um die Sicherheit auf dem Bodensee zu erhöhen.

  • Legen Sie ihre Rettungsmittel bereit und ziehen sie diese rechtzeitig an.
  • Achten Sie auf Vollzähligkeit und Funktionsfähigkeit der Mindestausrüstung.
  • Beobachten Sie die Wetterlage und die Wetternachrichten.
  • Nutzen Sie bei Notfällen auf dem Bodensee den internationalen Notruf 112 und gegebenenfalls den Notrufkanal 16 auf UKW-Funk.
  • Achten Sie auf Unfallverhütung an Bord (Vermeidung von Stolperfallen, Einnahme sicherer Sitzplätze, Nutzung von Haltemöglichkeiten für sicheren Stand).
  • Informieren Sie sich als Wassersportler über die geltenden Vorschriften. Insbesondere auch über die geltenden Bestimmungen im Hinblick auf die Fahrtauglichkeit.
  • Prüfen Sie die Zulassung Ihres Bootes sowie die Gas- und Elektroanlagen.
  • Schützen Sie Ihr Boot vor Diebstahl und Einbruch und melden Sie diesbezügliche verdächtige Wahrnehmungen umgehend der Polizei.
  • Beachten Sie die Starkwind- und Sturmwarnleuchten am Bodensee. Diese warnen mit einer Vorlaufzeit von etwa einer Stunde mit 40 Blitzen pro Minute (Starkwindwarnung) ab 6 Beaufort bzw. mit 90 Blitzen pro Minute (Sturmwarnung) ab 8 Beaufort.
  • Denken Sie allzeit daran als Wassersportler eine gute Seemannschaft zu pflegen.

(VOL.AT)

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