Dornbirn. Vor fünf Jahren wurde die Neuorganisation „Kirche in Dornbirn“ ins Leben gerufen. Moderator war von Beginn an Pfarrer Erich Baldauf. Wie bereits berichtet, hat er das Amt auf eigenen Wunsch abgegeben. In seine Nachfolge tritt Pfarrer Christian Stranz (53). Ab 1. September wird er nun die Geschicke leiten. Sein Bestreben wird in erster Linie darum gehen, den Seelsorgeraum (SSR) Dornbirn dessen Gründung nicht bei allen Gläubigen auf Akzeptanz gestoßen ist, in ruhigere Bahnen zu lenken. Der aus dem Burgenland stammende Priester ist seit 15 Jahren in Dornbirn Seelsorger des größten Stadtbezirks Hatlerdorf. Außerdem betreut er mit St. Martin und Haselstauden zwei weitere Pfarren. Daneben obliegen ihm als Steyler Missionar auch noch Aufgaben in der Ordensleitung.
Herr Pfarrer, bleibt da noch Zeit für ein zusätzliches Amt?
Stranz: Na ja, das wird sich nun zeigen. Aber wir haben die Aufgaben, die Erich Baldauf in der Verwaltung übernommen hat, anders verteilt und auch die früheren „Koordinatorinnen“ in den Gemeinden mit mehr Kompetenzen ausgestattet, weshalb sie nun „Gemeindeleiter(innen)“ heißen. Zusätzlich zur Organisationsleiterin, die sich um Organisation und Finanzen kümmert, gibt es eine Pastoralleiterin, die unter anderem auch das Ganze des Seelsorgeraums im Blick haben soll. Im Sinne von Seelsorge über den Kirchturm hinaus. Also jene 80 Prozent der Kirchenbeitragszahler, die nicht bei den Angeboten der Pfarre andocken.
Mit dieser neuen Aufgabenverteilung und einem größeren Leitungsteam (nun sind alle Gemeindeleiter(innen) drinnen) hoffe ich, für meine eigentlichen Aufgaben als Priester frei genug zu sein, diese weiterhin gut zu erfüllen und als Letztverantwortlicher „nur mehr unterschreiben zu müssen“.
Die Begeisterung für den Seelsorgeraum hält sich nach wie vor in Grenzen. Was soll sich ab Herbst ändern?
Stranz: Die Herausforderungen sind vielschichtig. Aber durch die Aufwertung der Gemeindeleiterinnen vor Ort, wird vielleicht weniger der Eindruck entstehen, der SSR „mischt sich überall ein“. Andererseits hat sich der Wert von Zusammenarbeit über die Pfarrgrenzen hinaus ja auch schon in den letzten Jahren durchaus deutlich gezeigt.
Ich bin ein Vertreter dieses „vor Ort Prinzips“ und werde damit vielleicht weniger als polarisierend erlebt. – Was ich aber auch nicht ändern kann, dass es plötzlich wieder einen eigenen Pfarrer für jede Pfarre gibt. Um das zu ändern, müssten jene, die das so fordern, schon bald ihre jungen Enkel in das Priesterseminar schicken (lacht).
Wäre die Aufhebung des Zölibats nicht auch eine gute Lösung für den akuten Priestermangel?
Stranz: Ja, sicher! Mit vielen Insidern hoffe ich, dass bei der Amazonas-Synode im Oktober in Rom genau diese Möglichkeit auf höchster Ebene offen und mutig von den brasilianischen Bischöfen dem Papst vorgeschlagen wird. Bischof Kräutler hat diesbezüglich schon erzählt, dass sie hoffen, der Papst lasse es als lokale Lösungsmöglichkeit zu.
Die Unruhe, die durch einen Konflikt mit Pfarrer Reinhard Himmer (Pfarre Schoren) vor vier Jahren entstanden ist, trübt diese immer noch den Seelsorgeraum?
Stranz: Was ich wahrnehme, nein. Aber bei seinen Anhängern wird das vielleicht anders sein.
Welchen Wandel wünschen Sie sich generell in der Katholischen Kirche?
Stranz: Dass alle Getauften aus dem Geist des Evangeliums leben und eine tiefe Gottesbeziehung in Geschwisterlichkeit pflegen. Dann müssten auch Frauen und Männer einen Zugang zu allen Ämtern, auch zur Priesterweihe, bekommen. Würde Kirche so gleichberechtigt, bescheiden und ohne zu verurteilen leben (zum Beispiel gegenüber wiederverheiratet Geschiedenen oder Homosexuellen, oder….), würde ich mich als Vertreter dieser Kirche viel wohler fühlen.
Vielen Dank für das Gespräch. (EH)
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