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Sechs Geiseln als Schutzschild: Sinwar-Versteck war "unterirdische Festung"

Israels Armee: Hamas-Chef Sinwar verschanzte sich mit Familie in unterirdischem Tunnelsystem.
Israels Armee: Hamas-Chef Sinwar verschanzte sich mit Familie in unterirdischem Tunnelsystem. ©Israel Defense Forces/Handout via REUTERS
Die israelische Armee hat neue Erkenntnisse zum Versteck des getöteten Hamas-Chefs Yahya al-Sinwar veröffentlicht.

Darum geht's:

  • Yahya al-Sinwar befehligte Terror-Angriffe aus unterirdischer Festung
  • Sechs israelische Geiseln wurden als menschliche Schutzschilde genutzt
  • Israelische Armee veröffentlichte Aufnahmen von Sinwars Versteck

Demnach gab Sinwar von einer unter anderem mit Plasma-Fernseher ausgestatteten "unterirdischen Festung" aus den Befehl zum Großangriff auf Israel. Auf Videoaufnahmen ist den Angaben zufolge zu sehen, wie sich Sinwar vor dem Hamas-Überfall am 7. Oktober vergangenen Jahres mit seiner Familie in einem unterirdischen Tunnelsystem verschanzt.

Sehs Geiseln als menschliche Schutzschilde

In den Tunnel der Hamas umgab sich Sinwar wohl ständig mit sechs israelischen Geiseln, die als menschliche Schutzschilde seine Sicherheit garantieren sollten. Die Israelis wurden über Monate nur mit Energieriegeln ernährt, wie "Bild.de" unter Berufung auf Recherchen des israelischen Fernsehsenders "Channel 12" berichtet.

Die entführten Hersh Goldberg-Polin (†23), Alexander Lobanov (†32), Almog Sarusi (†27), Ori Danino (†25), Carmel Gat (†40) und Eden Jeruschalmi (†24) lebten demnach seit November 2023 in den unterirdischen Tunnel-Anlagen der Hamas, und wurden von ihren Geiselnehmern erschossen, als sie aufgrund von Unterernährung zu schwach geworden waren, um mit Yahya al-Sinwar in andere Tunnel verlegt zu werden.

Israelische Armee veröffentlicht Aufnahmen

Die am Wochenende von der Armee veröffentlichten Aufnahmen zeigen den mit einem schlichten T-Shirt bekleideten Sinwar, seine Frau und zwei Söhne, wie sie durch einen Tunnel gehen, in dem der Hamas-Chef offenbar umfangreiche Vorräte lagert. "Es ist zu sehen, wie Sinwar und seine Familie am Abend des 6. Oktober, nur wenige Stunden vor dem schrecklichen Massaker, in einen unterirdischen Komplex unter seinem Haus flüchteten", sagte Armeesprecher Daniel Hagari.

"Sinwar und sein Sohn gehen mit Essen, Wasser, Polstern, einem Plasma-Fernseher, Matratzen und anderen Dingen für einen langen Aufenthalt rauf und runter", führte Hagari aus. Der Hamas-Chef habe "eine unterirdische Festung in seiner Stadt Khan Younis" im Zentrum des Gazastreifens errichtet, "von wo aus er den Befehl zum Angriff gab", sagte der Armeesprecher. Er zeigte zugleich Bilder des unterirdischen Verstecks mit Duschen, Toiletten, Küchen und Betten.

Sinwar auf der Spur

Das Versteck in Khan Younis war den Angaben zufolge bereits im Februar von der israelischen Armee entdeckt worden. Der Hamas-Chef sei offenbar kurz vorher nach Rafah im Süden des Gazastreifens geflüchtet. Sinwar habe sich zwischen beiden Städten durch ein riesiges Untergrundnetz bewegt, er sei dabei stets von Leibwächtern begleitet worden.

Mehrfach fast erwischt

Die israelischen Streitkräfte hätten ihn während des Krieges mehrere Male beinahe umzingelt, ihm sei jedoch zunächst immer die Flucht gelungen, sagte Hagari. Die Jagd auf ihn sei am Boden und im Untergrund immer weiter fortgesetzt worden "mit dem Ziel, Sinwar zu isolieren, bis er einen Fehler macht". Letztlich sei Sinwars Aufenthaltsort in Rafah dann ausgemacht worden, nachdem "seine DNA-Probe auf einem Taschentuch gefunden wurde, mit dem er sich die Nase geputzt hatte", sagte der Armeesprecher.

Sinwar war am Mittwoch bei einem israelischen Militäreinsatz getötet worden. Seine Organisation wies Hagaris Äußerungen, wonach der Getötete untergetaucht sei und das Leben seiner Familie über das anderer Menschen gestellt habe, als "offensichtliche Lügen" zurück. "Kommandant Yahya al-Sinwar starb den Märtyrertod, nachdem er sich heldenhaft an der Schlacht beteiligte und die größte Schlacht in der Geschichte unseres palästinensischen Volkes anführte", hieß es in einer Hamas-Erklärung. Öffentlich war Sinwar seit dem beispiellosen Großangriff auf Israel vor gut einem Jahr nicht aufgetreten.

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(APA)

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