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Schwester am Wiener Hauptbahnhof erstochen: Spanier vor Gericht

Der 21-Jährige jobbte zuerst als Saisonskoch in Tirol.
Der 21-Jährige jobbte zuerst als Saisonskoch in Tirol. ©APA/HERBERT NEUBAUER
Am kommenden Dienstag steht in Wien ein Spanier vor Gericht, der am 15. Jänner seine Schwester am Hauptbahnhof umgebracht hat. Laut psychiatrischem Gutachten ist er jedoch nicht zurechnungsfähig und soll in eine Anstalt gesperrt werden.
Mordalarm am Hauptbahnhof
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Spanier nicht schuldfähig

Am kommenden Dienstag muss ein Wiener Schwurgericht entscheiden, ob jener 22-jährige Spanier in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen wird, der in der Nacht auf den 15. Jänner am Hauptbahnhof seine ältere Schwester erstochen haben soll. Einem psychiatrischen Gutachten zufolge war der Mann im Tatzeitpunkt nicht zurechnungsfähig und damit auch nicht schuldfähig.

Ihm kann daher nicht vorgeworfen werden, die 27-Jährige vorsätzlich getötet zu haben. Der Staatsanwaltschaft zufolge versetzte er der Schwester mit einem Küchenmesser mit einer Klingenlänge von 20 Zentimeter neun Stiche in den Oberkörper, die das Herz, die Leber und die Lunge beschädigten. Die Stiche wurden mit äußerster Wucht geführt, wie sich bei der Obduktion herausstellte. Die Frau verblutete noch am Tatort.

Erste psychische Auffälligkeiten mit 14 Jahren

Der ursprünglich aus Ägypten stammende Mann war im Alter von neun Jahren von einer spanischen Familie adoptiert worden. Mit 14 traten bei ihm erstmals psychische Auffälligkeiten auf, der Bursch landete in seiner Jugend wiederholt in Pflegeeinrichtungen und Erziehungsanstalten. Im Jänner 2019 verlor er eine Stelle als Saisonkoch in Tirol, er übersiedelte nach Wien, wo er in der Obdachlosenszene strandete.

Nachdem er seine Adoptiveltern telefonisch um Geld gebeten und dabei äußerst wirre Abgaben gemacht hatte, entschlossen sich seine beiden Adoptivschwestern - die eine lebte in London, die andere in Madrid - zur Reise nach Wien, um sich um den Bruder zu kümmern. Beide kamen in der Nacht auf den 15. Jänner am Flughafen Schwechat an, begaben sich kurz vor Mitternacht zum Hauptbahnhof und nahmen die Suche nach dem Bruder auf, wobei sie sich bei Security-Mitarbeitern nach dessen Verbleib erkundigten. Als die Securitys wenig später in der Haupthalle den Gesuchten wahrnahmen, machten sie die Schwestern auf diesen aufmerksam. Der 22-Jährige lief davon.

Mann stach mehrmals auf Schwester ein

Die 27-jährige Schwester und ein Security-Mitarbeiter folgten ihm ins zweite Untergeschoss, wo sich der 22-Jährige in eine Nische vor einem Geschäftslokal zurückzog. Dass er ein Küchenmesser aus seinem Rucksack genommen hatte, sahen die beiden erst, als der Mann plötzlich auf die zehn Meter hinter dem Security stehende Schwester zulief, diese mit der linken Hand in den Schwitzkasten nahm und mit der rechten auf sie einstach. Obwohl die Securitys der Angegriffenen rasch zu Hilfe kamen und den 22-Jährigen überwältigten, war die Schwester nicht mehr zu retten.

Nach seiner Festnahme tätigte der Mann Aussagen ("Manche glauben, ich bin Gott"), die schon damals an seiner Zurechnungsfähigkeit zweifeln ließen. Diese Vermutung bestätigte sich bei der Untersuchung der psychiatrischen Sachverständigen Gabriele Wörgötter. Diese bescheinigte dem Mann eine paranoide Schizophrenie, die von Verfolgungsideen, Größenwahn und religiösen Irrbildern geprägt ist.

(APA/red)

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