Schwere Unwetter und Überschwemmungen: Mure verlegte A9 bei Graz

Die Fahrbahn war gesperrt, so die Asfinag. In Deutschfeistritz, Eggersdorf, und in Nord-Andritz in Graz wurde Zivilschutzalarm ausgelöst, der in der Früh wieder aufgehoben wurde. Betroffen waren die Bezirke Graz-Umgebung, Hartberg-Fürstenfeld und Teile der Südoststeiermark. Auch in Oberwart im Burgenland wurde Zivilschutzalarm ausgerufen.
Wie Ö3 auf dem Kurznachrichtendienst X vermeldete, mussten mehrere Personen bei Übelbach ausgeflogen werden. Harald Eitner von der Landeswarnzentrale sagte der APA, dass die Häuser der Betroffenen durch Schäden von der Umwelt abgeschnitten waren.
Wassermassen überschwemmten Ortszentrum
Die Wassermassen hatten den stark angeschwollenen Übelbach binnen Minuten über das in Deutschfeistritz enge kanalisierte Bachbett treten lassen und das Zentrum des Ortes überschwemmt. Auch Autos wurden mitgerissen und hatten sich zwischen Häusern verkeilt. Laut Feuerwehr waren etliche Menschenrettungen erforderlich. Von den Bezirkshauptmannschaften wurde geprüft, ob für Teile der Bezirke Graz-Umgebung sowie Hartberg-Fürstenfeld der Katastrophenzustand auszurufen sei.
In Graz waren laut der Stadtgemeinde besonders die Bezirke Andritz und Mariatrost betroffen, namentlich u. a. der Andritz- und der Leonhardbach sowie der Bereich um den Hilmteich. In diesen Bereichen wurde Zivilschutzalarm ausgelöst, die Sirenen waren in weiten Teilen des Stadtgebiets zu hören. In einigen Straßen stürzten Bäume um und blockierten die Fahrbahn bzw. die Oberleitungen der Straßenbahn und Stromleitungen.
Bevölkerung wurde zu Vorsicht aufgerufen
Die Landeswarnzentrale Steiermark riet in der Nacht auf Sonntag die Bevölkerung zu äußerster Vorsicht, teilte die Kommunikation Steiermark mit. Die Ufer von Gewässern sollten in den von großen Regenmengen betroffenen Gebieten gemieden werden, Keller von Häusern ebenso. Insgesamt müsse man größte Vorsicht walten lassen, auch wenn die Unwetter und Niederschläge selbst abklängen. Am Morgen des Sonntag schien über weiten Teilen der Steiermark wieder die Sonne.
Die schweren Gewitter mit anhaltendem Starkregen hatten am frühen Samstagabend für Überflutungen im Großraum Graz-Nord und im nördlichen Teil des Bezirks Graz-Umgebung gesorgt. Durch die Regenfälle war im Nahbereich der A9 knapp nach der Anschlussstelle Übelbach eine bis zu 1,5 Meter hohe Schlamm- und Gerölllawine abgegangen, welche die Richtungsfahrbahn nach Süden verlegte. Wenig später erfolgte die Sperre Richtung Norden wegen der anhaltenden starken Regenfälle. Der Verkehr wurde ab 19.00 Uhr in beiden Richtungen ab St. Michael beziehungsweise Deutschfeistritz umgeleitet.
Mitarbeiter der Asfinag und die Feuerwehren begannen sofort mit Hilfe von zwei Baggern die Erdmassen zu beseitigen. Die Arbeiten dürften aber jedenfalls bis Sonntagfrüh dauern. Erst danach könne auch die Strecke begutachtet und festgestellt werden, ob die Mure an der Infrastruktur Schäden verursacht habe, sagte ein Asfinag-Sprecher. Die Umleitung erfolgte über die Brucker Schnellstraße S35 und die Semmering Schnellstraße (S6).
Laut dem Verteidigungsministerium ist das Bundesheer in der Steiermark und dem Burgenland im Assistenzeinsatz, um bei den Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten zu helfen. In der Steiermark unterstützt das Heer mit einem Katastropheneinsatzzug und dem Bau einer Brücke in Feldbach. Auch im Bereich Hartberg-Füstenfeld finden Erkundungen statt. Im Burgenland wurde der Einsatz aufgrund überschwemmter Wahllokale am späten Vormittag erkundet. "Die Menschen in den betroffenen Orten können versichert sein, dass unsere Soldaten gemeinsam mit den zivilen Einsatzkräften alles Mögliche tun werden, um ihnen so schnell wie möglich zu helfen", erklärte Ministerin Klaudia Tanner (ÖVP). Das Heer sei bereit, solange wie nötig im Einsatz zu bleiben, um die Folgen der Unwetterkatastrophe zu bewältigen.
Pflegeheim musste evakuiert werden
Sonntagfrüh musste das Pflegeheim Neudau evakuiert werden, weil es unter Wasser stand, sagte Katastrophenschutz-Chef Harald Eitner im Gespräch mit der APA: "Insgesamt wurden 40 Personen in Sicherheit gebracht." Der Hotspot der Einsätze liege nach wie vor in den Bezirken Graz-Umgebung und Hartberg-Fürstenfeld, teils war die Rede von einem "flächendeckenden" Schadensbild. Für das Gebiet um Hartberg-Fürstenfeld wurden bereits Katastrophenschutzzüge aus anderen Bezirken angefordert. Hier kristallisiert sich vor allem das Einzugsgebiet der Lafnitz als Hotspot heraus. In der Ortschaft Lafnitz war sogar das Feuerwehrhaus überflutet.
Das Wetter habe sich zwar beruhigt, erklärte Eitner - allerdings sei das kein Grund zur Entwarnung. Vor allem Uferbereich von Bächen seien unbedingt zu meiden. Wie genau sich das Wetter entwickeln würde, war vorerst äußerst unsicher. Laut Geosphere Austria soll der Sonntagvormittag trocken bleiben - allerdings könnten sich am Nachmittag erneut schwere Gewitter bilden. Wo genau diese niedergehen, war aber noch unklar.
Hotspots im Burgenland waren die Bezirke Mattersburg und Eisenstadt-Umgebung sowie der Bezirk Oberwart. Für die Stadt Oberwart wurde um 4.14 Uhr Früh am Sonntag aufgrund der angespannten Wetterlage mit Starkregen und Hochwasser eine Zivilschutzwarnung ausgelöst, teilte das Land Burgenland in der Nacht auf Sonntag mit. Bereits kurz vor Mitternacht wurde im gesamten Bezirk Oberwart der Katastrophenfall ausgerufen. Die Bevölkerung wird aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen, sowie tiefer gelegene Räume wie Keller und Tiefgaragen zu meiden. Einsätze der Feuerwehren gab es auch im Bezirk Güssing. Laut dem Landesmedienservice waren gegen 7.00 Uhr Früh im Bezirk Oberwart 55 Feuerwehren ausgerückt, im gesamten Burgenland wurden bis 4.30 Uhr rund 360 Einsätze verzeichnet. Wann der Zivilschutzalarm in Oberwart wieder aufgehoben wird, war zunächst nicht bekannt. Die EU-Wahl soll davon nicht beeinträchtigt sein, bis 7.00 Uhr lagen keine Informationen vor, wonach ein Wahllokal nicht geöffnet werden kann, hieß es.
Im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld waren laut Land Steiermark hunderte Keller und Straßen überflutet, in Lafnitz war ein Damm gebrochen. Zwei Brücken in Kleinlungitz und Schäffern sowie einige weitere in Vorau wurden weggeschwemmt, eine Brücke in Unterlungitz muss noch überprüft werden. Manche Häuser sind dadurch nicht erreichbar. In den frühen Morgenstunden musste das Pflegeheim Neudau evakuiert und die Bewohner in Krankenhäusern untergebracht werden. In Oberrohr und Unterlungitz waren zwei Putenfarmen mit rund 3.000 bzw. 4.000 Tieren von Hochwasser betroffen. Ein großer Teil des Tierbestandes verendet. Umgekommene Tiere wurden weit abgeschwemmt. Es kam zu mehreren Hangrutschungen in Bad Waltersdorf bzw. Sebersdorf sowie Rohrbach, Eichberg und Vorau. Der Landesgeologe einerseits sowie der Katastrophenschutzreferent der Bezirkshauptmannschaft Hartberg-Fürstenfeld war mit einem Vertreter des Bundesheeres im betroffenen Gebiet unterwegs. Das Bundesheer sollte noch am Sonntag, aber spätestens Montag mit 35 Mann anrücken.
Die Muren auf der A9 Pyhrnautobahn hatten laut Asfinag deutlich größere Schäden angerichtet als befürchtet. Insgesamt fünf Muren gingen bei Übelbach auf die Autobahn ab, teils waren die Schlamm- und Gerölllawinen bis zu zwei Meter hoch. Mitarbeiter der Asfinag, der Feuerwehren und Frächter waren mit 20 Lkw und sieben Baggern im Einsatz, um die Erdmassen zu entfernen. Betroffen war auch eine Brücke nördlich der Anschlussstelle Übelbach, deren Pfeiler vom Wasser freigespült wurde. Die A9 muss aus Sicherheitsgründen bis Ende der kommenden Woche in beiden Richtungen gesperrt bleiben.
Feuerwehren mussten auch in NÖ ausrücken
In Teilen Tirols war ebenfalls mit Unwettern zu rechnen. Die Geosphere Austria gab aufgrund aktueller Prognosen bis in die Nacht auf Sonntag Warnstufe "Orange" aus, die dritthöchste auf der vierstufigen Skala. Nach Angaben des Landes waren in Tirol insbesondere in Regionen nördlich des Inntals sowie im "Großraum Wörgl-Kufstein-Fieberbrunn-Hochfilzen" im Unterland mit Unwettern samt Starkregen, Hagelschlag und Sturmböen zu rechnen. Aber auch in den übrigen Regionen des Bundeslands seien Gewitter wahrscheinlich, hieß es in einer Aussendung.
Ausrücken mussten auch die Feuerwehren in Niederösterreich, vorwiegend im Süden. Es gab in Summe mehr als 40 Einsätze, hauptsächlich Auspumparbeiten. In die benachbarte Steiermark beordert wurde indes der Katastrophenhilfsdienst (KHD). Ein KHD-Zug des Bezirks Neunkirchen ging vorwiegend in der Gemeinde Schäffern (Bezirk Hartberg-Fürstenfeld) zu Werke. An Ort und Stelle waren 121 Helfer und 20 Fahrzeuge, berichtete Klaus Stebal vom Landesfeuerwehrverband NÖ. Der Einsatz wurde in den Morgenstunden beendet.
In Oberösterreich standen insgesamt 1.700 Hilfskräfte im Einsatz, ab 19.00 Uhr kamen die ersten Alarmierungen herein. In Summe waren 115 Feuerwehren bei 91 Einsätzen eingesetzt. Am meisten betroffen waren die Bezirke Braunau am Inn, Vöcklabruck, Gmunden, Wels-Land und Linz-Land. Nach derzeitigen Kenntnissen sind keine Personen verletzt worden. Im Vergleich zu anderen Unwettern bewertete das Landes-Feuerwehrkommando das Geschehen in der Nacht auf Sonntag als "weniger gravierend", wie es in einer Pressemitteilung hieß.
Durch das Unwetter hat in der Stadt Salzburg ein 24-jähriger Einheimischer einen Fußgänger am Zebrastreifen übersehen und mit seinem Wagen erfasst. Die Sicht war für den Lenker durch den Starkregen laut Polizei so eingeschränkt, dass er den 35-Jährigen am Schutzweg zu spät bemerkt hatte. Das Unfallopfer wurde auf die Fahrbahn geschleudert und brach sich den linken Schienbeinkopf. Die Rettung brachte den verletzten 35-Jährigen in das UKH Salzburg. Ein Alkotest bei beiden Beteiligten verlief negativ. Die schweren Unwetter bedeuteten vor allem für die Einsatzkräfte in Pfarrwerfen im Bezirk St. Johann im Pongau für zahlreiche Einsätze, wie das Landesfeuerwehrkommando Salzburg mitteilte. Bis Mitternacht sorgten umgestürzte Bäume und überflutete Keller für arbeitsreiche Nachtstunden. Bei einem Wohnhaus in Hanglage wurde ein Fenster eingedrückt und der Keller unter Wasser gesetzt. Im Ort dämmten die Florianis dazu mit Sandsäcken die übergehenden Gerinne und Bäche ein.
(APA/Red)
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.